"Hornsches Tor": Anwohner dürfen bei zu viel Lärm auf Kosten der Stadt ins Hotel

Detmold. Die Abrissarbeiten an der ehemaligen Einkaufsgalerie "Hornsches Tor" gehen in die heiße Phase. Bei einer erneuten Anwohnerversammlung haben die Verantwortlichen der Stadt Detmold nun über die aktuelle Situation auf der Baustelle informiert - und dabei auch einen Blick in die Zukunft gerichtet.

Seit Anfang der Woche seien auf der Baustelle so genannte Longfront-Bagger im Einsatz, wie Thomas Duprée vom gleichnamigen Architekturbüro aus Lemgo, das mit der Planung der Arbeiten betraut ist, erklärt. Die Longfront-Bagger zeichnen sich durch ihre verlängerten Ausleger aus, und lassen Abbrucharbeiten auch in großer Höhe noch wie ein Kinderspiel aussehen. Zurzeit machen sich die Bagger am Treppenhausturm im Osten des früheren Gebäudekomplexes zu schaffen.

Abriss mit Fingerspitzengefühl Darüber hinaus werden auch die Gebäude, die an die Lange Straße angrenzen, langsam aber stetig für den Abriss vorbereitet. "Vor allem das Gebäude, das an das Geschäftshaus von ,Jeans Fritz' angrenzt, muss mit Samthandschuhen angefasst werden, damit das benachbarte Haus durch die Arbeiten nicht beschädigt wird", sagte Duprée. Der Architekt geht davon aus, dass der gesamte Komplex bis zum 24. November oberirdisch vollständig abgetragen ist. Genau so lange soll auch die Einbahnstraßen-Regelung an der Hornschen Straße gelten.

Zwar werde für den Abriss des vorderen Gebäudeteils ein Prallschutzvorhang installiert, damit herabstürzende Steinbrocken nicht auf der Straße landen. "Falls aber doch mal irgendetwas am Vorhang vorbei fällt, bleibt die Straße sicherheitshalber noch gesperrt." Bis zur Woche vom 18. Dezember soll dann auch der Rückbau des Kellergeschosses vollzogen sein.

Bis es soweit ist, haben die Anwohner allerdings noch mit einigen Strapazen zu rechnen . Etwa durch die Lautstärke der Brechanlage, die die Stadt für die Zerkleinerung der Gesteinsbrocken direkt auf der Baustelle verwenden wird. "Wir werden Schallmessungen an den Fenstern der nächstgelegenen Wohnbebauung vornehmen und dementsprechend Schutzmaßnahmen einrichten", berichtete Elke Kuhlemann-Stobbe, Architektin bei der Stadt Detmold. So könnten die Zeiten, in denen das Gestein mit der Maschine gebrochen wird, wenn nötig auf vier Stunden pro Tag eingeschränkt werden.

Anwohner können tagsüber umziehen Fest steht: Rund 8000 Tonnen Stahlbeton sollen von der Anlage nach dem "Urban Mining "-Prinzip geschreddert werden . Das dürfte laut Kuhlemann-Stobbe insgesamt zehn bis zwölf Arbeitstage dauern. Für Anwohner, die das nicht aushalten (wollen), plant die Stadt ein ganz besonderes Angebot: "Es gibt die Möglichkeit, Hotelzimmer oder Ferienwohnungen tagsüber aufzusuchen, die vorübergehend als Ruhe-Inseln dienen sollen", so Kuhlemann-Stobbe. Die Stadt werde dann die Situation prüfen und auch etwaige Kosten für die Zeit der Bauarbeiten übernehmen.

Und was passiert auf der Baustelle, nachdem sämtliche Mauern über und unter der Erde abgetragen wurden? Danach fragte einer der Betroffenen bei der Anwohnerversammlung. Wie Architekt Duprée berichtete, soll das gesamte Grundstück mit einem Holzzaun eingezäunt werden. Ähnlich zu dem, der bereits jetzt um den Baugruben-Parkplatz herum aufgestellt ist.

"Nach dem Abriss wird es vermutlich erst einmal relativ ruhig auf dem Gelände bleiben", informierte der Technische Beigeordnete der Stadt, Thomas Lammering. Vor 2025 werde dort nichts passieren. "Investoren laufen uns bei den aktuellen Preisen nicht gerade die Türen ein."

Stadt ist in Verhandlungen mit Investor Zwar sei die Stadt in Verhandlungen mit einem Interessenten, der ungefähr ein Drittel des Areals - dort wo sich zurzeit der Parkplatz befindet - entwickeln will. Spruchreif sei allerdings noch nichts. Ein Vollversorger inklusive eines Hotels könnte in diesem Bereich entstehen . Den mittleren Teil des Areals will die Stadt mit einer Tiefgarage überplanen. Für den vorderen Bereich an der Langen Straße gibt es laut Lammering aktuell keinerlei Interessenten.

Für die Anwohner der Baustelle "Hornsches Tor" war es die mittlerweile vierte Informationsveranstaltung. Die Resonanz am Dienstagabend war eher schwach: Nur zehn Betroffene fanden den Weg in den kleinen Saal der Detmolder Stadthalle, um den Ausführungen der Fachleute zum aktuellen Stand zu lauschen. Aber: "Wir hätten das auch für eine einzige Person gemacht", erklärte eine Mitarbeiterin der Stadt.

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