Detmold. Vielversprechende Studenten werden auch in Detmold gefördert. Zwei Stipendiaten haben dank der Unterstützung der Stiftung Standortsicherung und der Stadt Detmold Klarheit über ihre Berufswünsche bekommen. Nicole Laska fand über ein Praktikum beim Landtagsabgeordneten Dr. Dennis Maelzer ihren Weg. Alhausien Althalgi musste nach einer Flucht aus Syrien seine Träume Arzt zu werden vorerst aufgeben - findet sein Glück aktuell jedoch als angehender Bauingenieur.
Die Stiftung Standortsicherung habe seit 2007 rund 100 Studenten mit einem Stipendium der Stiftung Studienfonds OWL unterstützt, schreibt die Stiftung in einer Pressemitteilung. Die Stipendien für Studenten der Hochschulen in OWL böten neben der finanziellen Unterstützung eine ideelle Förderung an.
Diese habe der ehemaligen Stipendiatin und studierten Politikwissenschaftlerin Nicole Laska einen entscheidenden Impuls für ihren beruflichen Werdegang gegeben. So habe sie zum Abschluss ihres Master-Studiums ein Praktikum im Büro des Landtagsabgeordneten Dr. Dennis Maelzer absolviert und mittlerweile eine Festanstellung beim Netzwerk Lippe in Detmold gefunden.
Die 26-Jährige habe im vergangenen Jahr acht Wochen lang parteipolitische Luft geschnuppert und die Arbeit im Detmolder Parteibüro sowie am Landtag NRW in Düsseldorf von Dr. Maelzer kennengelernt. „Das Feld der Parteipolitik war definitiv eine Option, jedoch nicht meine erste Wahl für meine berufliche Zukunft“, wird sie zitiert.
Gemeinnützigkeit
Laska habe sich vielmehr einen Job in ihrer neuen Heimat OWL gewünscht, der neben mehr Planbarkeit ebenso Überparteilichkeit biete. „Diesen habe ich beim Netzwerk Lippe gefunden“, freut sich die gebürtige Dortmunderin, die bereits in der Schulzeit ihr Interesse für Politik entwickelt habe.
Laska ist im Bereich Arbeitsmarktintegration und Modellprojekte tätig. Der Aspekt der Gemeinnützigkeit ihres Arbeitgebers gefalle ihr besonders gut: „Es schafft große Motivation, auch unter meinen Kollegen, etwas für die Menschen hier in Lippe zu tun.“
Praktikum
Als Leistungsstipendiatin der Stiftung Studienfonds OWL habe Laska auf einer Veranstaltung der Stiftung Standortsicherung Dr. A. Heinrike Heil getroffen. Sie ist Geschäftsführerin der in Detmold angesiedelten Stiftung, die ebenfalls seit Jahren Stipendien über die Stiftung Studienfonds OWL fördere.
Im gemeinsamen Gespräch habe sich ergeben, dass sich die Studentin praktische Einblicke in die ansonsten eher abstrakte Theorie des Studiums der Politikwissenschaften wünsche. „Dr. A. Heinrike Heil hat mir daraufhin angeboten, aus dem Netzwerk der Stiftung Standortsicherung einen ersten Kontakt zum Landtagsabgeordneten Dr. Dennis Maelzer herzustellen“, erzählt sie. Nach gelungener Kontaktaufnahme und erfolgreicher Bewerbung hätte es dann noch etwa ein Jahr gedauert, bevor Laska das Praktikum angetreten habe.
Bauingenieur statt Arzt
Auch die Stadt Detmold fördert einen Stipendiaten. Bauingenieur oder Mediziner – für Alhausien Althalgi (28) habe es nur diese zwei Berufswünsche gegeben. „Bauingenieur ist es letztlich geworden. An der Technischen Hochschule OWL in Detmold arbeitet der junge Mann gerade an seiner Bachelorarbeit und will dann Kurs auf den Masterstudiengang nehmen“, schreibt die Stadt in ihrer Pressemitteilung.
Von der Stadt Detmold werde er dabei mit einem Sozial-Stipendium unterstützt. „Alhausien Althalgi fährt Bestnoten ein, engagiert sich in der Unterstützung nachfolgender Studierender und fühlt sich in Detmold sehr wohl.“ Dabei habe er vor wenigen Jahren noch vor der völligen Ungewissheit gestanden.
Im Jahr 2015 habe sich der damals 20-Jährige auf eine monatelange, gefährliche Reise ins Unbekannte gemacht. Sein Heimatort in Syrien war von der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) besetzt worden, Alhausien floh über die Grenze in die Türkei, per Boot nach Griechenland und dann zu Fuß über den Balkan und durch Österreich bis er schließlich in Hamburg landete. „Damit war das ersehnte Ziel Deutschland erreicht, wo schon viele seiner Verwandten studiert hatten. Das wollte der Einser-Abiturient auch.“ Allein sechs Ärztinnen und Ärzte habe seine Familie hervorgebracht. Doch das Medizinstudium sei an der am Anfang zu hohen Sprachbarriere gescheitert.

Erstsemester profitieren von „Mathe-Crack“
Stattdessen habe Alhausien Althalgi auf eine Empfehlung hin noch eine Reise auf sich genommen - „diesmal aber sehr viel sicherer und schneller“ - von Hamburg nach Detmold, um an der TH OWL den zweiten Berufstraum Bauingenieurwesen zu realisieren. „Ein Glücksfall für ihn und seine Mitstudierenden, denn der junge Syrer ist unter anderem ein Crack in Mathe und Mechanik. Von seinem Wissen profitieren Erstsemester, er profitiert hingegen sprachlich von dem Austausch mit den Kommilitoninnen und Kommilitonen“, schreibt die Stadt.
Unterstützung im Studium erhalte er durch die Stadt Detmold, die seit 2009 im Studienfonds OWL ausgewählte Studierende mit einem Sozial-Stipendium bedenke. Das umfasse nicht nur eine finanzielle Förderung, sondern auch Workshops, kostenlose Bewerbungstrainings, Firmenbesichtigungen, Fachvorträge, Praktika oder kulturelle Veranstaltungen. „Durch das Stipendium und den Studienfonds OWL kann Alhausien Althalgi viele Kontakte knüpfen und sein fachliches Know-how erweitern“, wird Thorsten Brinkmann, Geschäftsführer der GILDE-Wirtschaftsförderung, zitiert.
Alhausien hat seit Jahren seine Familie nicht gesehen
Der angehende Ingenieur könne sich sehr gut vorstellen, seinen Berufsweg an der Hochschule fortzusetzen – mit dem Mastergrad und später vielleicht einer Promotion. „Ich möchte gern etwas entwickeln, was den Menschen hilft“, sagt er und peilt dabei das neue Feld digitales Bauen an.
Er fühle sich wohl in Detmold und wolle bleiben. Aber es liege ein Schatten auf allem: Seit 2017 hat der Student keinen Kontakt mehr zu seiner Familie, deren Schicksal in Syrien völlig ungewiss sei. „Das ist schwer. Aber ich habe schon so viel geschafft, ich gebe die Hoffnung nicht auf, meine Familie wiederzufinden.“