Unerwarteter Fund bei Arbeiten in der Detmolder Fußgängerzone

Detmold. Derzeit wird die für den Winter provisorisch geschlossene Baugrube in der Langen Straße zwischen der Krummen Straße und dem Marktplatz mit grobem Gerät wieder geöffnet. Außerdem werden neue kleinere Gruben ausgehoben, um die Kanal-Hausanschlüsse neu zu machen. In einer Grube direkt am ehemaligen Kaufhaus &bdquo;Sonntag“ kommen statt Bagger und Presslufthammer aber eher Pinsel und Kelle zum Einsatz. Vorsichtig legen Arbeiter einer archäologischen Grabungsfirma alte Mauerreste frei.

Es sind zwei parallele Mauern, jeweils etwa 50 bis 60 Zentimeter dick. &bdquo;Bei diesen Mauern handelt es sich wahrscheinlich um einen Löschwassergraben aus dem 17. Jahrhundert“, schreibt Stadt-Pressesprecherin Daniela Lang. &bdquo;Dieser verläuft auf der gesamten Länge des ersten Bauabschnittes parallel zu der westlichen Bebauung.“ Dieser werde nun dokumentiert und kartiert. &bdquo;Anschließend können in Abstimmung mit dem LWL die Mauern im erforderlichen Umfang abgebrochen werden, da diese unmittelbar in der zukünftigen Fernwärmetrasse liegen und auch jetzt schon für die Hausanschlüsse ein Hindernis darstellen.“

Alte Bauakten wälzen &bdquo;Das erste Mal haben wir die Mauern bei Arbeiten vor ehemals Wiese entdeckt und untersucht“, sagt Dr. Elke Treude, Bodendenkmalpflegerin beim Lippischen Landesmuseum. Bei den weiteren kleinen Baugruben für die jeweiligen Hausanschlüsse in Richtung Marktplatz habe man immer wieder den weiteren Verlauf bestätigt und fotografisch dokumentiert. Da die Arbeiten im Untergrund am Marktplatz endeten, dokumentiere man dort nun den sichtbaren Endpunkt des Kanals. Ob es wirklich ein Löschwasserkanal sei, müsse noch durch weitere Untersuchungen bestätigt werden. &bdquo;Aber bei der Sanierung des Rosentals haben wir ähnliche Kanäle gefunden, die der Feuerwehr als alte Löschwasserkanäle bekannt waren.“

Aber an dieser Stelle in der Langen Straße habe man solche Kanäle nicht vermutet. &bdquo;Das war eine schöne Entdeckung“, sagt Treude. Die Ergebnisse der Dokumentation werde sie mit Kollegen bewerten und diskutieren. &bdquo;Wir müssen die Archivquellen durchschauen - vielleicht auch im Landesarchiv, falls die Archive der Stadt nicht weit genug zurückreichen. Schauen, ob es noch alte Bauakten gibt.“

Weil bei Arbeiten im historischen Stadtkern immer mit solchen Funden zu rechnen sei, werde jede Baumaßnahme dort archäologisch begleitet. Die Stadt habe als Bauherrin nun dafür zu sorgen, dass der Fund dokumentiert werde, erklärt Treude. &bdquo;Eine archäologische Grabungsfirma hat den Auftrag dafür bekommen. Diese muss sich mit der Oberen Denkmalbehörde abstimmen und eine Grabungsgenehmigung beantragen und dafür ein Grabungskonzept vorlegen.“

Google Streetview für Archäologen Für die genaue Dokumentation werde das sogenannte SfM-Verfahren angewandt, erklärt Treude. Das steht für &bdquo;Structure from Motion“, also Struktur aus Bewegung. Dabei können aus der Überlappung zeitversetzter Fotos 3D-Informationen gewonnen und es kann später eine Art virtuell begehbares Google-Streetview-Modell des Grabungsortes erzeugt werden. &bdquo;Das erfordert zwar eine aufwendige Nachbearbeitung“, sagt Treude, &bdquo;dafür ist man vor Ort aber wesentlich schneller.“ Letztendlich hält die notwendige archäologische Dokumentation die Bauarbeiten am Kanal also weniger lang auf, als es eine genaue Vermessung und Handzeichnungen der vorgefundenen Situation tun würden.

&bdquo;Das ist heute das übliche Vorgehen“, sagt Treude. &bdquo;Es ist natürlich schade, dass die alten Mauerreste teilweise zerstört werden müssen, aber wir leben in Detmold ja nicht in einem Museumsdorf.“

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