Detmold. Die Schauspieler allesamt in schwarz gekleidet, die gleichen schlichten, schwarzen Ordner vor sich, behalten ihren neutralen Tonfall bei: „In den hell erleuchteten Speisesaal eines Landhotels nahe Potsdam treten nach und nach gut zwei Dutzend Menschen“, lesen sie aus den jüngst veröffentlichten Recherchen von Correctiv: „Geheimplan gegen Deutschland“. Etwa 100 Zuschauer wohnten der Lesung bei, „mehr als geplant“, schreibt das Landestheater in einer Pressemitteilung.
Und weiter lesen Banar Fadil, Adrian Thomser, Gernot Schmidt und Magdalena Weiß: „Manche sind Mitglied bei der AfD, ein führender Kopf der Identitären Bewegung ist dabei. Manche sind Burschenschafter, dazu Bürgertum und Mittelstand, Juristen, Politikerinnen, Unternehmer, Ärzte. Auch zwei CDU-Mitglieder sind dabei, Mitglieder der Werteunion.“
„Grundwerte zur Diskussion stellen“
„Anders als für eine Lesung üblich, wurde kein Roman oder Gedichtband vorgetragen“, heißt es weiter. Die Veröffentlichung über das geheime Treffen „hochrangiger AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarker Unternehmer“, welche „nichts Geringeres als die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland“ planten, habe zu Massenprotesten in vielen Städten geführt - auch in Lippe. Auch das Landestheater sehe sich in der Aufgabe, Grundwerte zu diskutieren und zur Diskussion zu stellen. So werde etwa das Thema Antisemitismus konkret thematisiert, wie in der Produktion „Artur Aronymus“ von Else Lasker-Schüler unter der Regie von Gerhard Hess in der vergangenen Spielzeit.
Die Lesung sei ein weiterer Beitrag zur Diskussion gewesen. „Sobald die Mitglieder des Schauspielensembles das Foyer-Restaurant betraten, herrschte Stille. Alle lauschen gespannt und rühren sich kaum. Manche schlossen die Augen. Ein Tisch mit vier Stühlen, vier Mikrofonen und vier Schauspieler - mehr brauchte es nicht, um die Aufmerksamkeit zu erlangen.“
Keine politische Denkrichtung wird vorgegeben
Die Veranstaltung habe sich so neutral wie möglich gehalten. „Das Landestheater sieht sich nicht in der Position, eine Wertung abzugeben. Es geht darum, einen Beitrag zur Meinungsbildung zu leisten, dabei jedoch keinesfalls eine politische Denkrichtung vorzugeben. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass das Kollegium des Landestheaters aus Menschen unterschiedlicher Nationalitäten besteht, ist es den Mitarbeiter wichtig, gemeinsam für Toleranz, Gerechtigkeit und Demokratie zu stehen.“
Das Ensemble habe sich nach der Lesung zurückgezogen, eine Podiumsdiskussion gab es nicht. „Auch damit wollte das Landestheater die Wertung des Textes dem Publikum überlassen.“