Apotheken-Sterben in Detmold bedroht die Versorgung

Detmold. Von 97 Apotheken sind in Lippe nur noch 72 übrig. Und auch an Detmold geht das Apothekensterben nicht vorbei: 2009 waren es noch 22, jetzt sind es 16. Nachdem im Frühjahr die Eichholz-Apotheke in Spork-Eichholz/Remmingausen geschlossen hatte, machte nun auch die Südholz-Apotheke dicht. Das Problem zumeist: Es finden sich keine Nachfolger. Das betonten der Vorsitzende der Bezirksgruppe im Apothekerverband, Christian Schmidt aus Detmold und Dr. Lars Ruwisch aus Lage als Mitglied im Kammervorstand bei einer Regionalkonferenz der Apotheker in der vergangenen Woche .

Südholz- und Eichholz-Aportheke sind dicht Was die Südholz-Apotheke an der Lageschen Straße angeht: Dort wurde Ende Juni geschlossen. Ein Schild weist darauf hin, dass die Räume wieder zu vermieten sind. Dabei befinden sich dort und im unmittelbaren Umfeld der Apotheke auch Ärzte – normalerweise die Lebensader für eine Apotheke. Ein weiteres Schild am Eingangsbereich erklärt: Alle Beschäftigten sind von der Melvigo-Apotheke im Kaufland übernommen worden – immerhin. Über Gründe für die Schließung und den Wechsel war in den vergangenen Tagen für die LZ allerdings nichts in Erfahrung zu bringen.

Während es in der Nähe andere Apotheken gibt, die in die Lücke springen können, ist das in Remmighausen und Eichholz allerdings anders. Wer aus den beiden Ortsteilen Medikamente will, der muss sich ins Auto setzen oder einen Bringdienst nutzen. Sebastian Sokolowski, Sprecher der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, hatte dazu erklärt: &bdquo;Am Ende entscheidet die Wirtschaftlichkeit.“ Apotheken machten ihren Umsatz bis zu 80 oder 90 Prozent mit verschreibungspflichtigen Medikamenten. Schließe zum Beispiel ein Hausarzt, folge oft die Apotheke.

Das Detmolder Apotheken-Schließen scheint symptomatisch für die Branche zu sein. Bei der Regionalkonferenz der Apotheker in Detmold hatten Christian Schmidt aus Detmold und Dr. Lars Ruwisch aus Lage herausgestellt: Generell werde der Beruf immer unattraktiver, und es gebe immer größere Probleme, Personal zu finden. Die Tarifverträge würden stark steigen. Um das zu bezahlen, hätten Wochenarbeitszeiten reduziert werden müssen, was wiederum zu weniger präsentem Personal führe und zu mehr Arbeit für den Einzelnen. Auch Mieten würden stets steigen.

Apotheker stehen &bdquo;mit dem Rücken zur Wand“ Christian Schmidt: &bdquo;Irgendwann steht man halt als Apotheker mit dem Rücken zur Wand, irgendwann geht es nicht mehr, wenn nichts mehr übrig bleibt und sich außerdem kein Nachfolger findet.“ Faktisch hätten die Apotheker selbst seit 20 Jahren ein eingefrorenes Gehalt und müssten Kapital anrühren, das eigentlich für ihren Ruhestand bestimmt sei. Das gehe so nicht: &bdquo;Es muss mehr Geld ins System fließen.“

Nun komme auch noch ein neues Gesetz , das Apotheker zwar entlasten solle, aber eher das Gegenteil bewirke. Christian Schmidt schildert, dass es absolut nicht hilfreich sei, wenn Apotheken auch von Personen betrieben werden könnten, die gar keine Apotheker seien.

Das gehe zulasten der Qualität und der Beratung sowie zulasten der Sicherheit von Patienten. Wenn da jemand wegen eines Juckreizes komme, dann könne ein Apotheker dann doch eher an den Hausarzt empfehlen, falls sich nach seiner Einschätzung etwas Ernsteres dahinter verbirgt: &bdquo;Wir sind auch ein Sicherungssystem“, so Schmidt. Zudem stehe der demografische Wandel im Hintergrund: Die Menschen würden immer älter, womit der Bedarf an Medikamenten und folgerichtig der Bedarf an Apotheken wachse.

Schon im letzten Jahr waren Lippes Apotheker dafür auf die Straße gegangen und hatten ihre Geschäfte einen Tag lang geschlossen. Es gab eine Kundgebung auf dem Detmolder Marktplatz. Damit sollten Zeichen für eine alarmierende Lage gesetzt werden – denn die Leidtragenden seien am Ende die Patienten im ländlichen Raum.

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