Neues Gewerbegebiet in Detmold: Darum sind die Anlieger sauer auf die Stadt

Detmold-Heidenoldendorf. Das neue Gewerbegebiet &bdquo;Alte Ziegelei“ an der Bielefelder Straße kommt. Damit gehen vorbereitende Arbeiten auch im Umfeld der gegenüber liegenden Sichterwiese einher, in deren Umfeld außerdem eine Kita errichtet werden soll und für die irgendwann auch eine Wohnbebauung anstehen könnte. In allen Bereichen fühlen sich Anlieger weder mitgenommen, noch ausreichend informiert. Sie haben eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen.

Die Anlieger rund um das Areal – zum Beispiel in der Wilhelm-Busch-Straße, Arndstraße und Sichterwiese – beklagen sich über einen Kanalbau. Von dem Plan hätten sie nur aus der LZ erfahren. Sie fürchten grundsätzlich, dass es durch das neue Gewerbegebiet &bdquo;Alte Ziegelei“ auf dem früheren Betonwerk Sander zu Flächenversiegelungen komme, die Überschwemmungen der Wiese zur Folge hätten sowie vollgelaufene Keller und unter Wasser stehende Gärten. Dazu komme es bereits jetzt und auch in der Vergangenheit. Außerdem befürchten sie Auswirkungen von Altlasten auf dem Sandergelände, die aufgrund der topografischen und geologischen Bedingungen des Untergrundes an die Oberflächen gespült werden könnten beziehungsweise ins Grundwasser gelangen.

Sie sind der Auffassung, dass eine mittelfristige Bebauung der Wiese schädlich für die Frischluftzone und das Klima sei. &bdquo;In ihrem Bebauungsplan zur Kita Sichterwiese von 2023“, so die Initiative, &bdquo;bestätigt die Stadt Detmold, dass es sich hierbei um ein bedeutendes Frisch- und Kaltluftliefergebiet handelt. Wenn die Bedeutung einer solchen Zone für die Stadt Anerkennung findet, weshalb soll dann das Gebiet bebaut werden?“

Die geplante Kita und eine denkbare künftige Bebauung würden außerdem weitere Flächenversiegelungen zur Folge haben und könnten wiederum Überschwemmungen im Bereich Wilhelm-Busch-Straße nach sich ziehen. &bdquo;Wenn das Gebiet bebaut und damit versiegelt wird, steigt die Wassermenge, die nicht versickert, deutlich an und fließt in die Kanalisation der Wilhelm-Busch-Straße“, so die Initiative. Sie befürchtet zudem erheblichen Verkehr im Wohngebiet durch die kommende Kita, die sie außerdem für nicht erforderlich und fehlplatziert halten.

&bdquo;Wir haben zu den unterschiedlichen Verfahren einige Eingaben gemacht, hierzu aber keine Antworten erhalten“, schildern Sprecher der Initiative. Es habe außerdem - im Gegensatz zu anderen größeren Projekten der Stadt - keinerlei Bürgerinfo oder Versammlung oder Schreiben an die Anlieger zum Gewerbegebiet und anderen Planungen gegeben, bei der alle Fragen hätten geklärt werden können. Daher fühle man sich grundsätzlich nicht mitgenommen und übergangen.

Viel Verkehr durch neue Kita Seitens der Stadt erklärt deren Sprecher Thorsten Engelhardt: &bdquo;Für die Stadt Detmold ist es wichtig, der Wirtschaft Expansionsmöglichkeiten zu geben und damit Arbeitsplätze in Detmold zu halten beziehungsweise neue zu schaffen. Gleichzeitig ist es Ziel, diese ökonomischen Belange mit ökologischen und sozialen Interessen überein zu bringen. Deshalb wird ein neues, nachhaltiges Gewerbegebiet weitestgehend auf dem Gelände des ehemaligen Betonwerks Sander entwickelt und damit eine Brache reaktiviert.“

Das Gewerbegebiet müsse natürlich ordnungsgemäß erschlossen werden. Ein erster Schritt dazu seien diverse Erdarbeiten auf dem ehemaligen Sandergelände selbst, dann folge der Kanalbau, mit dem an der tiefsten Stelle begonnen werden müsse. Dieser liege an der Wilhelm-Busch-Straße. Dort werde an den vorhandenen Kanal angeschlossen, statt für deutliche Mehrkosten einen neuen Kanal parallel der Bielefelder Straße zu bauen. Die Untere Wasserbehörde und die Untere Bodenschutzbehörde des Kreises Lippe hätten im Bebauungsplanverfahren keine Bedenken geäußert.

Das nachhaltige Gewerbegebiet &bdquo;Alte Ziegelei“ trage diesen Beinamen auch deshalb, weil die versiegelte Fläche so gering wie möglich gehalten werden soll. &bdquo;Dazu zählen Dachbegrünung und ein zentraler Parkplatz statt vieler kleiner Stellflächen, nicht mehr benötigte Fläche soll entsiegelt werden“, erklärt Engelhardt. Das dennoch anfallende Oberflächenwasser werde in einem Doppelkammer-Regenrückhaltebecken, das ausreichend dimensioniert wird, unterhalb der Bielefelder Straße zurückgehalten und entsprechend langsam an den Kanal abgegeben. Die bekannte Altlast auf dem Gelände werde gesichert. Dabei handele es sich um eine alte Hausmülldeponie, die im Erdreich komplett mit einer Folie abgedeckt werde, um Auswaschungen zu verhindern.

&bdquo;Viele Möglichkeiten für Infos und Bürgeranhörung“ Es sei frühzeitig über die allgemeinen Ziele und Zwecke der Planung sowohl durch Offenlage des Vorentwurfs und auch durch eine Bürgeranhörung am 27. September 2022 öffentlich informiert worden. Thorsten Engelhardt: &bdquo;Darüber hinaus bestand während der Entwurfsoffenlegung die erneute Möglichkeit zur Stellungnahme.“ Verfahrensschritte und Verfahrensunterlagen seien zum Beispiel im Ratsinformationssystem oder auf den einschlägigen Internetseiten der Stadt Detmold einsehbar und nachvollziehbar gewesen.

Nach dem Ratsbeschluss zur Bauleitplanung am 20. Juni 2024 sei den Eingebern das Abwägungsergebnis schriftlich mitgeteilt worden. &bdquo;Es kann also keine Rede davon sein“, so Engelhardt, &bdquo;dass die Bürger nicht mit einbezogen worden sind. Unsere Pressemitteilung zum Kanalbaustart diente zudem als Vorabinformation, die Anlieger werden durch die beauftragte Firma ebenfalls noch informiert.“

Diese Baumaßnahme finde unabhängig von einer möglichen Wohnbebauung und Errichtung einer Kita auf der Sichterwiese statt. Zu diesen Themen gibt es bisher kein Planungsrecht. Eine frühzeitige Beteiligung sei im Herbst 2023 durchgeführt und den Eingebern eine Eingangsbestätigung mit Hinweis auf das weitere Verfahren übermittelt worden. In einer der nächsten öffentlichen Sitzungen des Stadtentwicklungsausschusses würden diese Eingaben dann behandelt. Danach gehe es in die zweite Offenlegungsrunde. Dann könnten erneut Eingaben gemacht werden.

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