„Hörfest Neue Musik“ steht im Hangar 21 in Detmold unter dem Motto „Im Rausch der Klänge“

Detmold. Rauschhafter Genuss bei Neuer Musik – geht das? Dr. Jörg-Peter Mittmann, künstlerischer Leiter des Festivals &bdquo;Neue Musik“ meint &bdquo;ja, das geht.“Das 15. &bdquo;Hörfest Neue Musik“ ist im Hangar 21 unter dem Motto &bdquo;Im Rausch der Klänge“ eröffnet worden. An drei Tagen gibt es bei freiem Eintritt ein facettenreiches Programm von romantischer Orchestermusik über experimentelle Klänge bis hin zum Free Jazz.

Ekstase, Leidenschaft und Versinken im Hörgenuss sind Vorstellungen, die man mit romantischer Musik, Jazz, Rock und Pop verbindet. Neue Musik wirkt dagegen nüchtern und intellektuell. Der rauschhafte Genuss von Klängen steht offenbar im Gegensatz zur Neuen Musik. Der spannungsreiche Widerspruch setzt Energien und Denkprozesse frei. Das Hörfest lotet den reizvollen Kontrast zwischen dem intellektuellen Gepräge zeitgenössischer Kunstmusik und dem sinnlichen Genuss aus.

Zwischen Moderne und Gegenwart Unter der Überschrift &bdquo;Klangrausch – Musik im Dialog“ interpretierten im Eröffnungskonzert das Ensemble Horizonte unter Leitung von Mittmann im Wechsel mit der in Lippe erstmals aufgetretenen OWL-Kammerphilharmonie Minden unter Leitung von Naoko Grünberg-Sakai Werke zwischen Romantik und dem Aufbruch in die Moderne sowie drei Musikbeiträge der Gegenwart.

Die &bdquo;Nachtmusik“ (2017) des Schweizers Jean-Luc Darbellay (geb. 1946) erzielte mit nur sieben Musikern eine große Wirkung. Zarte Streicherklänge paarten sich mit weichen Klängen der Flöte, Bassklarinette und Posaune. Das Ensemble Horizonte ließ eine große Klangsinnlichkeit mit raffinierten instrumentalen Effekten entstehen. Im wohltemperierten Pianissimo entwickelte das Werk eine hypnotische Spannung und verhauchte im Nichts.

Dazu passte der spätromantische Klangrausch, den Gustav Mahlers ruhiges &bdquo;Adagietto“ aus der Sinfonie Nr. 5 für Streicher und Harfe bot. Im dichten Zusammenspiel gelang den Musikern der OWL-Kammerphilharmonie eine beeindruckende Dramatik voller Sentimentalität, die den Hörer zärtlich umarmte.

Erlesene Klangmalerei Filigran und geräuschhaft kam das Stück &bdquo;Jenseits der Bäume“ daher, das Jörg-Peter Mittmann (geb. 1962) für Streicher, Bassklarinette, Fagott und Schlagzeug 2013 komponierte. Verfremdete Spieltechniken sorgten für überraschende Klänge im sphärischen Zusammenspiel.

Erlesene Klangmalerei erzielte die OWL-Kammerphilharmonie mit dem &bdquo;Siegfried-Idyll“ von Richard Wagner, das der Komponist 1870 uraufführte. Als letzter Versuch Wagners auf dem sinfonischen Terrain Fuß zu fassen, ist das Werk von einer transparenten Klangschönheit durchdrungen.

Als Hommage an die Lebenskraft der Lotusblüte hat die Komponistin Malika Kishino (geb. 1971) das Stück &bdquo;himmelwärts“ (2006) geschrieben, das mit luftigen, geräuschhaften Tönen der Bassflöte den hallenden Hangar füllte. Mit Atemgeräuschen des Flötisten, Impulsen des Schlagzeugs oder dem Pizzicato der Streicher vertonte das Ensemble Horizonte die Lebenskraft der Blüte.

Ein wahrer Klangrausch Bei der Feuervogel-Suite, die Igor Strawinsky 1919 schrieb, füllte sich die Bühne, da sich beide Ensembles vereinten. Die Musik zum Feuervogel versetzt in Ekstase, betört, erschreckt, verzaubert und gilt richtungsweisend zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Orchester spielte unter dem inspirierenden Dirigat von Naoko Grünberg-Sakai rhythmisch pointiert, verlieh jedem Satz einen ausdrucksstarken Charakter und mündete im Finale in einen wahren Klangrausch, der rund 100 Gäste begeisterte, die mit viel Beifall dankten.

Am Samstag, 5. Oktober, beginnt das Hörfest ab 17 Uhr im Hangar 21. www.initiative-neue-musik-owl.de

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