Dieses Team verhilft Bedürftigen in Detmold zu echten Glücksmomenten

Detmold. Anfängliche Ungläubigkeit, dann große Freude und Dankbarkeit. Das sind die Reaktionen, die Katrin Girlich, Jutta Vösgen, Sabine Hilbert-Opitz, Helga Werthmann und Beate Meuss bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit erhalten. Die fünf bilden das Kartenteam des neu gegründeten Vereins &bdquo;Kulturloge Lippe“ und vermitteln Eintrittskarten für Kulturveranstaltungen, die nicht verkauft werden konnten oder gespendet worden sind, an Menschen an oder unterhalb der Armutsgrenze. Die Rückmeldungen sind positiv. Aber auch Ängste und Hemmschwellen begegnen den Ehrenamtlichen immer wieder.

&bdquo;Beim ersten Kontakt muss man schon einige Vorbehalte abbauen“, berichtet Helga Werthmann. Bei einigen sei es schon länger her, dass sie den Flyer ausgefüllt hätten. Jetzt merkten sie erst, dass es losgehe. &bdquo;Der Zusatzgewinn für mich sind nette Kontakte. Wir helfen auch über die Aufmerksamkeit, die wir den Menschen entgegenbringen.“

Familien mit Kindern erreichen Die Dankbarkeit der Empfänger findet Jutta Vösgen besonders toll. &bdquo;Ich hatte eine Familie, die &bdquo;Die Konferenz der Tiere“ im Landestheater anschauen konnte. Die haben sich so gefreut“, erzählt die Detmolderin. Mehrmals sei nachgefragt worden, ob das denn wirklich stimme und ob das Angebot wirklich kostenlos sei.

Gerade die Kinder liegen auch Sabine Hilbert-Opitz am Herzen: &bdquo;Wenn man überlegt, wie viele Kinder sonst nicht ins Theater kommen würden“, sagt die pensionierte Lehrerin. Viele Veranstaltungen hätten eine sehr homogene Zielgruppe, andere gesellschaftliche Schichten würden nicht erreicht. &bdquo;Es ist uns ein Anliegen, Familien mit Kindern, aber auch andere Menschen zu erreichen und ihnen Teilhabe zu ermöglichen. Sie sollen sich als Teil der Gesellschaft fühlen“, erklärt Katrin Girlich.

Gründung im Mai Die Kulturloge ist Ende 2023 an den Start gegangen, im Mai 2024 stand dann die Vereinsgründung an . Seitdem hat sich einiges getan. Weitere Ehrenamtliche wurden gesucht, das Kartenteam gebildet. Dann musste Infrastruktur aufgebaut werden: Eine Kommunikationsplattform in Form einer Excel-Tabelle, auf die alle Zugriff aus dem Team haben, entstand. Diensthandys wurden angeschafft. Der Kontakt zu Kulturpartnern wurde aufgebaut, die ersten Spenden gingen ein. Bei Sozialpartnern wie der Detmolder Tafel oder dem Verein &bdquo;Lipper für Lipper“ wurden Flyer ausgelegt, über die sich Bedürftige für das Angebot registrieren können.

Mittlerweile hat die Kulturloge 135 angemeldete Gäste, bei denen aber meistens auch noch Partner und/oder Kinder dahinter stehen. Unterm Strich kommen laut Katrin Girlich etwa 400 Menschen zusammen. Sieben Kulturpartner, darunter zum Beispiel das Landestheater und das Kultur-Team der Stadt Detmold, unterstützen den Verein und seine Arbeit und spendeten seit Ende der Sommerpause bereits 162 Eintrittskarten. Dazu kommt eine große Spendenaktion zu Weihnachten.

Hemmschwellen und Ängste &bdquo;Von 20 Karten wurden in der Regel 18 vermittelt“, bilanziert Katrin Girlich. Die fünf Ehrenamtlichen sehen in ihrer Datenbank, wer welche Interessen hat: Der eine mag Theater, der andere geht lieber ins Konzert oder Kino. Kommt ein Kartenkontingent rein, rufen sie die potenziellen Empfänger an.

Dabei verhehlt das Team nicht, dass sie auch auf Hemmschwellen und Ängste treffen. Wo ist das? Was ziehe man da an? Liegt da wirklich eine Karte für mich an der Abendkasse oder werden mich die Leute dort groß angucken und mich wieder wegschicken? All das sind Fragen, die dem Kartenteam schon begegnet sind. Insbesondere Mobilität sei ein großes Thema. Es gebe Ängste, dass der Bus nicht fahre oder dass man spätabends lange auf das Anrufsammeltaxi warten müsse. Dazu kommen die Kosten für den ÖPNV, die nicht für jeden erschwinglich seien.

Ein bisschen Sozialarbeit Durchschnittlich 30 Prozent der Gäste erscheinen wegen Hindernissen nicht, was dann wiederum zu Enttäuschung bei den Spendern führt. &bdquo;Wir haben da auch eine starke Vermittlerrolle“, erklärt Katrin Girlich. Die Ehrenamtlichen fragten im Gespräch mit den Empfängern viel nach. Sie erläutern beispielsweise, wo das Theater ist und wie man sich dort zurechtfindet. Außerdem bitten sie um verbindliche Zusagen, erinnern kurz vor der Veranstaltung noch einmal mit einer SMS an das Event und fragen im Anschluss noch einmal per Telefon nach, wie es gewesen ist.

&bdquo;Ein bisschen Sozialarbeit ist das auch“, sagt Jutta Vösgen. Immerhin gehe es um Menschen mit anderen Lebensrealitäten. Einige trauten sich Dinge nicht zu, bei anderen fehle auch schon mal die Zuverlässigkeit. &bdquo;Sie lernen aber auch, das Angebot wertzuschätzen“, ergänzt die Detmolderin mit Blick auf die vergangenen Monate. Einige fragten mittlerweile sogar von sich aus nach bestimmten Veranstaltungen oder meldeten Wünsche an. Für die vielen positiven Rückmeldungen lohne sich die Arbeit auf jeden Fall. Da ist sich das Kartenteam einig.

Spenden sind willkommen Und weitere Pläne gibt es auch schon: Die &bdquo;Kulturloge Lippe“ würde gerne noch andere Veranstaltungen anbieten können, zum Beispiel sportliche oder Kino. Und auch in anderen Städten würde sie gerne Netzwerke aufbauen, mit einem Kartenteam und entsprechenden Partnern aus der Kultur und dem sozialen Bereich.

Geldspenden sind weiterhin möglich. Mit einigem Vorlauf können auch privat gespendete Eintrittskarten vermittelt werden. Und auch eine Mitgliedschaft und die Mitarbeit bei der &bdquo;Kulturloge“ sind möglich. Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.kulturloge-lippe.de

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