Parkhaus statt Tiefgarage: Verspielt Detmold seinen historischen Charme?

Detmold. Mit der Entwicklung am Hornschen Tor könnte die Stadt Chancen vergeben und Trümpfe nicht ausspielen. Das ist die Befürchtung von Rüdiger Dorn (81). 41 Jahre lang war er Vorsitzender des Interessenverbandes Haus & Grund für privates Immobilieneigentum mit 2000 Mitgliedern in Detmold und kennt sich in der Detmolder Immobilien-Landschaft gut aus. Und die könnte nach seiner Meinung am Hornschen Tor mehr gebrauchen als nur ein Parkhaus, ein Hotel und einen Supermarkt.

Vor allem das Parkhaus ist dem Rechtsanwalt und Notar a.D. Rüdiger Dorn ein Dorn im Auge, der auch lange Jahre Vorsitzender des Regional- sowie des Bundesverbandes von Haus & Grund war. Zum Jahresende hat er sein Amt abgegeben, ist nun Ehrenmitglied in dem Verein, für den er seit 1973 tätig gewesen ist.

Eine historische Möglichkeit Detmold verfüge über ein Sahnegrundstück von 10.000 Quadratmetern Größe und habe aus Sicht von Immobilienexperten die einmalige, ja, historische Chance, auf diesem exponierten Grundstück etwas zu gestalten. Und quasi zum Abschied aus seiner bisherigen Vorsitzenden-Funktion und aus jahrzehntelanger Praxis und Expertise möchte er der Stadt und dem Rat empfehlen, am Hornschen Tor mehr zu schaffen, als bislang geplant ist, und auch kein Parkhaus, sondern lieber eine Tiefgarage zu bauen.

&bdquo;Aktuell bleibt in Detmold der Eindruck“, schildert Dorn, &bdquo;dass an dieser exponierten Stelle der Stadt die Bebauung so preiswert wie möglich gemacht werden soll.“ Natürlich seien das vorgesehene Hotel und ein Supermarkt sinnvolle Lösungen. Parkmöglichkeiten müsse es ebenfalls geben – aber besser in der Tiefe, anstatt wieder ein Parkhaus in die Höhe zu bauen wie gehabt. &bdquo;Das hat viele Menschen über Jahre hinweg geärgert, es wäre eine Schande, das einfach wieder so zu machen.“

Befürchtung: Es soll bloß alles preiswert sein Dorn meldet sich, weil die Planung für ein mehrgeschossiges Parkhaus am Hornschen Tor nun vorangetrieben werden soll. Noch könnten Stadt und Rat die Bremse ziehen und anders planen und denken. Sicherlich wäre eine geschlossene Bebauung zur Hornschen Straße hin gut. Aber nicht mit einem Parkhaus, sondern lieber mit preiswertem zentralen Wohnraum, denn an dem fehle es in Detmold. Auch zur Grabenstraße hin wäre aus seiner Sicht Wohnraum sinnvoll, wiederum Büros beziehungsweise darunter Geschäfte zur Langen Straße. Die Fläche über der Tiefgarage könne man als kleinen innerstädtischen Park anlegen. Generell sei eher eine Idee zu bevorzugen, wie sie von einem ersten Investor ins Auge gefasst worden war, der seinen Deal mit der Stadt dann aber wieder einvernehmlich auflöste.

Sicherlich sei die Finanzlage der Stadt angespannt, man müsse Investoren finden. Aber: Die Stadt könne ergänzend ja auch selbst tätig werden und investieren. Sie finde ja diverse Wege, Wohnraum auch an anderen Stellen der Stadt zu schaffen , auch mit Genossenschaften, Fördergeldern ... Gerade hat sich Detmold zum Beispiel um ein Förderprojekt für den Ausbau von leeren Obergeschossen in der Innenstadt zu Wohnraum für 2,4 Millionen Euro beworben. Warum also nicht am Hornschen Tor solchen Wohnraum neu schaffen – auch für ältere Menschen? &bdquo;Zur Grabenstraße – das ist Südseite. Dort könnte man Wohnungen schaffen wie an den Werreterrassen, nur noch viel zentraler.“ Dorn ist sich sicher: Die Nachfrage nach solchen Wohnungen wäre sehr groß. Bezahlbar müsse es natürlich bleiben, aber da sieht er kein Problem.

&bdquo;Nachfrage wäre sehr groß“ Die Stadt sieht da allerdings schon ein Problem - auch, was eine reine Tiefgarage angeht. &bdquo;Der Gedanke, ein Parkhaus in die Erde zu bauen, ist im Vorfeld auch erörtert worden“, schildert Stadt-Sprecher Thorsten Engelhardt. &bdquo;Allerdings ist der Bau eines Parkhauses in das Erdreich hinein sehr viel teurer als ein Bau nach oben und wäre damit weniger wirtschaftlich.“ Mit Rücksicht auf den Einkaufsstandort Detmold sei entschieden worden, mehr Raum für Parkplätze zu schaffen und die Zahl von ursprünglich rund 170 Parkplätzen auf 336 aufzustocken.

Wohnungsbau werde in den Planungen für das Hornsche Tor ebenfalls berücksichtigt und könnte sich sowohl im vorderen Teil zur Langen Straße hin finden als auch an der Grabenstraße. &bdquo;Allerdings sind die Bodenrichtwerte dieser Innenstadtlage so hoch, dass ein reiner Mietwohnungsbau am Markt nicht zu platzieren wäre und dem Grundgedanken, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, zuwider laufen würde“, so Engelhardt weiter.

Stadt: &bdquo;Wohnungen wären zu teuer“ Das Hornsche Tor sei ein wesentlicher Eckpfeiler für die Weiterentwicklung der Stadt, insbesondere der Innenstadt. &bdquo;Um hier überhaupt eine qualitativ passende Entwicklung zu ermöglichen, hat der Bürgermeister erreicht, dass mit dem Investor Ten Brinke ein Auflösungsvertrag aus dem ehemaligen Vergabeverfahren ohne finanzielle Belastung der Stadt Detmold geschlossen wurde.“ Der Bürgermeister habe daraufhin bereits 1,7 Millionen Euro Fördermittel vom Land im Rahmen der Innenstadtentwicklung für den Abriss des Gebäudes eingeworben. &bdquo;Weitere Förderprogramme sind derzeit nicht aufgelegt bzw. angesichts der Finanzsituation von Bund und Land nicht absehbar. Die Förderung für das Urban Pulse Projekt basiert auf dem Thema Nachhaltigkeit bzw. Ressourcenschonung, da es ausschließlich um Bestandshäuser bzw. -wohnungen geht“, erklärt Engelhardt.

Nunmehr sei die Stadt dabei, dieses Gelände selbst zu entwickeln und damit die Steuerung für die künftige Gestaltung zu nehmen. Dafür sei das Gelände in drei Abschnitte aufgeteilt. &bdquo;Ein Abschnitt ist der Bau des Nahversorgers und Hotels im östlichen Abschnitt. Im mittleren Abschnitt soll das Parkhaus entstehen, im westlichen Abschnitt zur Langen Straße sind unterschiedliche Nutzungen denkbar und werden aktuell auch kalkuliert, unter anderem Flächen für Praxen, Büros und Gastronomie, aber auch großflächiger Einzelhandel. Wir befinden uns dazu auch in Gesprächen mit Marktteilnehmenden“, schildert Thorsten Engelhardt.

Neuer Vorsitzender Der neue Vorsitzende von Haus & Grund in Detmold ist Jörg Jäger. Sein Stellvertreter ist Oliver Groß, der für Günther Berwinkel gewählt wurde. Schatzmeister ist Michael Reum, Beisitzer Christian Lüdeking, Schriftführer Christopher Bartel. Haus & Grund ist seit mehr als 100 Jahren sachkundiger Verhandlungspartner für Regierungen, Parteien und Medien. Rund 1000 Ortsvereine bundesweit bieten Service für Immobilienbesitzer, von der Beratung für Mitglieder im Miet-, Wohnungseigentums- und Nachbarrecht bis zum Versicherungsschutz. Haus & Grund informiert über alle wichtigen Themen, von der Rechtsprechung bis zur Haustechnik. Die Geschäftsstelle in Detmold ist in der Paulinenstraße 37.

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