Rüdiger Hoffmann begeistert in Detmold mit „Mal ehrlich“

Detmold. Mal ehrlich: Wer Rüdiger Hoffmann (60) kennt, weiß genau, worauf er sich einlässt. Mit seiner unnachahmlichen Langsamkeit, seinem trockenen ostwestfälischen Humor und seiner lakonischen Art, Alltagskatastrophen auszubreiten, begeisterte der in Paderborn geborene Kabarettist in der Stadthalle Detmold sein Publikum.

Rund 300 Zuschauer ließen sich mitnehmen auf eine Reise durch Hoffmanns Erzählungen und skurrile Erlebnisse, die sich irgendwo zwischen absurder Komik und gnadenloser Wahrheit bewegen.

Lässige Kleidung, dynamische Musik Begleitet von dynamischer Musik und in lässiger Kleidung, Turnschuhen, zerschlissener Jeans, Sakko und schwarzem T-Shirt betrat er die Bühne und begrüßte seine Fans mit dem kultigen Begrüßungssatz: &bdquo;Ja, hallo erstmal... Ich weiß gar nicht, ob Sie’s wussten“.

In seinem neuen Programm &bdquo;Mal ehrlich“ setzte er sich mit den Krisen und Sorgen des Alltags auseinander – stets mit einem Augenzwinkern. Ob es das Horror-Konzert seines Teenager-Sohnes Benny war, das Online-Shopping-Drama mit seiner Frau oder Power-Rentner Franky, der Probleme hatte, sein Alter anzunehmen – Hoffmann erzählte seine Geschichten mit jener gemächlichen, fast schlafwandlerischen Ruhe, die sein Markenzeichen ist.

Als Meister der Entschleunigung zeichnet ihn seine ruhige entspannt nuschelnde Sprechweise aus, mit der er sein Publikum hypnotisiert. Ob der Spannungsbogen immer bis zum Schluss hält, bleibt fraglich. Genüsslich gießt er sich ein Glas Wasser ein und trinkt es in aller Ruhe aus, was bereits für Situationskomik sorgt. &bdquo;Ich mach ein Päuschen und tu was für meine Work-Life-Balance“ fügte er für Leute mit Abi hinzu. Damit beuge er dem Burnout vor. &bdquo;Sie wollen ja auch nicht, dass da ein ausgebrannter Künstler auf der Bühne sitzt.“ Um ihn herum würden die Leute wie die Fliegen umkippen. &bdquo;Das sind alles meine Mitarbeiter, die nicht auf ihren Biorhythmus und ihre Säuren-Basen-Balance achten.“

In den 90er-Jahren war Hoffmann zusammen mit Jürgen Becker Pionier der deutschen Stand-Up-Comedy. Sein Album &bdquo;Der Hauptgewinner“ war einst die meist verkaufte Sprach-CD der Welt. Zudem ist er der einzige Comedian, der vor einem Konzert der Rolling Stones auftrat und 80.000 Menschen zum Lachen brachte. Im Fernsehen ist er nicht nur als Comedian unterwegs, sondern ist auch in Filmen wie der Komödie &bdquo;7 Zwerge - Männer allein im Wald“ zu sehen.

Humor mit Tiefgang und langem Atem Die Kunst Hoffmanns liegt nicht nur in der Pointensetzung, sondern auch in der scheinbaren Banalität seiner Geschichten, die doch jeder kennt. &bdquo;Mal ehrlich, wer war nicht schon mal in einem Schulkonzert des Grauens?“ fragte er ins Publikum, um dann mit unschlagbarer Ironie zu schildern, wie sein Sohn &bdquo;leidenschaftlich, aber wenig talentiert“ Querflöte in der Aula einer piefigen Schule spielte. Die Zuschauer lachten schallend, vielleicht auch, weil sie sich selbst wieder erkannten.

Doch Hoffmann kann auch gesellschaftskritisch. So widmete er sich der Smartphone-Sucht mit gewohnt trockener Gelassenheit. &bdquo;Bei Leuten, die ständig auf ihr Handy glotzen, könnte ich komplett ausrasten“. &bdquo;Nee, sie meinte ich gar nicht“, sagte er in Richtung einer Zuschauerin, die sich angesprochen fühlte und schnell ihr Handy weglegte. &bdquo;Sie haben bestimmt einen wichtigen Grund, etwa Push-Nachrichten von Granu Fink oder so“ Sein Fahrbegleiter schaue sogar während der Autofahrt Handyfilme, anstatt den Ausblick zu genießen. &bdquo;Der Sohn meiner Bekannten .. und mir, chattet den ganzen Tag mit seinem besten Freund, auch wenn der mit ihm auf dem Sofa sitzt.“ Da müsse doch irgendwas schiefgelaufen sein in der Erziehung meiner Bekannten. Die gucke sogar ganze Serien auf dem Handy.

Die Sache mit dem Darm ... Bei ihm komme noch die Sache mit seinem Darm hinzu. Sein Darm brauche den Spiele-Sound der Artillerie-Computerspiele von Angry Birds, sonst laufe da gar nichts. &bdquo;Ich brauch’ ja kein Handy – nur für Facebook, TikTok, Bundesligaergebnisse und ab und zu auf der Toilette.“ Die Mischung aus Selbstironie und scharfsinniger Beobachtung machte den Abend zum Genuss für Freunde des gehobenen Humors.

Besonders große Begeisterung erntete Hoffmann mit seinem Bericht über die Kleiderauswahl seiner Bekannten, die an Loriot erinnerte. Die Frage: &bdquo;Schatz, wie gefällt dir das Kleid - aber sei ehrlich!“, leite stets ein großes Entscheidungsgefecht ein. Das Publikum konnte sich vor Lachen kaum halten.

Neben seinen Anekdoten bewies Hoffmann auch sein musikalisches Talent. Am Keyboard präsentierte er mit unaufgeregter Lässigkeit mehrere Songs.

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