So soll der Bürgerwald in Detmold aussehen - und das sagt die Politik

Detmold. Die Planung für den Bürgerwald, den die Stadt Detmold zwischen Freilichtmuseum und Johannettental anlegen will, ist fortgeschritten. Nachdem sich der Flächenerwerb hingezogen hat, liegt jetzt ein Konzept für Umsetzung auf dem Tisch - und angesichts der bewilligten Fördermittel drängt nun auch die Zeit. Gleichzeitig regt sich Protest bei Anwohnern, die dem Projekt an der geplanten Stelle kritisch gegenüber stehen.

Was genau ist geplant?

Die Stadt möchte auf einer 55.000 Quadratmeter großen Grünlandfläche, welche zwischen dem Freilichtmuseum und dem Johannettental liegt (Lagebezeichnung Fischerkamp) und rückwärtig an die Grundstücke am Nachtigallenweg angrenzt, einen Bürgerwald schaffen. Dazu gibt es einen politischen Beschluss von Dezember 2022 . Im Herbst 2024 hat die Stadt die Fläche nach längeren Verhandlungen durch einen Grundstückstausch vom Landesverband Lippe erworben und einen Plan für die Umsetzung erstellt, der in dieser Woche dem Stadtentwicklungsausschuss des Stadtrates vorgestellt wurde.

&bdquo;Es geht darum, den Baumbestand im Sinne der Nachhaltigkeit zu stärken, und um eine ökologische Aufwertung einer ehemals landwirtschaftlich genutzten Fläche“, erklärte Nadine Vormweg vom Team Freiraumplanung der Stadtverwaltung. Dazu soll es eine Initialpflanzung mit zehn &bdquo;Klima-Bäumen“ geben: Hainbuche, Berg-Ahorn, Holzapfel, Wildbirne, Stieleiche, Winterlinde, Flatterulme, Eberesche, Purpur-Erle und Spitzahorn. Diese seien nach den Kriterien Klima, PH-Wert und Standorteigenschaften ausgewählt und mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt worden. Bürger können Baumpatenschaften übernehmen und Bäume spenden, sodass die Bepflanzung nach und nach zunimmt.

Dazu kommen in den Randbereichen, also zu der umgebenden Bebauung hin, fünf Flächen mit Sträuchern (in einem Abstand von mindestens acht Metern zu den Grundstücken), vier Wildblumeninseln, die ein- bis zweimal pro Jahr gemäht werden sollen, und Insektenhotels. Erschlossen wird das Gelände durch Schotterrasenwege, da es der Naherholung dienen soll. &bdquo;Das alles hat einen naturnahen Charakter, vom Typ wie ein Landschaftspark“, betonte Vormweg. Der Eingriff sei minimal. So werde beispielsweise keinerlei Boden abgefahren.

Was sagen die Anwohner?

Die Anwohner des Nachtigallenwegs sind verärgert und haben sich schriftlich an den Stadtentwicklungsausschuss und den Bürgermeister gewandt. &bdquo;Durch Zufall haben wir von den sehr konkreten und detaillierten Planungen der Stadt zur Errichtung eines Klimawaldes erfahren. (...) Wir fühlen uns nicht informiert und schon gar nicht mitgenommen und möchten uns hiermit über diese Vorgehensweise beschweren“, heißt es unter anderem darin. Momentan haben viele der Anwohner einen weiten Ausblick auf die niedrig bewachsene Grünfläche und den Bäumen an deren Rändern. Nun befürchten sie, dass sehr viele und teils auch sehr hohe Bäume nahe an den Wohnhäusern gepflanzt werden, die Grundstücksnutzung dadurch beeinträchtigt wird und PV-Anlagen beschattet werden.

In der Ausschusssitzung fasste Herbert Dierker als Vertreter der Anwohner die Forderungen noch einmal zusammen: weniger und weniger große Bäume und diese weiter unten in der Senke; leicht und günstig zu pflegende Wiesenabschnitte, die im Sommer bei Brandgefahr leicht gemäht werden können, für Spaziergänger schöne Sichtachsen und Weitblick zulassen sowie Insekten viel Raum geben; nur solche Bepflanzungen und Wege, die auch bei knappen Geldmitteln dauerhaft gepflegt werden können; keine Weg-Mäander; eine Einbeziehung der Wiesenlandschaft bis hin zum Dolzer Bach.

Warum wurden die Anwohner nicht beteiligt?

Hierzu verwies Martin Kölczer, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, auf den Beirat für Bürgerbeteiligung, bei dem alle Vorhaben der Stadt gemeldet werden und der sich dann für oder gegen eine Bürgerbeteiligung ausspricht. &bdquo;Wenn der Beirat beschließt, dass keine Beteiligung stattzufinden hat, ist das so. Dann gibt es erst eine Information, wenn es um die Patenschaften geht“, sagte er.

Was sagt die Politik?

Klaus Brand (SPD) richtete sich direkt an die Anwohner: &bdquo;Ihr Schreiben verwundert sehr“, sagte er in der Sitzung. In Detmold gebe es den Beschluss, dass für gefällte Bäume Ersatz geschaffen werden müsse - und auf der besagten Fläche sei Platz dafür. Er schlug vor, sich noch einmal mit den Anwohnern zusammenzusetzen.

Wulf Herrmann (Grüne) gab an, dass die Grünen gegen den Flächentausch mit einem sechsstelligen Betrag als Tauschsumme gewesen seien. Angesichts des Anwohnerprotests beantragte er, die Angelegenheit noch einmal in die Verwaltung zu geben und die Planung gegebenenfalls zu korrigieren. Ansonsten sah er sich in der Zwickmühle: &bdquo;Es ist eigentlich ein Unding, als Grüner gegen Bäume zu sein.“

Marc Fasse (CDU) wünschte sich, dass die Bürger mitgenommen werden und es noch einmal eine Anhörung oder Begehung gibt. Guido Wendt (FDP) konnte sich kaum vorstellen, wie sich die Anwohnerwünsche nach Sichtachsen und Wiesenlandschaft und ein Bürgerwald überein bringen ließen. Victor Hübner (AfD) sah nicht die Notwendigkeit, den Bürgern etwas aufzuwingen, was sie nicht wollen.

Warum entsteht jetzt Zeitdruck?

Grund dafür sind die Fördermittel, die die Stadt vom Bund erhält (90 Prozent der Gesamtkosten von 175.000 Euro), und die nicht verfallen sollen. Fachbereichsleiter Martin Kölczer: &bdquo;Das Tauschgeschäft mit dem Landesverband hat sich lange hingezogen. Bis Ende des Jahres muss gebaut und abgerechnet sein. Wir können daher nicht vertagen.“

Was wurde beschlossen?

Der Antrag der Grünen auf Vertagung wurde bei einer Enthaltung der FDP abgelehnt. Anschließend wurde die Umsetzung der Pläne bei einer Gegenstimme der AfD und der Enthaltung der Grünen beschlossen. Gegen Bäume zu stimmen, kam laut Wulf Herrmann für die Fraktion dann doch nicht in Frage. Gleichzeitig herrschte Konsens, dass mit den Anwohnern noch einmal erörtert werden soll, ob die Planung hinsichtlich ihrer Wünsche noch angepasst werden könnte.

Wie geht es jetzt weiter?

Der Zeitplan sieht vor, dass im Frühjahr die ersten Bäume und Sträucher gepflanzt werden. Ab Sommer sollen Bürger dann Baumpatenschaften beantragen können, bevor der Bürgerwald im November mit der Pflanzung der ersten Patenschaftsbäume eröffnet wird.

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