Historischer Rundgang: Das passierte rund um die Befreiung Detmolds am 4. April 1945

Detmold. Am 4. April 1945, vor genau 80 Jahren, marschierten Soldaten der 30. US-Division in Detmold ein und beendeten damit die nationalsozialistische Herrschaft in der Region. Trotz des kriegsbedingten Leids und der Zerstörung, die in vielen deutschen Städten vorherrschten, blieb Detmold im Vergleich weitgehend verschont. Doch auch hier sind die Spuren des Zweiten Weltkriegs bis heute sichtbar. Aus diesem Anlass lädt das Stadtarchiv Detmold im Rahmen seines stadtgeschichtlichen Projekts zu einem besonderen Stadtrundgang ein.

Geleitet wird die Führung von Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink und dem ehemaligen Detmolder Bürgermeister Friedrich Brakemeier. Gemeinsam möchten sie die Geschichte rund um den 4. April 1945 lebendig werden lassen und den Teilnehmern die Ereignisse von damals näherbringen. Der Rundgang beginnt am Freitag um 15 Uhr vor dem Rathaus in Detmold. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.

Bomber standen schon bereit &bdquo;Detmold hat viel Glück gehabt zum Kriegsende“, betont Sunderbrink. Während in anderen deutschen Städten schwere Zerstörungen durch Luftangriffe und Kämpfe das Stadtbild prägten, kam Detmold weitgehend glimpflich davon. Grund dafür war auch eine Verkettung glücklicher Umstände, verrät Brakemeier: &bdquo;Es gab Berichte, dass Bomber bereits startklar waren, doch ein aufziehendes Gewitter verhinderte den Angriff.“ Zudem leisteten die verbliebenen deutschen Truppen in der Stadt kaum noch Widerstand. Brakemeier erinnert daran, dass lediglich in Berlebeck noch vereinzelte Schießereien stattfanden, ein großflächiges Aufbäumen jedoch ausblieb.

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Wie Detmolder Bürgerprotest die historische Altstadt rettete Besetzung der Fabrik Klingenberg in Detmold ist Thema Der Rundgang führt zu historischen Stätten, die in den Tagen der Befreiung von besonderer Bedeutung waren. Dazu gehört unter anderem das Geburtshaus von Ruth Michaelis-Jena, einer jüdischen Buchhändlerin, deren Geschäft während der NS-Zeit Ziel antisemitischer Übergriffe wurde. Ihr Haus wurde während der Befreiung zerstört. Auch die Wiesenstraße und der Bereich um den Bahnhof, wo ebenfalls Gebäude beschädigt wurden, sind Teil der Führung.

Erinnerungen und Zeitzeugen Ein wichtiger Aspekt der Führung ist auch die Frage, wie die Detmolder Bevölkerung mit den einmarschierenden amerikanischen Truppen umging. &bdquo;Die Kinder waren begeistert und bettelten um Schokolade“, weiß Sunderbrink zu berichten. Doch sie betont zugleich: &bdquo;Wir dürfen nicht vergessen: Die Deutschen waren nicht die Opfer, sondern die Täter. Diese Benennung muss ganz klar sein.“ Die Führung greift auf Zeitzeugenaussagen zurück, unter anderem von Pfarrer Schwabedissen, der heute in Bochum lebt und als Kind die Befreiung miterlebte.

Nach dem Einmarsch stellte sich die Frage: Wie geht es weiter? Der damalige NSDAP-Bürgermeister hatte laut Sunderbrink die Stadt verlassen und so übernahm zunächst der Unternehmer Alexander Hofmann die Geschäfte, bevor später Dr. Richard Moes als geschäftsführender Bürgermeister eingesetzt wurde. Auch die politischen Strukturen mussten neu organisiert werden: Die britischen Besatzungsbehörden setzten einen provisorischen Stadtrat ein und bereiteten die demokratische Neuordnung &bdquo;von unten“ vor. Passend dazu geht die Führung weiter zum Kaiser-Wilhelm-Platz und schließlich zum Landgericht. Der ehemalige Lippische Landtag ist heute Teil des Landgerichts Detmold.

Dazu lädt die Stadt Detmold für Donnerstag, 8. Mai, zu einem Vortrag von Prof. Dr. Arnd Bauerkämper (Freie Universität Berlin) in die Stadthalle ein. Unter dem Titel &bdquo;Der 8. Mai 1945 - Folgen und Deutungen in den beiden deutschen Staaten“ beleuchtet der Historiker die Bedeutung des Kriegsendes und die unterschiedlichen Erinnerungen in Ost- und Westdeutschland. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im kleinen Festsaal, der Eintritt ist frei.

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