„Das ist alt – kann das weg?“Detmolder planen ihre Stadt neu in vielen Bildern

Detmold . Rund 40 Interessierte haben sich in der Langen Straße am Detmolder Hof versammelt, um unter Leitung von Frank Budde – Kurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und Mitglied der &bdquo;Bürgeraktion Stadtsanierung“ – an einem besonderen Stadtrundgang teilzunehmen. Unter dem Titel &bdquo;Das ist alt – kann das weg?“ luden die Veranstalter zum Nachdenken über vergangene und zukünftige Entscheidungen in der Stadtplanung ein.

Der Rundgang ist Teil des stadtgeschichtlichen Projekts &bdquo;Vom Gigantismus zur historischen Innenstadt“, das die baulichen Veränderungen der Stadt seit den 1970er-Jahren dokumentiert und zur Diskussion stellt. Dabei wurde deutlich, wie sehr Detmold in den letzten 200 Jahren sein Gesicht verändert hat – oft mit Verlusten, die heute bedauert werden.

Frank Budde führte die Teilnehmer zu verschiedenen Stationen der Innenstadt und forderte sie auf, selbst in die Rolle von Stadtplanern zu schlüpfen. Die Aufgabe: entscheiden, ob ein Gebäude abgerissen, erhalten oder historisch rekonstruiert werden sollte. Anhand historischer Fotos und Vorher-Nachher-Vergleiche wurde anschaulich, wie stark Eingriffe vergangener Jahrzehnte das heutige Stadtbild prägen.

In den 1970er-Jahren bestimmten autogerechte Städteplanungen und der Wunsch nach Modernisierung das Handeln. Detmold sollte damals eine vierspurige Ringstraße erhalten. Fördermittel für Stadtsanierungen führten zu weitreichenden Abrissen historischer Bausubstanz. Die Lippische Landes-Zeitung warnte bereits 1972 in einem Artikel mit dem Titel &bdquo;Romanze in Staub und Müll“ vor den Folgen des Abrisswahns.

Im selben Jahr gründete sich die &bdquo;Bürgeraktion Stadtsanierung“, um dem zunehmenden Verlust städtischer Identität entgegenzuwirken. Mit Altbürgermeister Friedrich Brakemeier und Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink werden die damaligen Entwicklungen heute kritisch reflektiert.

Beispiele für Stadtumbau mit Folgen Eindrucksvoll waren die Beispiele, die während des Rundgangs besprochen wurden. So wurde entschieden:

Das darf bleiben

Detmolder Hof (Lange Straße 19): Um 1560 erbaut, mehrfach für Hotelnutzung umgestaltet, bis heute ein prägendes Gebäude der Innenstadt. Westfälisches Haus (Krumme Straße 2): 1604 errichtet, 1897 für gastronomische Zwecke umgebaut. Das zweite Stockwerk wurde entfernt, um Platz für einen größeren Gastraum zu schaffen. Rathaus am Marktplatz: 1828 als klassizistisches Repräsentationsgebäude erbaut. Dafür mussten das schlichte Renaissance-Rathaus und drei angrenzende Bürgerhäuser weichen – zur Vergrößerung des Marktplatzes. Das sollte rekonstruiert werden

Hansa-Haus (Lange Straße 20): 1913 als erstes mehrstöckiges Kaufhaus der Stadt erbaut; dafür wurde das Fachwerkhaus &bdquo;Brüggemeier“ (1706) abgerissen. 1972 fielen auch die Nachbarhäuser Nr. 22 und 24 der Erweiterung von Kaufhaus Wiese zum Opfer. Haus Elfriede (Lange Straße 61): Das Fachwerkhaus von 1591 wurde 1897 durch ein Geschäftshaus im Stil des Historismus ersetzt, das 1958 wiederum einem Neubau wich. Haus Erda (Lange Straße 71): 1840 errichtet, 1972 abgerissen. Stolpersteine erinnern heute an die jüdischen Bewohner. Einkaufsgalerie (Lange Straße 73): An dieser Stelle stand einst die Fürst-Leopold-Akademie (1916), die 1977 für den Karstadt-Neubau weichen musste. Viele wünschen sich eine Rekonstruktion. Palais Petri (Lange Straße 93): 1838 errichtetes klassizistisches Stadtpalais, 1973 trotz Protesten abgerissen. Auch hier plädieren viele für eine Wiederherstellung. &bdquo;Wir sollten dringend darauf achten, welche Werte und Schätze wir vor Ort haben und nichts mehr leichtfertig dem Abriss oder Verfall opfern“, mahnte Frank Budde. Viele &bdquo;moderne“ Gebäude seien keine langfristigen Lösungen und hätten den Charme der Stadt nachhaltig beeinträchtigt.

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der VHS Detmold-Lemgo statt. Ansprechpartnerin für das Projekt ist Dr. Bärbel Sunderbrink vom Detmolder Stadtarchiv, sie ist erreichbar per E-Mail an stadtarchiv@detmold.de.

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