Betreuungsrecht: Weshalb der Ansturm vor dem Landgericht Detmold nicht zu bewältigen war

Kreis Lippe/ Detmold. Mit diesem gewaltigen Andrang hat das Landgericht Detmold nicht gerechnet. Etwa 300 Menschen bildeten am Montagabend eine gigantische Schlange vor dem Gerichtsgebäude. Sie alle wollten sich zur landesweiten Woche des Betreuungsrechtes über entscheidende Themenblöcke wie Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht informieren. Dazu hatten die hiesigen Gerichte extra eingeladen. Etwa die Hälfte kam am Ende nicht mehr rein, da die Kapazitäten in Saal 143 ausgeschöpft waren.

Dabei versuchte das Team im Gericht, noch alles möglich zu machen, was eben ging. Es wurden Stühle geschleppt, jeder machbare Zentimeter des Raumes ausgeschöpft - und selbst die Richterbank für Publikum freigegeben. Vor der Tür blieben dennoch weit mehr als hundert enttäuschte und teils gefrustete Gesichter zurück. So einen Ansturm habe man einfach nicht kommen sehen, hieß es im Nachhinein vom Landgericht.

Enttäuschte Gesichter vor dem Gerichtsgebäude Das Thema hatte offenbar einen Nerv getroffen. Dabei nannten die Wartenden ganz unterschiedliche Gründe für ihr Interesse. &bdquo;Ich betreue gerade jemanden, das ist einfach sehr komplex“, sagte eine Frau in der Schlange. Sie selbst sei 68 Jahre alt, ihre zu betreuende Freundin mit 82 schon älter. Daher habe sie gehofft, am Infoabend einen Überblick über ihre Möglichkeiten zu bekommen. Am Ende gehört sie zu dem hinteren Teil der Schlange, der wieder unverrichteter Dinge nach Hause muss.

So ging es einigen. &bdquo;Wir haben die Unterlagen schon zu Hause liegen, aber wir müssen uns jetzt auch mal damit beschäftigen“, sagte Dagmar Meyer. Der Infoabend sei eine gute Gelegenheit dazu. Zwar hätten sie und ihr Mann die Thematik rund um eine Patientenverfügung schon länger im Kopf, sie würden es aber immer wieder vor sich herschieben.

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Nur vereinzelt blitzten jüngere Gesichter in der Schlange hervor. Bianka Witt und ihrer Tochter Lena sei erst neulich durch eine Reportage im Fernsehen bewusst geworden, dass nicht nur Ältere sich für den Fall der Fälle wappnen sollten. &bdquo;Meine Tochter wird jetzt bald 18“, erklärte Witt. &bdquo;Wenn dann etwas passiert, zum Beispiel ein Unfall, habe ich gar kein Recht mehr, informiert zu werden.“ Deshalb wollten sich Mutter und Tochter gerne beraten lassen. Die 17-Jährige hätte im Saal wahrscheinlich sogar den Preis für die jüngste Zuschauerin gewonnen, aber auch das Mutter-Tochter-Gespann stand zu weit hinten in der Reihe - und kam nicht mehr rein.

Gericht will Nachholtermin anbieten Währenddessen gaben Notar und Rechtsanwalt Wolf-Dieter Tölle aus Detmold sowie Richterin Michelle Wichmann vom Amtsgericht Blomberg im voll besetzten Sitzungssaal des ehemaligen Landtags mit Impulsvorträgen niederschwellig Einblicke in die komplexe Thematik. Detmolds Amtsgerichtsdirektor Michael Wölfinger führte durch den Abend, Landgerichtspräsidentin Gisela Nagel hatte zuvor als Gastgeberin die tatsächlich zahlreichen Gäste begrüßt.

Am Ende reichte die Zeit kaum aus, um alle Facetten der Themenbreite abzubilden. Die ein oder andere Frage konnten die Gäste aber noch bei einem Getränk auf dem Gerichtsflur klären. &bdquo; Wir freuen uns über das überwältigende Interesse an unserer Veranstaltung“, teilte die stellvertretende Landgerichtssprecherin Dr. Jessica Tonius im Nachgang mit. Das Landgericht bedauere aber ebenfalls, dass man nicht allen Interessierten eine Teilnahme aus Kapazitätsgründen hatte ermöglichen können. Noch am Montagabend entschied sich das Gericht daher, noch eine weitere Veranstaltung anzubieten.

Weitere Infos folgen.

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