Abschied nach 30 Jahren: Warum Wilfried Mellies aus Hiddesen den Hut nimmt

Detmold-Hiddesen. Wilfried Mellies und Hiddesen sind untrennbar miteinander verbunden. Der 79-Jährige ist nicht nur in dem Ort geboren und aufgewachsen, sondern hat ihn sich wortwörtlich ins Wohnzimmer geholt. Unzählige Hermannfiguren sowie Gläser, Teller, Schalen und viele andere Gegenstände mit dem grünen Recken zieren Vitrinen, Wände und so ziemlich jeden anderen freien Platz im Haus. Der leidenschaftliche Sammler kann nicht vom Sammeln lassen. Aus einem anderen Bereich zieht sich Wilfried Mellies dagegen zurück: Nach seiner Ratstätigkeit beendet er nun auch sein Amt als Ortsbürgermeister - und zwar nach 30 Jahren.

&bdquo;Ich wollte nicht warten bis andere sagen: Der Alte kann langsam in Rente gehen“, sagt der 79-Jährige mit einem Augenzwinkern. Deshalb hatte er bei der letzten Kommunalwahl schon nicht mehr für den Stadtrat kandidiert, dem er insgesamt 20 Jahre angehörte - und zwar immer direkt gewählt, darauf ist er besonders stolz. Und deshalb hat er vor zwei Monaten auch seinen Rückzug als Ortsbürgermeister erklärt. &bdquo;Aus Altersgründen habe ich jetzt auch das Recht zu sagen, dass es reicht und dass Jüngere rankönnten“, findet der Hiddeser.

Gegen Stelleninhaber angetreten Er selbst ist schon in jungen Jahren Mitglied in der CDU geworden, ohne zunächst wirklich aktiv zu sein. Darauf angesprochen, ob er auch mal bereit wäre, höhere Aufgaben zu übernehmen, sei er nicht abgeneigt gewesen. &bdquo;In Hiddesen ist das eh nicht einfach. Aber da ich Sparkassen-Direktor in Hiddesen war, wusste ich, wie schwierig Menschen sein können, und habe gedacht: Das kann ich mir zumuten“, sagt der 79-Jährige, der für seine resolute Art bekannt ist und selten ein Blatt vor den Mund nimmt.

Nachdem die Sparkassen-Führung grünes Licht für ein Ehrenamt gegeben hatte, trat Wilfried Mellies innerhalb der CDU gegen Fritz Haverbeck als Kandidat für den Ortsbürgermeister-Posten (1994) und gegen Dieter Krüger als Kandidat für den Stadtrat (1999) an. Beide Male gewann er die Stimmen für sich, wurde gewählt - und war für manch einen danach der Böse. Heute quittiert der Hiddeser dies mit einem Schulterzucken: &bdquo;Ich bin nicht nur Steinbock, sondern auch Lipper. Da musste ich durch.“ Politik sei nicht immer einfach und nett. Das habe sich noch so manches Mal gezeigt, insbesondere bei strittigen Themen.

Anfeindungen inklusive Ein Beispiel war die alte Turnhalle, die abgängig war und abgerissen werden sollte. &bdquo;Ich fand die Entscheidung richtig, denn zwei Jahre später sollte ein neues Gebäude kommen“, berichtet der 79-Jährige, der selbst einmal neun Jahre lang Vorsitzender des VfL war. Andere sahen das anders. &bdquo;Ich habe mich gegen alte Mitglieder gestellt.“

Ähnlich war es bei dem Haus Wehrmann am Nibelungenweg, das vor einigen Jahren durch eine Erbschaft an den Lippischen Heimatbund gefallen war. Während einige Hiddeser Denkmalschutz erwarteten, forderte Wilfried Mellies den Abriss des aus seiner Sicht maroden Gebäudes. Er hatte es sich zuvor zwei Mal angesehen, wie er berichtet. Dafür sei er angefeindet worden.

&bdquo;Ortsbürgermeister zu sein, ist nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Sie müssen auch eine Meinung vertreten können - auch wenn andere, die sich vielleicht auch in verantwortungsvollen Positionen für den Ort engagieren, mal eine andere Ansicht haben“, sagt Wilfried Mellies. Er habe sich immer an dem orientiert, was rechtlich möglich ist und sei gut damit gefahren. Und letzten Endes, davon ist er überzeugt, habe sich seine Meinung dann doch noch durchgesetzt und sei auch akzeptiert worden.

Zeit für die Familie Bei Entscheidungen mitwirken zu können, weil nach der Sicht des Ortsbürgermeisters gefragt wird, hat ihm besonders viel Spaß an seinem Ehrenamt gemacht. Dass er durch seine Ratsarbeit näher an den Themen dran sein konnte und er auch politisch vernetzt war, habe ihm geholfen. Gleiches gilt für seinen engen Draht zur Stadtverwaltung.

Denn der Ortsbürgermeister ist natürlich auch Ansprechpartner für Anliegen der Bürger im Ort - sei es, weil eine Bank wackelt oder ein Heckenschnitt fehlt. Dann gibt er einen Hinweis an die Stadtverwaltung, damit diese sich kümmert. In Vertretung des Bürgermeisters hat Wilfried Mellies zudem etliche Geburtstagsbesuche bei Hiddeser Bürgern absolviert, jeweils zum 80., 85. und 90., und Blumen und Urkunden überreicht.

Und wie viel Zeit investiert man für so ein Ehrenamt? &bdquo;In Hiddesen viel, weil der Ort viele Einwohner hat“, berichtet der 79-Jährige. Ohne seine Frau, das will er nicht unerwähnt lassen, wäre dies gar nicht möglich gewesen. Sie habe sich jahrelang um ihren schwerbehinderten Sohn gekümmert. Weil dieser immer unbeweglicher werde, sei dies aber mittlerweile eher eine Aufgabe für sie beide. Und deshalb weiß der 79-Jährige auch schon ganz genau, was er mit der neu gewonnen Zeit macht: Er widmet sie der Familie - und natürlich seiner Sammelleidenschaft.

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