Detmolder Anwältin vor Gericht: Die Zeit im Gefängnis habe sie traumatisiert

Detmold. Die wegen vielfachen Betrugs angeklagte Detmolder Anwältin hat am Dienstagmorgen, dem 19. Prozesstag, ausführliche Angaben zu ihrer Person gemacht. Die 59-Jährige, die sich als Berufsbetreuerin das Geld ihrer Anvertrauten erschlichen haben soll, wurde bei ihren Ausführungen immer wieder sehr emotional. Unter Tränen berichtete sie unter anderem von einer schwierigen Kindheit und dem schlechten Verhältnis zu ihrer Mutter. Außerdem schilderte sie, wie sehr ihre beiden Töchter unter der aktuellen Situation leiden würden, und wie sie selbst durch ihre Zeit im Gefängnis traumatisiert worden sei.

Schwere Kindheit: Mutter habe sie in den Keller gesperrt Im Ruhrgebiet geboren und die erste Zeit dort aufgewachsen, zog sie später mit der drei Jahre älteren Schwester und ihrer Mutter nach München, wie die Angeklagte vor der Kammer unter Vorsitz von Richterin Katharina Schikowski ausführte. Ihr Vater habe dann im Ausland gelebt. &bdquo;Wenn es mal nicht so lief“, dann habe ihre Mutter sie in den Keller gesperrt. Darin liege auch ihre Platzangst begründet, wie sie erklärt.

Nach dem Tod ihres Vaters, die Angeklagte war zu diesem Zeitpunkt 17 Jahre alt, zog sie zu ihrer Tante nach NRW und machte das Abitur. Zu ihrer Mutter habe sie jahrelang keinen Kontakt mehr gehabt. Auch das Verhältnis zu ihrer Schwester sei schlecht. Für ihren Freund sei sie damals nach Bielefeld gezogen, studierte dort Jura. Eigentlich habe sie erst andere Pläne gehabt und wollte Medizin studieren. &bdquo;Hätte ich das mal gemacht“, sagt sie leise vor sich hin.

Aus ihrer ersten Ehe hat die Anwältin zwei inzwischen erwachsene Töchter. Detmold sei für die beiden jungen Frauen nach der Inhaftierung ihrer Mutter zum Spießrutenlauf geworden, erzählt die Angeklagte und weint. Deswegen seien die beiden auch wegzogen, eine Tochter wohne aber mittlerweile wieder bei ihr. Nach wie vor sei die Situation für ihre Kinder eine große psychische Belastung. Ebenso für ihren zweiten Ehemann, den sie vor drei Jahren heiratete. Seit mehr als einem Jahr sei er deswegen krank und könne nicht mehr arbeiten.

Ohnmacht im Gefängnis Dann schildert die Angeklagte ihre eigene Traumatisierung durch die Zeit in der Justizvollzugsanstalt. Durch ihre Platzangst sei sie dort auch in Ohnmacht gefallen. Dann weint sie bitterlich und greift zum Taschentuch. &bdquo;Seit ich aus der Haft raus bin, kann ich nicht mehr alleine sein.“

Weiter berichtet die 59-Jährige von ihren gesundheitlichen Problemen. Auch wenn man es ihr nicht ansehe, sei sie zu 40 Prozent schwerbehindert. Das sei die Folge eines Reitunfalls vor etwa zehn Jahren, bei dem sie sich sämtliche Knochen gebrochen habe. Durch eine Operation an der Halswirbelsäule habe sie noch heute manchmal Missempfindungen in den Armen und Händen, zudem spüre sie öfter ihre linke Gesichtshälfte nicht und sei in der Bewegung mit dem Kopf eingeschränkt. Durch eine frühere schwere Lungenentzündung habe sie außerdem hin und wieder mit Atemnot zu kämpfen.

Rechtsgespräch bringt keine Verständigung Ob sie nach ihrer Zeit im Gefängnis wieder gearbeitet hat, will die Richterin wissen. Habe sie nicht. Die Schuld sieht die Angeklagte hier auch bei der Presse, die sie &bdquo;kaputtgeschrieben“ habe. Derzeit lebe sie unter anderem von Mieteinnahmen. Die Detmolderin hat mehrere Immobilien. Eine davon auf Mallorca, ihrem Zweitwohnsitz. Im Februar 2026 will die Anwältin in Rente gehen.

Nachdem die Angeklagte ausführlich über ihr Leben und ihren Werdegang berichtete, unterbrach die Kammer die Verhandlung für ein Rechtsgespräch mit ihrer Verteidigerin Christina Peterhanwahr. Mit dem Ergebnis, dass es keine Verständigung gegeben hat.

Der Prozess wird an diesem Mittwoch, 7. Mai, fortgesetzt.

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