Bewegende Stunde auf dem Sportplatz: Wie Diestelbruch Abschied von Selcuk Cakil nimmt

Detmold-Diestelbruch. Ein Dorf steht unter Schock. Diestelbruch hat am Donnerstagabend Abschied von Selcuk &bdquo;Selle“ Cakil genommen. Wie beliebt der vergangene Woche plötzlich verstorbene Inhaber des Ladens und Torwart im Verein war, zeigt die große Zahl der Trauernden: 300 sind gekommen, viele im Trikot, viele in Feuerwehruniform. Die Fahnen wehen auf Halbmast, ein Torwarttrikot mit der Nr. 13 steht eingerahmt auf einer Staffelei in Selles Tor, darüber ein Foto Selcuk Cakils mit schwarzer Borte, daneben Blumen, ein Ball.

Ortsbürgermeisterin Kathryn Landwehrmeyer spricht von einem &bdquo;riesigen Verlust“, der im ganzen Dorf spürbar sei. Damit meint sie nicht, dass der Nahkauf seit anderthalb Wochen geschlossen ist - sie habe Signale aus der Rewe-Zentrale, dass der gut florierende Laden weitergeführt werden wird, auch wenn dies dauern werde. Vielmehr spricht sie das kaum hoch genug zu bewertende Engagement Cakils an, der immer zur Stelle gewesen sei - sei es beim Laternenenfest, bei Schulaktionen, bei der Unterstützung für den Bücherschrank oder den Spielplatz, mit seinem Lieferdienst und, und, und.

&bdquo;Glücksfall“ und &bdquo;wirklicher Freund“ Vereinsvorsitzender Axel Landwehrmeyer nennt Selcuk Cakil einen Glücksfall für Diestelbruch und den Verein, überbringt Dankesworte des Vaters aus der Türkei. &bdquo;Selle war aus dem Dorf nicht mehr wegzudenken, hat jeden Einkaufswunsch erfüllt, ihm lag vor allem das Wohl der Kinder am Herzen.“ Der Kaufmann hatte den Laden zu Coronazeiten mit drei Mitarbeitern eröffnet, später aufwändig umgebaut, zuletzt 14 Angestellten Arbeit gegeben und einen Lieferdienst aufgebaut. Landwehrmeyer würdigte den Sportsmann Cakil, erinnerte an drei gehaltene Elfmeter im Viertelfinale gegen Hörste, sein Ehrgeiz und seine Kameradschaft blieben unvergessen.

Der Vahlhauser Pastor Andres Wagner nannte Cakil &bdquo;einen wirklichen Freund“ und Teil der Gemeinschaft. Umso verabscheuungswürdiger sei es, wie schnell es in den Sozialen Medien nur noch um den Fortbestand des Ladens gegangen und alles mögliche dort verhackstückt worden sei: &bdquo;Das hat er nicht verdient. Wir müssen viel mehr darüber nachdenken, was wir tun.“ Jeder sei nun gefordert. &bdquo;Es liegt in unseren Händen, wie es weitergeht. Damit Selle da oben sagt: ,so habe ich mir das vorgestellt’.“

Kinder lassen Luftballons fliegen, die Musik aus &bdquo;ziemlich beste Freunde“ beendet die Trauerfeier. Die 300 Trauergäste klatschen.

Kirche organisiert Einkaufsdienst

Der Nahkauf ist seit dem plötzlichen Tod des Betreibers am 27. Mai geschlossen, die vorgelagerte Bäckereifiliale von Heidsiek im Gebäude In der Twete 2 ist weiterhin uneingeschränkt geöffnet. Vor dem Markt liegt ein Blumenmeer, daneben ein Bistrotisch mit einem Foto des verstorbenen Marktleiters und Zetteln mit der Bitte, auf Nachfragen zu verzichten.

Die Pressestelle von Rewe erklärte auf Anfrage, dass noch nicht feststehe, wann wieder geöffnet werden könne. &bdquo;D er Prozess um die Suche nach einem Nachverfolger ist jedoch bereits angestoßen. Auch mit den Mitarbeitenden befinden wir uns derzeit in Gesprächen“, heißt es. Die leicht verderbliche Ware konnte an Märkte in der Nähe umgelagert werden.

Die Kirchengemeinde Vahlhausen will einen Einkaufsdienst organisieren. Wer nicht mehr selber einkaufen gehen kann, möge sich bei der Gemeinde unter Tel. (05231) 24449 melden, dann werde das organisiert, versprach Pastor Andres Wagner. Er hoffe, dass viele mit anpackten. &bdquo;Wir schaffen das, aber nicht alleine.“(co)

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