So stimmt die Politik über den neuen Namen fürs Detmolder Freilichtmuseum ab

Detmold/Münster. Das LWL-Freilichtmuseum Detmold soll künftig &bdquo;LWL-Museum Hellerlecht - Westfälisches Landesmuseum für Kultur und Geschichte, Detmold“ heißen. Das hat der LWL-Kulturausschuss am Mittwoch in Münster mehrheitlich beschlossen und somit dem LWL-Landschaftsausschuss empfohlen. Zuvor hatte es diverse Meinungsäußerungen gegeben.

Wie mehrfach berichtet, soll das Freilichtmuseum umbenannt werden, weil es nach der Eröffnung des neuen Eingangs- und Ausstellungsgebäudes im Juni 2026 kein reines Freilichtmuseum mehr sein wird. Zwar bleibt das Gelände mit seinen rund 120 historischen Gebäuden weiterhin nur von April bis Oktober geöffnet. Der moderne Neubau an der Paderborner Straße soll aber das ganze Jahr über zugänglich sein und Ausstellungen mit teils hochkarätigen Exponaten beherbergen.

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Ein neuer Markenname soll laut dem LWL dazu dienen, auf diese Veränderung aufmerksam zu machen und sich in der Fachwelt neu zu positionieren - nämlich als Haus, das &bdquo;über einen geschlossenen, nach höchsten kuratorischen Anforderungen ausgestatteten Ausstellungsraum“ verfügt. Denn das ist nach Angaben der Verantwortlichen wiederum die Voraussetzung dafür, hochwertige Leihgaben zu bekommen und an Fördermittel zu gelangen, die reinen Freilichtmuseen verwehrt bleiben. Darüber hinaus sollen über Marketingmaßnahmen, die auf den Markennamen abgestimmt sind, künftig verstärkt auch jüngere, internationale und urbane Zielgruppen angesprochen werden, und das vor allem über digitale Kanäle.

Stellungnahmen liegen vor Vor der Sitzung des LWL-Kulturausschusses hatten sich bereits verschiedene Akteure zu Wort gemeldet. So lag der Politik unter anderem eine Stellungnahme des Tourismus NRW e.V. vor, der die Umbenennung für notwendig hält und den Namen &bdquo;LWL-Museum Hellerlecht“ befürwortet. &bdquo;Der Begriff ,Freilichtmuseum’ wird der künftigen Angebotsvielfalt nicht mehr gerecht. Ebenso ist der Ortszusatz ,Detmold’ im Namen aus strategischer Perspektive einengend: Er vermittelt primär Lokalkolorit, nicht aber die kulturelle Breite und die angestrebte überregionale Bedeutung des Hauses“, heißt es seitens des Vereins. Für die digitale Kommunikation, die unabdingbar sei, sei &bdquo;Hellerlecht“ hervorragend geeignet: Der Name sei einzigartig, visuell und klanglich auffällig und lasse sich in Hashtags, Storytelling-Formaten und kreativen Kampagnen wirkungsvoll inszenieren.

Die Stadt Detmold erklärte dagegen, dass sie den Namensvorschlag als eine Gefährdung &bdquo;für die Sichtbarkeit, Identität und den touristischen Stellenwert des Museums, verbunden mit einer erheblichen Schwächung des Standortes Detmold“ ansehe.

Fachmann äußert sich Und auch Prof. Dr. G. Ulrich Großmann aus Fürth, Generaldirektor a.D. des Germanischen Nationalmuseums und in den frühen 1980er-Jahren selbst Mitarbeiter des Freilichtmuseums, sprach sich per Brief an den Ausschuss gegen die Umbenennung aus: &bdquo; Dass die Namensänderung für hochkarätige Leihgaben zu künftigen Ausstellungen erforderlich ist, unterstellt, dass ein Leihgeber eine Anfrage nach dem Briefkopf und nicht nach den Inhalten beurteilt. Dass ein Leihgeber eine wichtige Leihgabe (...) einem ,LWL-Freilichtmuseum Detmold – Landesmuseum für Alltagskultur’ verweigern würde, ist aus Sicht der Museumswelt Unsinn, eher das Gegenteil ist zu befürchten“, schreibt der Fachmann.

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Die Möglichkeit, Förderungen zu erhalten, ändere sich mit dem Namenswechsel nicht, denn bestimmte Wissenschaftsförderungen könne nur eine universitäre oder außeruniversitäre Forschungseinrichtung beantragen. Das Risiko, dass der Namenswechsel Fördermöglichkeiten einschränke, sei eher größer als das Gegenteil. &bdquo;Die überregionale Bedeutung des Museums auch als Tourismusdestination wird durch die Reduktion auf einen schon in der Region vielfach unverständlichen abgeschwächt. In einer diverser werdenden Gesellschaft markiert die Benennung einen Rückschritt, eine zudem veraltete mundartliche Bezeichnung steht ja genau nicht für die Weltoffenheit des Museums.“

So positioniert sich die Politik Die FDP-FW-Fraktion im LWL verdeutlichte - ähnlich wie die Freien Wähler aus Detmold - ihre ablehnende Haltung in einer Mitteilung an die Presse. &bdquo;Problematisch ist nicht allein die Einführung des schwer nachvollziehbaren ,Hellerlecht’, es geht auch um die Streichung der Begriffe Freilichtmuseum und Alltagskultur“, heißt es in dem Schreiben. Zudem sei nicht nachvollziehbar, warum Leihgeber ein Freilichtmuseum von vornherein ausschließen sollten, obwohl es über ein Ausstellungsgebäude verfüge, das allen Standards gerecht werde.

In der Sitzung am Mittwoch positionierte sich auch die SPD-Fraktion eindeutig dagegen, dass der Begriff &bdquo;Freilichtmuseum“ entfällt und stattdessen &bdquo;Hellerlecht“ eingeführt wird. &bdquo;Wegen der vielen Stimmen, die massive Bedenken geäußert haben, nicht nur in Lippe, sondern auch Fachleute“, berichtet SPD-Mann Antonius Grothe, der als einziger Abgeordneter aus Lippe anwesend war. Alle Argumente seien jedoch weggewischt worden. Er habe das Gefühl gehabt, dass sich die Koalition aus CDU und Grüne bereits im Vorfeld abgesprochen hatte und den Beschluss durchdrücken wollte.

Somit wurde der Namensvorschlag mit den Stimmen von CDU und Grünen und gegen die Stimmen von SPD, FDP-FW und AfD mehrheitlich angenommen. Die endgültige Entscheidung fällt am Freitag, 4. Juli, im Landschaftsausschuss, wo die Mehrheitsverhältnisse dieselben sind. Wird die Empfehlung des Kulturausschusses bestätigt, tritt der neue Name mit der Eröffnung des Eingangs- und Ausstellungsgebäudes im Juni 2026 in Kraft.

Transparenzhinweis: Der Artikel ist nach der Veröffentlichung ergänzt worden.

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