Lippische Bürgermeister üben deutliche Kritik an der Umbenennung des Freilichtmuseums

Kreis Lippe. Die Entscheidung zur Umbenennung des Freilichtmuseums steht kurz bevor: Am Freitag, 4. Juli, wird beschlossen, ob der Name künftig &bdquo;LWL-Museum &bdquo;Hellerlecht“ - Westfälisches Landesmuseum für Kultur und Geschichte, Detmold“ lauten wird. Der Aufschrei in Detmold ist groß, aber wie wird das Thema eigentlich in anderen Teilen Lippes gesehen? Die LZ hat sich bei Bürgermeistern anderer Städte und Gemeinden umgehört.

Bad Salzuflens Bürgermeister Dirk Tolkemitt (CDU) kann die Empörung und die Bedenken des Detmolder Bürgermeisters und aus weiten Teilen der Bevölkerung nachvollziehen: &bdquo;Das Freilichtmuseum gehört zu Detmold und Detmold zum Freilichtmuseum.“ Lemgos Bürgermeister Markus Baier (parteillos) sieht das Freilichtmuseum ebenfalls als einen wichtigen kulturellen Standortfaktor für die gesamte Region. Die Stadt Lemgo sei jedoch weder Träger noch Standort des LWL-Freilichtmuseums Detmold, weshalb er die aktuelle Debatte um eine Umbenennung des Museums inhaltlich nicht kommentieren möchte.

Bürgermeister Mario Hecker (parteilos) von der Gemeinde Kalletal hält von der Namensänderung gar nichts: &bdquo;Das Freilichtmuseum soll einfach seinen Namen behalten und so bleiben, wie es ist.“ Aus seiner Sicht gibt es wichtigere Themen: &bdquo;Wenn die Menschen über das Museum lesen, dann wundern sie sich, warum man darüber diskutiert, anstatt wichtige Probleme zu lösen.“

&bdquo;Missraten“ und vermutlich teuer Das Problem sei der neue Name, denn kein Mensch könne damit etwas anfangen, erklärt Bürgermeister Jörg Bierwirth aus Schieder-Schwalenberg. Er hält den Namen für schlecht, weil er nicht für sich selbst stehe: &bdquo;Wenn man eine Namensgebung erklären muss, dann ist es meiner Meinung nach missraten.“

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Ähnlich sieht es Heinz-Dieter Krüger (SPD), Bürgermeister der Stadt Horn-Bad Meinberg: &bdquo;Es ist gut, dass der LWL mit den Umbaumaßnahmen im Eingangsbereich in das Freilichtmuseum Detmold investiert und damit diesen beliebten Ausflugsort in unserer Region weiter stärkt. Gänzlich unverständlich ist jedoch, warum dafür ein Namensvorschlag gemacht wird, mit dem die Menschen hier aus der Region überhaupt nichts anfangen können.“ Der lokale Bezug gehe ohne Not verloren beziehungsweise werde am Ende versteckt. &bdquo;Ich hoffe, dass der Landschaftsausschuss der Empfehlung des Kulturausschusses nicht folgen wird“, sagte Krüger.

Schlangens Bürgermeister Marcus Püster (CDU) befürchtet erhebliche Kosten, die durch die Kreisumlage auch auf seine Gemeinde zukommen werden. &bdquo;Es ist ja allgemein bekannt, dass die Städte und Kommunen größtenteils in angespannten finanziellen Situationen stecken.“ Er ist sich sicher, dass die Lipper und ganz OWL das Freilichtmuseum immer als &bdquo;Das Freilichtmuseum“ bezeichnen werden. Das sei eine Marke, auf die die Region stolz ist. &bdquo;Die wird meiner Meinung nach auch ein künstlich erfundener Name nicht ändern können“, erklärte er.

&bdquo;Etablierte Marke“ Auch Landrat Dr. Axel Lehmann sagte in der letzten Kreistagssitzung vor der Sommerpause, die Bezeichnung &bdquo; Hellerlecht “ sei &bdquo;keine gute Idee“. Er nannte hier vor allem touristische Aspekte, das Freilichtmuseum sei eine etablierte Marke, die man nicht kaputtmachen dürfe. Bei &bdquo; Hellerlecht “ habe niemand eine Erwartungshaltung, &bdquo;damit kann keiner etwas anfangen“. Zudem habe er erfahren, es habe im 17. Jahrhundert neben dem Adjektiv auch ein Substantiv &bdquo; Hellerlecht “ gegeben, das so viel bedeutete wie &bdquo;Licht für einen Heller“, also ein sehr kleines Licht. Lehmann: &bdquo;Das ist nicht die richtige Bezeichnung für unser Museum.“ Er habe deshalb eine E-Mail an den Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Georg Lunemann , Landesrätin und Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Parzinger sowie einige Mitglieder der Landschaftsversammlung geschickt und ihnen dies mitgeteilt.

&bdquo;Bevölkerung ernst nehmen“ In einer Pressemitteilung zeigte sich Landratskandidat Andreas Epp (Aufbruch C) fassungslos über die geplante Umbenennung: &bdquo;Für viele Bürger in Detmold ist das Freilichtmuseum ein Stück Heimat, Kindheit und Geschichte.“ Die breite Ablehnung der Bevölkerung dürfe nicht ignoriert werden. &bdquo;Es geht darum, die Menschen vor Ort ernst zu nehmen und sie bei solchen grundlegenden Veränderungen mitzunehmen“, erklärt er.

Die SPD in Lage kritisiert die geplante Umbenennung des Freilichtmuseums ebenfalls scharf: &bdquo;Das Freilichtmuseum ist ein kulturelles Aushängeschild für ganz Lippe“, betont Fraktionsvorsitzender Hans Hofste in einer Mitteilung . &bdquo;Der neue Name ist nicht nur unklar, sondern auch ein Schlag ins Gesicht der Stadt Detmold und ihrer Bürgerinnen und Bürger.“

LWL-SPD ist weiterhin gegen &bdquo;Hellerlecht“ Die LWL-SPD-Fraktion im Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat sich in einer Mitteilung erneut gegen die Umbenennung des LWL-Freilichtmuseums Detmold in &bdquo;LWL-Museum Hellerlecht“ ausgesprochen. Fraktionsvorsitzender Karsten Koch: &bdquo;Die öffentliche Reaktion zeigt sehr klar: Die geplante Umbenennung geht an den Menschen und der Region vorbei. Auch wenn das Museum mit der baulichen Erweiterung künftigganzjährig geöffnet sein wird, bleibt Detmold Standort des größten Freilichtmuseums Deutschlands – ein herausragendes Qualitätsmerkmal, das auch im Namen erhalten bleiben muss.“

Der LWL verfolge mit dem neuen Eingangs- und Ausstellungsgebäude eine Steigerung der Anziehungskraft. Für Detmold und die gesamte Region sei das ein wichtiger Impuls für die kulturelle Entwicklung. &bdquo;Umso unverständlicher ist es, dass diese positive Entwicklung durch einen misslungenen Namensprozess belastet wird. Eine nachhaltige Neupositionierung gelingt nicht ohne Transparenz und ohne Beteiligung der Menschen vor Ort.“ Die LWL-SPD hofft, dass es im Landschaftsausschuss bei der Entscheidung über die Namensgebung noch zu einem Umdenken von CDU und Grünen kommt.

Der LWL-Landschaftsausschuss tagt am Freitag, 4. Juli, ab 10.30 Uhr im Ausschusszimmer, Freiherr-vom-Stein-Platz 1 in Münster.

Transparenzhinweis: Der Artikel ist nach der Veröffentlichung ergänzt worden.

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