Beschluss zum Freilichtmuseum Detmold: Von „weltfremd“ bis „unfassbar“

Detmold. Die Nachricht, dass sich der LWL-Kulturauschuss mit den Stimmen von CDU und Grünen mehrheitlich für den Namen &bdquo;LWL-Museum Hellerlecht - Westfälisches Landesmuseum für Kultur und Geschichte, Detmold“ ausgesprochen und diesen dem Landschaftsausschuss zur endgültigen Entscheidung empfohlen hat, hat sich am Mittwoch wie ein Lauffeuer verbreitet - und entsetzte Reaktionen in der Bevölkerung und bei Amtsträgern nach sich gezogen. Allen voran Detmolds Bürgermeister Frank Hilker (SPD), der seinem Ärger Luft machte.

&bdquo;Es ist im höchsten Maß bedauerlich, dass es nicht gelungen ist, die CDU als Mehrheitsfraktion im LWL von diesem Namens-Irrsinn abzubringen – trotz einer anderslautenden Pressemitteilung vor Ort. Das erweist Detmold und der gesamten Region einen Bärendienst wie er größer nicht sein könnte“, erklärt der Verwaltungschef. Nach eigenem Bekunden hatte er seit März hinter den Kulissen daran gearbeitet, dass es nicht zu dieser Namensnennung kommt und mit verschiedenen politischen Akteuren und der Verwaltung beim LWL gesprochen.

Später hatte der Stadtrat einstimmig ein Schreiben verabschiedet, in dem das Vorhaben konsequent abgelehnt wurde. &bdquo;Die Zusammenarbeit mit dem Freilichtmuseum auf örtlicher Ebene könnte nicht besser sein und steht für uns auch nicht in Frage. Doch dieser Beschluss aus Münster lässt erhebliche Irritationen zurück. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich an die Mitglieder des Landschaftsausschusses appellieren, eine Entscheidung zu treffen, die den größtmöglichen Schaden für Detmold abwendet.“

Empörung bei Ratsfraktionen Ähnlich äußerten sich auch die drei großen Fraktionen des Stadtrates. &bdquo;Für mich ist das keine parteipolitische Entscheidung. In erster Linie sollte es darum gehen, Besucher zu generieren und der Bevölkerung den Sinn des Museums näherzubringen“, sagte SPD-Fraktionschef Rainer Friedrich. Und dazu müsse es einen Namen geben, der verständlich sei, dem Museum eine Identität gebe und weiterhin den Ortsnamen beinhalte.

Lesen Sie hier auch alle bisherigen Artikel übers Freilichtmuseum

Jörg Thelaner (CDU) bezeichnete den Beschluss als &bdquo;weltfremd“. &bdquo;Es ist schade, dass andere über Detmold entscheiden. Das sind Personen, die gar nicht wissen, wie wichtig das Freilichtmuseum für Detmold ist“, erklärte der Fraktionschef. Das Gremium sei weit weg und habe nach Aktenlage entschieden. Auch wenn man in einer Partei sei, müsse man nicht immer einer Meinung sein. Die CDU Detmold habe ihre Meinung offensiv kundgetan.

Grünen-Fraktionschefin Dr. Birgit Meyer-Ehlert zeigte sich überrascht und &bdquo;entsetzt“ über die Entscheidung - und dass die Grünen daran beteiligt seien, sei noch unverständlicher. &bdquo;Ich habe keine einzige positive Reaktion gehört, die Bevölkerung ist komplett dagegen. Schade, dass der LWL nicht auf örtliche Gremien hört“, findet sie. Die Grünen würden nun noch einmal versuchen, den endgültigen Beschluss am Freitag, 4. Juli, zu beeinflussen. Dazu sei auch Kontakt zur CDU Detmold aufgenommen worden.

Landratskandidaten dagegen Bei den Landratskandidaten sind die Meinungen ähnlich. Ilka Kottmann (SPD), Dr. Inga Loke (Grüne) und Meinolf Haase (CDU) sprechen sich dafür aus, dass der Wunsch der Lipper in Münster berücksichtigt wird. Haase verwies zudem auf Gespräche mit Heinrich Zertik und Birgit Tornau, den beiden CDU-Mitgliedern aus Lippe in der Landschaftsversammlung (dem obersten politischen Gremium des LWL).

Wenig Spielraum Bei Birgit Tornau waren die Telefone bereits am Fronleichnam-Wochenende heiß gelaufen, wie sie auf Nachfrage berichtet. Gleichwohl macht sie wenig Hoffnung, dass sich an der Position der LWL-CDU noch etwas ändern ließe. &bdquo;Wir haben uns drei Mal in der Fraktion eingehend mit dem Thema befasst. Am Montag habe ich den Unmut aus Lippe nochmals erklärt“, berichtete die Barntruperin. Ausschlaggebendes Argument seien jedoch stets die Fördermittel gewesen.

Detmold ist außen vor: Wer entscheidet über den neuen Namen für das Freilichtmuseum?

Die Namen, die vorgelegt worden seien, seien daraufhin überprüft worden - immerhin handele es sich um eine Umnutzung des Museums, dessen Eingangs- und Ausstellungsgebäude künftig auch im Winter öffnet. Es sei immer wieder der Hinweise gekommen, dass &bdquo;Freilichtmuseum“ nicht anerkannt werde. Während des Prozesses hätten sich die Richtlinien erneut geändert. Tornau: &bdquo;Selbst wenn ich ein Gesuch einbringen würde, würde ich in der Fraktion unterliegen.“

Bürger starten Petition Die Hoffnung noch nicht ganz aufgeben wollen dagegen Bürger, die am Mittwoch eine Online-Petition unter www.openpetition.de/%21dxwpf gestartet haben. &bdquo;Die Pläne zur Umbenennung des Museums widersprechen den ausdrücklichen Wünschen der ortsansässigen Bevölkerung wie auch dem Willen aller lokalen politischen Vertreter. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe droht hier im Handumdrehen der Region Lippe-Detmold durch die eigenwillige Entscheidung ein Stück kultureller Identität zu nehmen“, heißt es darin. Man lehne die Umbenennung zu &bdquo;Hellerlecht“ vehement ab. Einen Tag später waren schon mehr als 200 Unterschriften gesammelt.

Beschluss zum Freilichtmuseum Detmold: Von „weltfremd“ bis „unfassbar“

Lippische Bürgermeister üben deutliche Kritik an der Umbenennung des Freilichtmuseums

Mehr als 10.000 Unterschriften für den Erhalt des Namens „Freilichtmuseum Detmold“

So stimmt die Politik über den neuen Namen fürs Detmolder Freilichtmuseum ab

„Bärendienst für Detmold“: Das sagt Frank Hilker zum Freilichtmuseum-Beschluss

Update: Kompromiss-Vorschlag zum Freilichtmuseum Detmold ist beschlossen

Klatsche oder Kompromiss? So erklären Beteiligte den Beschluss zum Freilichtmuseum Detmold