Zwischen Genie und Wahnsinn: „Wege durch das Land“ auf dem Rittergut Hornoldendorf

Detmold-Hornoldendorf. Am 12. September 1840 heirateten Clara Wieck und Robert Schumann in Schönefeld bei Leipzig. Die frühen Jahre der Ehe waren für den Komponisten eine Zeit des Glücks und der Schaffenskraft. Auch die acht Kinder, die sie teils im Abstand von anderthalb Jahren bekamen, sind ein Hinweis auf die große wechselseitige Anziehung. Das alles stand beim Literaturfestival &bdquo;Wege durch das Land“ im Rittergut Hornoldendorf allerdings nur bedingt im Vordergrund. Mehr als 400 Zuschauer erlebten vielmehr den Niedergang Schumanns; Rainer Bock und Katja Danowski lasen aus Briefen, die um 1854 und später entstanden. Schumann war längst in einer Klinik bei Bonn.

Der Abend führte nicht nur viele Besucher aus vielen Teilen der Region nach Hornoldendorf, was an den Autokennzeichen leicht abzulesen war, er strapazierte auch die Leidensfähigkeit im Gemüt, denn was Bock und Danowski aus den Briefen des Komponisten und seiner Frau lasen, war alles andere als Gesäusel. Natürlich erfuhr das Publikum, dass Schumann sich in der Klinik über den Besuch seiner Frau freute, den künstlerischen Ziehsohn Johannes Brahms empfing und immer wieder am Klavier saß, um zu spielen. Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass es der Rosenmontag im Jahr 1854 war, als Robert Schumann in Düsseldorf in einer von ihm als ausweglos empfundenen Lage in den Rhein sprang; den Ehering warf er mit hinein. Wahnvorstellungen; eben ein Fall für die Nervenanstalt. Dort blieb der Komponist überdies bis zu seinem Tod am 29. Juli 1856.

Stimmung ist latent gedrückt Bock und Danowski saßen auf einer Bühne im weichen Licht der roten Backsteine, während das Boulanger Trio beispielsweise Schumanns &bdquo;Geistervariationen“ interpretierte. Die Stimmung war latent gedrückt, denn alle im Rittergut wussten, dass Genie und Wahnsinn längst eine Einheit waren: Danowski stimmlich als eine fragile Clara Schumann, Bock als Robert Schumann, ein Komponist voller Verwirrung am Ende seiner Zeit. Fünf Meter daneben gaben Karla Haltenwanger (Piano), Birgit Erz (Violine) und Ilona Kindt (Violoncello) der Stimmung ein musikalisches Gesicht. Bock dürfte vielen Kino- und Fernsehzuschauern aus diversen Rollen (&bdquo;Das weiße Band“) bekannt gewesen sein, Danowski spielte zuletzt in der Staatsoper Hamburg in Donizettis &bdquo;Maria Stuart“ und ist Sprecherin vieler Hörbücher.

Nach einer Pause, in der es die Chance für ein Essen im Innenhof des Ritterguts gab, erlebten die Gäste m zweiten Teil der Veranstaltung die Verwobenheit von Literatur und Musik: E.T.A. Hoffmanns &bdquo;Ansichten des Kater Murr“, ein Text, der als literarische Vorlage für Schumanns Klavierzyklus &bdquo;Kreisleriana“ diente, stand im Mittelpunkt.

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