Detmold. Die ältesten Berichte über die Erscheinung der „Weißen Frau“ stammen aus dem 15. Jahrhundert. Sie soll als Gespenst in den Schlössern europäischer Adelsfamilien gespukt haben und mit ihrem Erscheinen häufig Schrecken und familiäre Katastrophen verursacht und Todesfälle angekündigt haben. Warum also hätte sie das Schloss der Residenzstadt meiden sollen? Das tut sie auch nicht – und hat sich sogar für ein paar feste Termine angekündigt. „Der Besuch der Weißen Dame“ heißt die Eventführung, die auch dieses Jahr restlos ausverkauft gewesen ist. Auch wenn es so schön und friedlich dasteht, das Detmolder Schloss, so hat auch das fürstliche Residenzschloss dunkle Kapitel seiner Geschichte. Im zweiten Jahr bot das Schloss-Team die Eventführung „Der Besuch der Weißen Dame“ an. Gleich mehrere Persönlichkeiten, die direkt oder über Umwege mit dem Schloss zu tun hatten, stellten den Besuchern bei ihrem Rundgang durch das Schloss ihre schaurigen Geschichten vor. Aufwendig illuminiert und schaurig geschmückt rundeten die Räume des Rundgangs, den die Besucher sonst auch ablaufen können, das Konzept ab. Nachtwächterin Elisabeth empfing die rund 20 Gäste und nahm sie mit durch den Turm hinauf in den Ahnensaal. Gräfin Katharina von Waldeck-Wildungen hieß die gespannten Besucher willkommen und erzählte ihnen von ihrer Lebensgeschichte. Niemand möchte die Beerdigungskosten bezahlen Obwohl ihr im Schloss Detmold so viel Unrecht geschehen sei, so müsse sie doch immer wieder hierherkommen. Als Vormund ihres Sohnes Simon Philipp zur Lippe wurde sie zur Regentin der Grafschaft Lippe und zog damit den Unmut ihres Schwagers Johann Bernhard auf sich. Nach einem erbitterten Streit um die Regentschaft und damit einhergehendem dreijährigen Hausarrest heiratete sie schließlich Herzog Philipp Ludwig von Holstein-Sonderburg. Nach ihrem Tod wollte dieser die Kosten für die Beerdigung allerdings nicht tragen und schickte ihren Leichnam zum Schloss Detmold. Hier wollte ebenfalls keiner die Kosten für eine Beisetzung im Blomberger Familiengrab übernehmen. Schließlich fand Katharina ihre Ruhe in der Gruft der Nikolaikirche in Lemgo. Weiter ging es durch das „Empire-Wohnzimmer“ in das „Schlafzimmer“, wo die Gäste bereits die „Blutgräfin“ erwartete (Elisabeth Báthory). Sie wurde wegen vielfachen Mordes an Dienerinnen im Jahr 1611 unter Hausarrest gestellt. Sie soll sie im kochenden Wasser gebadet, mit Nadeln durchbohrt und ihr Blut geerntet haben. Am 21. August 1614 starb sie auf ihrer Burg Čachtice (Schächtitz), und da diese inzwischen zur Ruine verfallen ist, wandert sie als Geist durch würdige Häuser umher. Im Jagdzimmer schilderte Johann Bernhard zur Lippe-Detmold seine Sicht der Dinge. Er habe nämlich gar keine andere Wahl gehabt, als seine Schwägerin von der Macht zu verdrängen, da diese schließlich alles falsch gemacht habe. Witwe mit Heiratswunsch tötet ihre zwei Kinder Luise Henriette von Oranien-Nassau, spätere Kurfürstin von Brandenburg, klagte von ihrem Leid und ihrem Erfolg, in Oranienburg ein Waisenhaus errichtet zu haben, bis am Ende der Führung, im Fahnenzimmer, schließlich die Weiße Dame erschien. Und das, wen wunderte es, ganz in weiß gehüllt. Als Witwe mit zwei kleinen Kindern habe sie einen neuen Mann gesucht. Als sie schließlich einen solchen gefunden hatte und dieser meinte, vier Augen stünden einer Hochzeit im Wege, bezog sie dies auf ihre Kinder und tötete sie kurzerhand. Mit den vier Augen waren allerdings die seiner Eltern gemeint und so verlor ihr Angebeteter das Interesse an ihr. Sie erhielt eine lebenslange Haftstrafe, sprach einen Fluch gegen alle Adeligen aus und geistere seitdem durch die Schlösser und Burgen des Landes. Die Besucher bräuchten aber keine Sorge zu haben, sie seien schließlich nicht von Adel. Mit dieser Führung ist dem Team des Schlosses eine hervorragende Kombination aus Geschichte - und zwar nicht immer nur der positiven, sondern auch der ehrlichen und echten - und Unterhaltung gelungen. Dass in Schlössern und Adelshäusern nicht immer alles nett und friedlich abläuft konnten sich die Besucher zwar schon denken, umso spannender war es aber zu erfahren, was sich in der Detmolder Residenz so alles abgespielt hat.