Detmold. Nur mit zusätzlichem Gestühl konnte das Landestheater am Dienstagabend in der Christuskirche die große Menge interessierter Zuhörer bewältigen, die sich zum Symphoniekonzert 1 anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Landestheaters eingefunden hatten. Und die erlebten einen Abend klassischer Musik, der eines Jubiläums würdig war. Einerseits zeigte sich das Symphonische Orchester des Landestheaters Detmold unter der empathischen Leitung von Generalmusikdirektor Per-Otto Johannson überragend disponiert, andererseits präsentierte es mit dem Ausnahme-Klarinettisten Pablo Barragán einen der gefragtesten Interpreten auf diesem Instrument, der das Publikum zu begeisterten Rufen und anhaltendem Applaus hinriss. Sein Auftritt krönte die erste Hälfte des Konzerts mit dem „Klarinettenkonzert A-Dur KV 622“ von Wolfgang Amadeus Mozart, das eines der letzten Werke und einziges Klarinettenkonzert Mozarts ist. Rund zwei Monate vor seinem Tod entstand das Werk in Zusammenarbeit mit dem herausragenden Klarinettisten Anton Stadler und war eigentlich für Bassettklarinette gedacht, die einen erweiterten Tonumfang besitzt. Arabische Atmosphäre in der Christuskirche Mit aktivem Körpereinsatz entfaltete Barragán ein warmes Spektrum von lebhaft-verspieltem feinsinnigen Charakter bis hin zu virtuoser Unbeschwertheit und tänzerischer Leichtigkeit. Ohne Zugabe durfte er natürlich nicht abtreten. Eröffnet hatte den Abend die Ouvertüre zu „Ali Pascha von Janina“ von Albert Lortzing. Sehr passend, da Lortzing im Herbst 1826 ein Engagement an dem ein Jahr zuvor gegründeten Detmolder Hoftheater erhielt und dort als Schauspieler und später Komponist tätig war. Die Uraufführung des Singspiels „Ali Pascha von Janina“ erfolgte in Münster im Rahmen eines Detmolder Gastspiels. Lebhaft und energiegeladen mit einem Hauch arabischer Atmosphäre verbindet die Oper melodische Leichtigkeit und Dramatik. Alle Stücke zum Landestheater-Jubiläum finden Sie auf lz.de Einen Schritt in die Neuzeit machte das Konzert nach der Pause mit der „Petite Suite pour orchestre“ der französischen Komponistin Germaine Tailleferre. Dieses Stück entstand als Auftragswerk für eine Radioübertragung des französischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks und zeigte ihren typischen Stil mit präziser Struktur und vielseitiger Orchestrierung. In den drei Sätzen haben die Bläser einen großen Anteil, doch auch seltene Instrumente wie Harfe, Celesta, Xylophon und gedämpfte Trompete schaffen eine Brücke zwischen Tradition und hochmusikalischer Komposition. Den Schluss des Konzerts bildete die „Symphonie Nr. 5 Es-Dur, op. 82“ des finnischen Nationalkomponisten Jean Sibelius. Nach mehreren überarbeiteten Fassungen stellte ihn erst die 1919 geschaffene Version zufrieden, in der im 1. Takt das in den Hörnern aufsteigende Hauptthema dem Stück seinen Stempel aufdrückt. Experimentierlust, ein scherzoartiger Satz und ein Final-Motiv durch Bässe und Celli gestalteten das Werk, wie Sibelius sagte, in einer humaneren Form, erdbezogen und lebendiger.