Jochen Malmsheimer - zwischen Wurstbrot und Cellokonzerten

Detmold. Aus seinem Kabarettprogramm &bdquo;Flieg Fisch, lies und gesunde! oder: Glück, wo ist Dein Stachel?!“ hat am vergangenen Donnerstagabend Wortakrobat Jochen Malmsheimer im Detmolder Sommertheater gelesen. In gewohnt und geschätzt komischer Manier hat der &bdquo;vielleicht wortgewaltigste Humorist des deutschen Kabaretts“ Unsinn und Poesie miteinander amalgamieren lassen – sehr zum Amüsement des Publikums.

Der Geschäftsführer des Sommertheaters, Jochen Erhardt, lobte seinen Namensvetter als &bdquo;Mann des Wortes und der Sprache“, der in beidem sehr korrekt sei. Inhaltlich nicht korrekt war allerdings der Vergleich des Meerschweinchen-IQs mit dem einer Tube Rasierschaum, tragen die niedlichen Nager doch zu Recht den Spitznamen &bdquo;Schweinchen Schlau“. Auf die Frage seiner Kinder, ob er Meerschweinchen möge – das zielte auf die Anschaffung eines possierlichen Tieres argentinischer Abstammung ab – hatte er damals geantwortet, dass sie ihm in Sahnesoße weitaus am liebsten seien. So wundert es wenig, dass ein Zoobesuch mit dem zoophoben Vater darin gipfelte, dass sein Nachwuchs sich anschickte, ihn den Delfinen zum Fraß vorzuwerfen.

Unsägliche Radiosendungen

Möglicherweise seien die Zuschauerinnen und Zuschauer im Sommertheater sicherer als zu Hause auf dem Sofa, mutmaßte Jochen Erhardt in Verbindung mit dem Hinweis auf die besonders leistungsstarke und ausgeklügelte Belüftungstechnik im Sommertheater eingangs. Dem Akteur des Abends auf der Bühne hingegen ließ die von hinten wie Polarluft anmutende Belüftung &bdquo;den Gesäßschweiss gerinnen“, während er sich im vorderen Areal in einer Äquatorialregion wähnte. So klimatisch vielseitig es sich für den Wortakrobaten darstellte, so thematisch facettenreich gestaltete sich der Abend für das Publikum. Der ehemalige &bdquo;Anstalt“-Kabarettist widmete sich unter anderem dem Wurstbrot und dem Radio mit seinen &bdquo;unsäglichen“ Vormittagssendungen, in denen tatsächliche oder vermeintliche &bdquo;Studioexperten“ sich im Austausch mit Hörern beispielsweise über Hebekippfenster ergehen. Malmsheimer plädierte dafür, dass sie sich auf das beschränken, was die Bezeichnung beinhalte: den Akt des Hörens.

Mehr vom Guten

Auch streifte der Kabarettist, der &bdquo;immer eine gültige Stuhlprobe dabei“ hat, das Gebiet der Cellokonzerte, das zu den verzichtbarsten Errungenschaften zähle, die &bdquo;die Nordhalbkugel erbrütet hat“. Zu überbieten seien diese lediglich durch Harfenkonzerte. Manche Dinge wären dadurch am besten gewesen, dass man sie gelassen hätte. Verzichten können hätte Malmsheimer auch auf jene &bdquo;hochalerte, glattwangige“ Journalistin, die darauf anspielte, dass er nicht nur in Worten, sondern auch in Körperfülle gewaltig sei. Auf deren Frage, wie es denn so sei, dicker zu werden, stellte Malmsheimer fest, es könne nicht schlecht sein, wenn vom Guten mehr hinzu käme. Gerne beantwortete er hingegen die Frage der LZ, ob es für ihn in Frage käme, politisch Stellung zu beziehen: &bdquo;Ich habe an Parteipolitik kein Interesse“, verriet er.

Sein im Sommertheater dargebotenes Programm sei dreizehn Jahre alt und habe keinen aktuellen politischen Bezug. Er wende sich aber gegen Dinge, die gewissen gesellschaftlichen Entwicklungen Vorschub leisteten, unter anderem in puncto Bildungsnotstand. Viel des guten Humors bei &bdquo;viskosem Redefluss“ honorierten die Zuschauer – die sich wie die Hörer in den Vormittagssendungen im Radio nicht darauf beschränkten – mit ebenso viel Applaus.

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