Jochen Malmsheimer begeistert in Lügde: Ein Kabarettabend voller Sprachakrobatik

Lügde (ne). &bdquo;Kinder – wie man sie bekommt, behält und wieder loswird“, so beschreibt Jochen Malmsheimer sein aktuelles Programm &bdquo;Halt mal, Schatz!“, mit dem er mehr als 200 Besucher des Klostersaals auf eine Reise genommen hat, die mit einem Geburtsvorbereitungskurs beginnt, über die darauffolgende Hausgeburt des Erstgeborenen und die damit einhergehenden Rechte und Pflichten eines Vaters führt.

Im Jahr 2008 soll Malmsheimer schon einmal im Klostersaal zu Gast gewesen sein – ob das wirklich so stimmt, das habe er erst einmal nachschlagen müssen, sagte er. Tatsächlich erinnere er sich aber an diesen Abend, wenn auch nur fragmentarisch, denn im Anschluss habe es temperiertes Bier gegeben. In Lederhose, mit Cowboystiefeln und einer kecken Weste trat er auf die Bühne – Typ raubeiniger Wikinger.

Doch darauf sollte es nicht ankommen, hatte er doch sein gleichnamiges Buch im Gepäck, aus dem er in großen Teilen zu lesen vermochte. &bdquo;Abwaschbar“ sei es, das gute Stück, und das aus gutem Grund: &bdquo;Dieses Buch ist hauptsächlich für junge Mütter gedacht“, sagte er, &bdquo;und in der Umgebung einer jungen Mutter steht es den Dingen gut zu Gesicht, wenn sie abwaschbar sind.“

Wahrheitsgetreue Schilderungen Bei seinem Programm handele es sich um wahrheitsgetreue Schilderungen dessen, was in und um Eltern so los sei, und natürlich könne man, weil er ehrlich sei, alles für bare Münze nehmen, versicherte der 63-jährige Kabarettist vorab. Spätestens als er sich mit einer kleinen Schaufel durch den Erdmantel nach China grub, auf Island Schafe aufblies oder aus Märchenwolle Bechstein-Kolibris zupfte, bestand für die Zuschauer hieran vermeintlich kein Zweifel mehr. Gleiches galt für das mehrfache Auskommen seines neugeborenen glitschigen Sohnes Jakob aus seinen Armen, den es aber glücklicherweise dank der noch vorhandenen Nabelschnur in der Nähe hielt.

Dem gebürtigen Essener bei seinem zweistündigen Programm zu folgen, erforderte wie gewohnt höchste Konzentration, ist er doch ein großer Wortkünstler und ein noch größerer schneller Sprecher. Seine trocken vorgetragenen Profanitäten des alltäglichen Lebens mit möglichst vielen ausgefallenen deutschen Worten ließen das Publikum Tränen lachen – Malmsheimer ist eben ein Meister der Synonyme! Dass er Abitur hat, daran bestand im Grunde kein Zweifel. Trotzdem wollte er es einmal betont haben, nicht zuletzt, weil er sich doch mit dem Besuch eines Geburtsvorbereitungskurses die völlige Blöße gegeben hatte.

Dramaturgische Pause Besonders gegen Ende nahm Malmsheimer noch einmal richtig Fahrt auf, steigerte sich immer weiter in vollkommen abstruse Szenarien hinein, erhob die Stimme, fuchtelte mit den Armen und verlieh seiner Verzweiflung in dem Moment des damaligen Erlebens gebührend Ausdruck. Und neben den immer wiederkehrenden Lobeshymnen auf das ihm dargereichte Wasser, &bdquo;sagenhaft!“ und &bdquo;so schön mild“, verpasste er es nicht, sein Publikum hin und wieder zur Räson zu bringen: &bdquo;Sie müssen nicht jedes Mal klatschen, wenn Sie etwas verstanden haben, das dauert mir zu lange. Eine dramaturgische Pause würde reichen.“

Doch als Wiedergutmachung hierfür gab es immerhin die Erkenntnis schlechthin, deren Erforschung er zuvor jahrelang auf den Grund gegangen war: &bdquo;Der Kühlschrank brummt, weil in den kleinen Joghurtbechern die rechtsdrehenden Joghurtkulturen die Obststückchen immer so im Kreis schubsen.“ Herrlich!

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