Durch Zufall entsteht in Dörentrup ein Wildbienen-Paradies

Dörentrup-Schwelentrup . Ungeplant, zufällig, beinahe aus Versehen – Dörentruper haben einen Beitrag zum Artenschutz geleistet, der so nicht beabsichtigt war. Lob von Fachleuten kommt trotzdem: Am Schwelentruper Dorfteich ist an einer Abbruchkante aus Erde ein Lebensraum für Wildbienen entstanden. Sie sind gesetzlich geschützt, ein Großteil von ihnen stark gefährdet oder gar schon ausgestorben. &bdquo;Deshalb gilt es, dieses Habitat zu erhalten", sagt Hans Dudler, Insektenexperte des Naturschutzbund Lippe, mit Blick auf den neu entstandenen Lebensraum.

Dabei hatte der Verein &bdquo;Tiere im Dorf" eigentlich gar nicht vor, einen besonderen Beitrag gegen das Insektensterben zu leisten. Die Mitglieder wollten Ende 2017/Anfang 2018 nur den Weg auf der Südseite des Schwelentruper Dorfteichs mit dem Bagger verbreiterten, um den Teich auszubaggern . &bdquo;Wir hatten diesen Hilfsweg angelegt, um mit dem Schlepper an den Teich fahren zu können", erinnert sich Vorsitzender Dr. Rudolf Diekmeier und freut sich über die Entwicklung. Vorher waren am Ufer 2 Meter Platz, jetzt sind es 3,50 Meter.

Es habe durchaus Kritik an der Breite des Wegs gegeben, erinnert sich Bernd Mühlenmeier, Artenschutzbeauftragter des Kreises Lippe. Doch bei der Verbreiterung entstand auf etwa 100 Metern die kleine Abbruchkante im Boden. Und diese Böschung, so stellt sich nun heraus, ist ein kleines Paradies für Wildbienen.

Darauf gestoßen ist Diekmeier bei einem Spaziergang mit Freunden, unter ihnen Prof. Volker Beckmann von der Uni Greifswald. &bdquo;Er war begeistert und sagte, da sein ein wunderbares Wildbienen-Habitat entstanden", berichtet Diekmeier. Der Agrarökonom, der sich auch für Wildbienen interessiert, habe auf die Schnelle 15 Arten gezählt. Dabei habe sich dieser Insekten-Lebensraum ohne weiteres Zutun des Vereins entwickelt. &bdquo;Die Natur war schneller, als wir hätten planen können", schmunzelt der Vereinsvorsitzende.

Wildbienen brauchen Steilkanten im Boden Für Bernd Mühlenmeier vom Kreis stellt sich immer häufiger heraus, dass Biotope durch Zufall entstehen. &bdquo;Früher hieß es bei Eingriffen in die Landschaft, dass der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt werden muss. Im Laufe der Zeit hat man aber gesehen, dass sich dort oft Biotope entwickeln, die vielfältiger sind als vorher." So ähnlich sei es am Dorfteich. Wildbienen bräuchten Steilkanten oder Abbrüche, wie sie früher oft an mäandrierenden Flüssen entstanden.

So lassen sich in Schwelentrup in der Abbruchkante kleine Löcher erkennen, in die die Wildbienen ihre Eier legen. 600 bis 700 Arten gibt es in Deutschland, weiß Hans Dudler. Wildbienen sind oft nur halb so groß wie Honigbienen und würden nicht selten für Mücken gehalten. &bdquo;Die meisten von ihnen leben solitär", sie bilden also keinen Staat wie Honigbienen. Als eine Ursache dafür, dass sie vom Aussterben bedroht sind, gilt die &bdquo;durchstrukturierte Landschaft" und auch aufgeräumte Gärten. &bdquo;Mehr Unordnung" könnte der Natur helfen. Dudler will Wanderern überdies die Sorge nehmen, dass sie gestochen werden: &bdquo;Von Wildbienenstichen habe ich noch nie etwas gehört."

Apropos wandern: Für Diekmeier passt die Entdeckung am Dorfteich gut zum Bienenlehrpfad, der in Schwelentrup von der Stallscheune durch den Park am neuen Bienenhaus und an Blühwiesen am Fahrenplatz vorbei zum Dorfteich führt. Dort steht praktischerweise schon eine Infotafel zu Wildbienen.

Verein will beim Dorfteich an mehreren Schrauben drehen Derweil ist der Dorfteich zwar nicht ausgetrocknet, aber der Wasserstand ist niedrig. &bdquo;Im Frühjahr war er zweimal voll", sagt Dr. Rudolf Diekmeier vom Verein &bdquo;Tiere im Dorf". Der Eselsbach, einer von zwei Zuflüssen, ist aktuell im unteren Bereich wieder ausgetrocknet.

Im Frühjahr 2020 hatte der Verein mit Helfern Geröll teilweise entfernt, das in den Bach abgegangen war. Das hatte geholfen, wenn auch nicht auf Dauer. Diekmeier vermutet, dass sich auch unter dem Teich eine Gesteinsschicht befindet, die das Wasser &bdquo;aufsaugt" und durch das Ausbaggern in Teilen wieder freigelegt wurde. &bdquo;Wir wollen jetzt an mehreren Stellschrauben drehen", kündigt er an. So wird der Verein doch noch einmal den Abfluss des Teichs, den sogenannten Mönch, unter die Lupe nehmen und im Herbst weiteres Geröll aus dem Eselsbach entfernen. Bernd Mühlenmeier vom Kreis Lippe glaubt, dass auch die Wasserförderung der Gemeinde Extertal am Oberlauf des Baches eine Rolle spielen könnte.

Diekmeier will wegen des Themas Wasserstand freilich keine Trübsal blasen – auch angesichts der Tiervielfalt am Teich: &bdquo;Hier ist ein toller Lebensraum entstanden, auch wenn es anders aussieht, als wir geplant hatten."

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