Mit 50 Jahren startet Dörentruperin eine Ausbildung in der Pflege

Dörentrup-Humfeld. Mit 50 noch mal die Schulbank drücken? Für Karin Wenke aus Hillentrup keine Frage. "Ich sehe das als meine Chance." Die Chance, als ausgebildete Pflegefachfrau in der Altenpflege bei ihrem jetzigen Arbeitgeber, dem Elisenstift Humfeld, mit mehr Verantwortung weiterzumachen. Möglich machen das die Unterstützung der Arbeitsagentur und die Reform der Pflegeausbildung. Jutta Wenzel, Sozialpflegerischer Vorstand des Elisenstifts, ist denn auch voll des Lobes für diese Möglichkeiten. Und doch drückt die Co-Chefin des Stifts eine Sorge.

Denn: Die reformierte Ausbildung der Pflegeberufe hat im Einzugsbereich des Elisenstifts offenbar ein Imageproblem. Seit zum Jahreswechsel die Ausbildung von Alten- und Krankenpflegern zusammengelegt wurde, spürt die Einrichtung bei potenziellen Azubis deutlich weniger Interesse. "Normalerweise haben wir jedes Jahr 10 bis 20 Anfragen. Jetzt sind es gerade mal 5", berichtet Jutta Wenzel. Die genaue Ursachenforschung läuft noch, schließlich könnte auch Corona irgendwie eine Rolle spielen, und manche andere Einrichtung berichtet von mehr Pflege-Azubis seit dem Systemwechsel. Doch Wenzel weiß: Es gibt die Befürchtung, dass die neu gestaltete Ausbildung Interessenten abschreckt, weil sie mit mehr Stationen umfangreicher ist - und angeblich zu anspruchsvoll.

Förderung von der Arbeitsagentur

Damit wäre genau das Gegenteil dessen erreicht, was die Reform bringen sollte, sagt Wenzel: "Ich glaube, dass sie den Horizont für viele erweitert und dass die Altenpflege eine Aufwertung erfährt." Die reformierte Ausbildung sei schließlich von "unschätzbarem Wert, um mit alten Menschen qualifiziert umzugehen", betont Jutta Wenzel. Wer sie absolviert habe, dem eröffneten sich deutlich mehr Möglichkeiten als früher. Karin Wenke fand schon ihre bisherige Arbeit "sehr erfüllend", wie die gelernte Arzthelferin sagt - "auch wenn ich die Senioren wegen meiner Ausbildung nur noch waschen durfte".

Sie arbeitete seit 20 Jahren als Pflegehelferin, war zuvor im ambulanten Einsatz und hatte viel mit Demenzkranken zu tun. Nun wieder Neues zu lernen, ist nicht alltäglich - doch "das Lernen funktioniert noch", sagt Karin Wenke, auch wenn man nicht mehr so schnell sei wie Jüngere. "Und es macht Spaß." Trotz ihrer langen Berufserfahrung habe sie viel erfahren, das sie noch nicht wusste, etwa, was die Kommunikation mit Demenzkranken angeht.

Erste Klausuren seit 30 Jahren

Aktuell steht Karin Wenke vor Klausuren - "die ersten seit 30 Jahren", sagt sie und lächelt. Doch der Altersfaktor spielte für Karin Wenke am Ende keine Rolle. In ihrer Klasse in der Pflegeschule mit 18 Azubis gebe es eine sehr bunte Mischung aus jungen und älteren Mitschülern. "Und ich bin noch nicht mal die Älteste."

Die neue Ausbildung ist für sie auch eine Art Weiterqualifizierung. Sich als alleinstehende Mutter von drei Kindern aber noch mal auf so etwas einzulassen, ist auch eine finanzielle Frage. Hier kam das Qualifizierungschancengesetz ins Spiel - das machte eine Förderung zusätzlich zum Geld möglich, das Karin Wenke in der Ausbildung bekommt. "Damit wird der bisherige Verdienst nicht geschmälert", erklärt Jutta Wenzel. Das mache die Sache für die Mitarbeiterin attraktiv. Zwei weitere bisherige Mitarbeiter des Elisenstifts beschreiten denselben Weg wie Karin Wenke.

Das Elisenstift muss selbst ebenfalls einen Teil der Kosten tragen. "Für uns ist die Sache interessant, weil wir die Azubis kennen und wissen, was wir an ihnen haben", sagt Wenzel. Diese Mitarbeiter seien nach der Qualifizierung vielfältiger einsetzbar.

Chefin und Mitarbeiterin sehen also Vorteile für beide Seiten - und Wenzel hofft mit der reformierten Ausbildung darauf, die Arbeit in der Pflege attraktiver zu machen - "und Menschen für den schönsten Beruf der Welt zu gewinnen".

Der Elisenstift

Das Elisenstift wird von Jutta Wenzel und von Irene Karkoschka geleitet. Die zwei Häuser in Humfeld haben 90 beziehungsweise 56 Bewohner. Hinzu kommen vier ambulante Diakoniestationen in Blomberg, Dörentrup/Barntrup, Kalletal und Lügde sowie 156 Servicewohnungen an verschiedenen Standorten. Die Einrichtung gehört zum Diakonischen Werk und hat 320 Mitarbeiter.

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