"Oh happy Day": Entfesselung von Energie im Gotteshaus in Hillentrup

Dörentrup-Hillentrup. Wann sieht man schon mal tanzende Menschen im Gotteshaus? Was beim "Black Gospel" in Amerika als Ausdruck religiöser Ergriffenheit normal ist, erscheint im zugeknöpften Deutschland doch eher als ein seltenes Ereignis. Die Vokal-Band "Undivided" hat ein zurückhaltend-reserviertes Publikum in der Kirche zu Hillentrup zum Ausdruck ungezwungener Lebensfreude getrieben: Rund 250 Zuhörer im voll besetzten Gotteshaus klatschten zunächst rhythmisch mit, sangen dann aus voller Kehle, swingten hin und her und tanzten schließlich in den eigentlich zum Sitzen und Knien vorgesehenen Kirchen-Bänken.

In einer Liga mit den ganz Großen Alles ist anders bei "Undivided": Wer unter "A Capella" eine Art Chormusik mit überschaubarer Besetzung versteht, liegt beim quirligen Sextett aus Übersee völlig falsch. Deren Musik - zwar komplett ohne Instrumente vorgetragen - klingt so, als spielte eine echte Band im Hintergrund. Das funktioniert so: Melvinsky Ramirez baut mit seiner tiefen Stimme, eine Bass-Line auf, die haargenau klingt wie ein perfekt gezupfter Akustik-Bass aus dem Jazz- und Pop-Genre. Bariton Richard Aponte ergänzt dies mit einem kompletten Drumset per Beatboxing. Auf diesem Fundament erhebt sich ein betont rhythmischer, vielstimmiger Gesang, der Tonhöhen erklimmt, die einer Opern-Sopranistin zur Ehre gereichen würde. Wenn die Tenöre von "Undivided" in die Höhe steigen, nehmen es ihre austrainierten Kopfstimmen mit Prince, Michael Jackson und den Beach Boys auf.

Die Sänger aus den USA, Südamerika, Jamaika wollen ihr Publikum tanzen sehen. Auch das zeigt sich erstaunlich gesangsstark: Die von Undivided-Vorsängern geforderten Melodien imitieren die Sänger aus den Kirchenbänken perfekt.

Die Deutschen sind nicht mehr zu halten Das Finale des Abends: Furios. Braulio Rivera, gebürtig aus der New Yorker Bronx, erzählte die Anekdote von der verschämten Nonne, die bei diesem Song geradezu aus dem Häuschen geraten ist, und behauptete, das würde das Publikum auch gleich tun: "Weil alle Deutschen immer tierisch auf diesen Song abfahren." Und tatsächlich: Als die Band den Gospel-Ohrwurm "Oh happy Day" anstimmte, war kein Halten mehr und das Publikum konnte schier nicht genug davon bekommen. So viel tosenden Applaus dürfte die Kirche Hillentrup in ihrer Geschichte nur selten erlebt haben: Fürs Publikum nahm der "Happy Day" auf dem Nachhauseweg kein Ende mehr.

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