Schulen erklären, warum die AfD bei der Jugend-Wahl in Nordlippe so gut abgeschnitten hat

Nordlippe. Die Schüler aus Nordlippe haben gewählt. Und die Ergebnisse mögen den ein oder anderen überraschen: In allen Kommunen liegt die AfD vorne. Ein Bahnwaggon wurde zum mobilen Wahllokal . Dort konnten Schüler der Sekundarschule Nordlippe in Extertal, das Gymnasium Barntrup und Kinder und Jugendliche am Bahnhof in Farmbeck ihre Stimme abgeben - wie bei einer echten Wahl. Anlässlich der Europawahl am Sonntag, 9. Juni, bei der erstmals Wähler ab 16 Jahren zugelassen sind, hatte das Kulturstellwerk Nordlippe die simulierte Wahl ins Leben gerufen.

Ergebnis Extertal Die Alternative für Deutschland (AfD) landete bei den insgesamt 317 gültigen Stimmen von Schülern aus Extertal auf dem ersten Platz mit 86 Stimmen, also rund 27 Prozent - mehr als ein Viertel. Die CDU holte 69 Stimmen, also rund 22 Prozent; die SPD 55 Stimmen, also etwa 17 Prozent; die Grünen 16 Stimmen, also 5 Prozent; und die FDP zwölf Stimmen, also rund 4 Prozent. Die Partei sichert sich elf Stimmen, &bdquo;Tierschutz hier!“ neun Stimmen, Die Linke sieben Stimmen, ebenso wie &bdquo;Heimat“ und Tierschutzpartei. Sechs Stimmen sichern sich BSW und Volt, die Freien Wähler bekommen fünf Stimmen. Elf Wahlzettel waren ungültig.

Schulleiter Peter Wehrmann meint zu den Ergebnissen: &bdquo;Mir ist einigermaßen klar, warum so gewählt wurde. In Medien wie TikTok, die unsere Kinder nutzen, ist die AfD einfach sehr präsent – mit einfachen und klaren Parolen. Dadurch lassen sich Nutzer natürlich beeinflussen.“ Die Ergebnisse der Jugend-Europawahl in Nordlippe würden deutlich machen, wie wichtig Demokratie-Erziehung sei – was Part der Schule sei – und dass sich etablierte Parteien auf diesen Plattformen mehr präsentieren müssen, meint Wehrmann.

In der Sekundarschule hätten die Lehrer mit den Schülern über die Wahlprogramme gesprochen und auch den Wahl-O-Mat genutzt. &bdquo;Unsere Aufgabe ist es, zu informieren. Aber Schule allein ist nicht die Lösung. Ich glaube, wir sollten mit der Politik ins Gespräch kommen. Die Schüler sollten die Infos nicht nur von den Lehrern, sondern auch von anderen Menschen bekommen“, ist Wehrmann überzeugt.

Am kommenden Dienstag findet eine Lehrer-Konferenz an der Sekundarschule statt, unter anderem soll es dabei auch um die Ergebnisse der Jugend-Europawahl gehen.

Ergebnis für Barntrup Auch bei den Schülern aus Barntrup lag die AfD auf dem ersten Platz mit 45 Stimmen von insgesamt 185 abgegebenen Stimmen, das entspricht rund 24 Prozent. Knapp dahinter die CDU mit 42 Stimmen (23 Prozent). Und auf dem dritten Platz landete die SPD mit 24 Stimmen (13 Prozent). Die Grünen holten 15 Stimmen (8 Prozent), die FDP 14 Stimmen (8 Prozent), Die Linke elf Stimmen (6 Prozent) und die Tierschutzpartei acht Stimmen (4 Prozent).

Gabriele Schmuck, Schulleiterin des Gymnasiums Barntrup, sagt, dass im Vorfeld der Jugend-Europawahl die einzelnen Parteien und ihre Programme im Politik- beziehungsweise Sozialwissenschaftsunterricht besprochen wurden. Das städtische Gymnasium fördere als Europaschule darüber hinaus den europäischen Gedanken der Völkerverständigung durch vielfältige Austausch- und Begegnungsfahrten sowie Projekte. &bdquo;Den Werten des Grundgesetzes fühlen wir uns sehr verpflichtet“, sagt Schmuck.

&bdquo;Schule an sich ist unpolitisch, aber sie hat die Aufgabe, junge Menschen zu mündigen Bürgern zu erziehen“, meint die Schulleiterin. &bdquo;Für uns ist es wichtig, dass Jugendliche zur Wahl gehen, dass sie erkennen, wie wichtig ihre Stimme ist. Nur dann sind die Ergebnisse repräsentativ.“ Denn an der simulierten Wahl haben nicht alle Schüler teilgenommen.

Angesprochen auf die hohen Zustimmungswerte für die AfD sagt die Schulleiterin: &bdquo;Mich irritiert schon, dass die Jugend zu Parteien am rechten Rand zu neigen scheint.“ Gleichwohl würden auch manche Schüler dazu neigen, ihr Kreuz dort zu setzen, um zu provozieren, meint sie. &bdquo;Jugend hat eigentlich schon immer versucht, sich von den Eltern abzusetzen. Wenn alle Welt fragt: ,Wie könnt ihr den rechten Rand wählen?’ Ist es natürlich umso spannender, das zu machen.“

Aus Gesprächen mit den Politik- und Sozialwissenschaftslehrkräften wisse sie, dass die App TikTok auch ein Faktor sei. &bdquo;Die AfD hat gut erkannt, das für sich zu nutzen“, meint Schmuck. Im Unterricht würden die Ergebnisse nun besprochen. Die Schulleiterin sei nun gespannt, wie die tatsächliche Europawahl ausgeht.

Ergebnis für Dörentrup Am Bahnhof in Dörentrup wurden 47 gültige Wahlzettel abgegeben. Die AfD sicherte sich mit 21 Stimmen auch hier den ersten Platz. Das entspricht bei der geringen Gesamtzahl etwa 45 Prozent. Die CDU holte sieben Stimmen (15 Prozent), die Grünen fünf Stimmen (11 Prozent) ebenso wie die SPD.

Das Kulturstellwerk Nordlippe äußert sich zu den Ergebnissen in einem Statement via Instagram wie folgt: &bdquo;Wir nehmen die Ergebnisse der U-16-Wahl sehr ernst und sehen sie als wichtigen Teil der politischen Bildung. Die Wahl spiegelt die Vielfalt der Meinungen wider, die auch unter Jugendlichen existiert. Es ist uns wichtig, weiterhin einen offenen Dialog zu fördern und das politische Bewusstsein bei jungen Menschen zu stärken.“

In Kalletal hat der Verein für Kinder- und Jugendarbeit selbst eine Wahl durchgeführt. Auf Nachfrage wollte und konnte er jedoch keine Ergebnisse herausgeben.

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