Nordlippe. Gaststätten und Kneipen – einst die lebendigen Treffpunkte in Städten und Dörfern – stehen im Mittelpunkt einer neuen Erzählwerkstatt. Die Veranstaltung des Kulturstellwerks Nordlippe, der Volkshochschulen Detmold-Lemgo und Lippe Ost, des Lippischen Heimatbundes und weiteren Kooperationspartnern geht unter dem Titel „Kneipenkultur in Nordlippe“ nordlippeweit in ihre dritte Runde. Der Auftakt ist am Dienstag, 28. Januar, um 18 Uhr im Bürgerhaus Dörentrup. Einmal monatlich findet jeweils ein Erzählabend statt, der quartalsweise durch Nordlippe, also Dörentrup, Barntrup, Extertal und Kalletal wandert.
Gaststätten und Kneipen waren über Jahrzehnte zentrale Orte des sozialen Lebens – in Städten ebenso wie in ländlichen Regionen. Sie dienten als Treffpunkte für Vereine, Veranstaltungsorte für Feste oder als beliebte Ausflugsziele. Mit der Schließung zahlreicher Gaststätten seit den 1980er-Jahren ist nicht nur ein Stück Dorfgeschichte, sondern auch ein Teil der Lebensgeschichten vieler Menschen verloren gegangen, heißt es in einer Mitteilung.
Viele Gaststätten um 1920
Die Veranstaltungsreihe beschäftigt sich in diesem Jahr mit den Erinnerungen an diese Gaststätten. Hierzu werden Geschichten dieser besonderen Orte gesammelt. Die Erzählwerkstatt lädt alle Interessierten ein, ihre Anekdoten beizusteuern: Wer hat Erinnerungen an die Kneipenkultur? Wer hat Gaststätten betrieben oder besucht? Welche Geschichten verbergen sich hinter diesen besonderen Orten?
Wer in alten Tourismus-Führern über Lippe blättert, ist verblüfft, wie viele Gaststätten und Hotels es um 1920 gab, die mit Anzeigen für ihre Angebote warben. Fast jedes Dorf verfügte über ein oder zwei Gaststätten, die häufig mit Lebensmittelgeschäften oder Bäckereien verbunden waren. In einigen Dörfern konnten sie auf eine lange Tradition blicken, die bis zu den Krugwirtschaften des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts zurückreichte.
Schließungen in den 80ern und 90ern
Zahlreiche Gaststätten verfügten über Anbauten mit großen Sälen, in denen sich die örtlichen Vereine trafen und ihre jährlichen Feste veranstalteten, und Kegelbahnen. Gaststätten, die in landschaftlich reizvollen Gegenden lagen, entwickelten sich zu Ausflugswirtschaften, die Gäste aus den benachbarten Städten anlockten.
Mit dem Eisenbahnbau eröffneten Wirtschaften in den neu erbauten Bahnhöfen. Eine Besonderheit in Nordlippe war und ist der Pensionsbetrieb für Feriengäste, heißt es weiter. Bereits Mitte der 1920er-Jahre habe beispielsweise in den Dörfern des Begatals zwischen Lemgo und Barntrup die Hinwendung zum Fremdenverkehr stattgefunden. In vielen Dörfern habe sich dann aber in den 1980er und 90er-Jahren ein fundamentaler Wandel vollzogen: Zahlreiche Gaststätten, Hotels und Pensionen wurden geschlossen. Noch heute wird in einigen Orten vergeblich nach Möglichkeiten zum „Einkehren“ gesucht.
Termine
Den Auftakt macht die Erzählwerkstatt „Kneipenkultur in Dörentrup“ am Dienstag, 28. Januar, im Bürgerhaus, gefolgt von Terminen in den Humfelder Reiterstuben am 25. Februar und in der Stallscheune Schwelentrup am 25. März, jeweils um 18 Uhr. Es folgen quartalsweise jeweils drei Termine in Barntrup, Extertal und Kalletal. Die Anmeldung für Dörentrup und später Kalletal erfolgt über die Volkshochschule Detmold-Lemgo. Die Anmeldung für Barntrup und Extertal erfolgt über die Volksschule Lippe-Ost. Die Anmeldelinks und ersten Ergebnisse mit historischen Fotos sowie weiteren Informationen zum Projekt gibt es im Internet auf www.kulturstellwerk-nordlippe.de