Mehr als nur ein günstiges Essen: Besuch beim offenen Mittagstisch in Dörentrup

Dörentrup. Die Stimmung ist locker, die Menschen wirken fröhlich und miteinander vertraut. Kleine Gruppen von überwiegend älteren Menschen haben sich an den Tischen zusammengefunden und unterhalten sich angeregt. Wer mit den Gästen ins Gespräch kommt, merkt schnell: Beim offenen Mittagstisch im Bürgerhaus der Gemeinde Dörentrup, der jeden Donnerstag ab 12 Uhr stattfindet, geht es um weit mehr als nur ein günstiges Mittagessen.

So ist es auch bei Günter Helmer aus Loßbruch, der mit seiner Frau Herta und seiner Schwägerin jede Woche zum Essen nach Dörentrup fährt. &bdquo;Wir kommen, weil es einfach schön ist“, berichtet der Rentner. Obwohl das Essen immer lecker sei, will das Ehepaar vor allem andere Menschen treffen und ein bisschen schnacken. Einen Tag in der Woche nicht selbst kochen zu müssen, sei zudem ein schöner Bonus für die Rentner. Und wenn etwas übrig bleibt, können die Reste eingepackt und mitgenommen werden.

Fast wie im Restaurant Das Essen bringen die sieben Frauen, die sich ehrenamtlich engagieren, direkt an die Tische- fast wie in einem Restaurant. Wer möchte, bekommt auch einen Nachschlag. Im Anschluss gibt es immer Kaffee und Kuchen, manchmal wird eine Geschichte vorgelesen oder gemeinsam gesungen.

Einen festen Betrag müssen die Gäste dafür nicht bezahlen, es kann aber eine Spende gegeben werden. Das Prinzip des Mittagstischs lautet: Jeder soll nur das zahlen, was er sich leisten kann. &bdquo;Was die Gäste geben, reicht aber meist nicht ganz aus, um die Kosten zu decken“, erläutert Ingrid Bruns, Vorsitzende der Tafel Dörentrup. Den Differenzbetrag finanziert die Organisation aus Spendengeldern.

Bedürftigkeit muss nicht nachgewiesen werden Das Essen, das immer ein Eintopf ist, wird in der Küche des Elisenstifts in Humfeld zubereitet und nach Dörentrup geliefert. Ein großer Teil der ehrenamtlichen Helferinnen sind ehemalige Angestellte des Altenheimes oder kommen aus einem Pflegeberuf. So auch Heide Bödeker, die große Freude an der freiwilligen Arbeit hat: &bdquo;Man sieht die Dankbarkeit und die Leute haben eine Möglichkeit, sich zu treffen. Das macht einfach Freude.“

Ins Leben gerufen wurde der offene Mittagstisch von Heidi Kroll, die sich mit ihrer Idee an Ingrid Bruns und die Tafel wandte. Auch Kroll arbeitete früher in der mobilen Pflege und in diesem Beruf hat sie hautnah mitbekommen, wie einsam manche älteren Menschen sind. Besonders wenn sie ihren Partner verloren oder keine Angehörigen vor Ort haben. &bdquo;Diese Menschen haben auch das Recht auf eine warme Mahlzeit“, erläutert Kroll. Das Angebot richtet sich aber nicht explizit an ältere Menschen. Jeder sei willkommen, eine Bedürftigkeit muss nicht nachgewiesen werden.

Mit Heimatpreis ausgezeichnet Kroll wünscht sich, dass der offene Mittagstisch von mehr Menschen verschiedenen Alters wahrgenommen wird. Denn bisher komme der Großteil der Gäste aus dem Ortskern von Dörentrup. Menschen aus den umliegenden Dörfern, die selbst nicht mobil sind, hätten häufig gar nicht die Möglichkeit, nach Dörentrup zu gelangen. &bdquo;Mit dem ÖPNV ist das leider schwierig“, erläutert Kroll. Die Ehrenamtlichen dürfen die Gäste auch nicht von zu Hause abholen und zum Mittagstisch fahren. &bdquo;Weil wir alle keinen Personenbeförderungsschein haben“, so Kroll weiter. Deshalb würde sie es sehr begrüßen, wenn es auch in Dörentrup einen Bürgerbus nach Kalletaler Vorbild gebe.

Das Engagement der Freiwilligen wurde im Dezember mit dem Heimatpreis der Gemeinde Dörentrup ausgezeichnet. Wie die 3000 Euro Preisgeld eingesetzt werden sollen, ist allerdings noch nicht klar. Heidi Kroll wünscht sich zum Beispiel einen weiteren Servierwagen und einen Warmhaltetopf. Generell sei das Geld aber ein sehr willkommenes finanzielles Polster.

Mehr als nur ein günstiges Essen: Besuch beim offenen Mittagstisch in Dörentrup

Ausgezeichnet: Offener Mittagstisch und Tennisclub gewinnen Heimatpreis in Dörentrup

Gegen Armut und Einsamkeit: Mittagstisch der „Lagenser Mahlzeit“ hofft auf Spenden

Sparkasse Lemgo will Zeichen setzen

Der Caritas-Mittagstisch in Detmold ist für viele Menschen mehr als nur ein warmes Essen

Bedürftige in Leopoldshöhe und Oerlinghausen brauchen immer mehr Hilfe

Wo Wärme durch den Magen geht: Das ist der Mittagstisch in der Kirche Heilig Kreuz Detmold

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus