Rickbruch: Ein Tunnel, eine Brücke, ein Gut

Extertal. Die Extertalstraße führt von Rinteln über Bösingfeld nach Barntrup, wird in Niedersachsen als L 435 und in Nordrhein-Westfalen als L 758 klassifiziert. Sie ist etwa 30 Kilometer lang. Bekannt ist sie in Lippe weniger durch die Exter, der Fluss, der in unmittelbare Nähe verläuft; die meisten Zeitgenossen verbinden die Region mit der Bahnstrecke und den Draisinen. Zwischen Fluss, Draisinenstrecke, einem Tunnel und einer Brücke steht Gut Rickbruch.

Einer der 23 Menschen, die summa summarum in Rickbruch leben, ist Heinrich-Wilhelm Tölle: Landwirt, Kommunalpolitiker, Windkraft-Pionier oder &bdquo;Hans Dampf in allen Gassen“.Tölle gehört in eine Liga, die auch mal ungefragt das Zeitgeschehen kommentiert.

Der Landwirt erzeugt auch selbst Energie Seit 1980 betreibt er mit seiner Ehefrau Renate und nunmehr mit Sohn Richard den landwirtschaftlichen Betrieb, der - wen wundert es - &bdquo;Gut Rickbruch“ heißt. Neben Ackerbau und Viehhaltung erzeugt man durch die Nutzung von Wasserkraft, Sonnenkraft und Wind eine Menge Strom für das Gut als auch das öffentliche Netz.

Tölle war einer der Ersten in der Gegend, der mit zwei Handvoll Gleichgesinnten Windräder auf den Höhen entlang der Extertalstraße bauen ließ. Auf dem Schweinestall liegen Photovoltaikplatten, an der Exter rödelt seit 1921 eine Wasserturbine vor sich hin.

Und als wäre das noch nicht genug in Sachen Nachhaltigkeit, hat der 65-Jährige sich auch noch für Holzhackschnitzel begeistern können und lagert in einer Halle mehrere Tonnen für die Wärmeversorgung von Haus und Hof.&bdquo;Wir bewirtschaften gut 120 Hektar eigene Flächen und haben noch diverse Hektar rund um Rickbruch dazu gepachtet“, kommentiert Tölle seinen landwirtschaftlichen Betrieb.

Auf dem Gut ist reichlich viel Platz Das machen er, seine Frau und sein Sohn nicht allein. Auf dem Gut wohnen noch zwei Mitarbeiter in dazugehörenden Häusern; plus drei weitere Arbeitskräfte in näherer Umgebung. Fünf Vollzeitstellen kann Rickbruch somit vorweisen. Im Gutshaus hat die Familie Tölle reichlich Platz, nach dem Auszug der beiden Töchter, die im Extertal verheiratet sind, werden nicht alle Zimmer mehr genutzt.

Heinrich-Wilhelm Tölle lässt nicht unerwähnt, dass in Sichtweite noch ein Bauernhof steht, früher im Eigentum der Familie Quakernack, der mittlerweile vermietet ist. Ganz bekannte Nachbarschaft haben die Tölles zudem hinter der Exter, wo Richtung Kükenbruch das Gut Rohbraken von Dietrich Hugenberg und etwas weiter nördlich - am Zipfel von NRW - der Bögerhof kommen.

Eine Brücke und eine privater Tunnel musste her Spektakulär bleibt indes die Lage des Gutes an der Extertalstraße. Beim Neubau der L758 nahmen die Verkehrsplaner den Auftrag, eine leistungsfähige Straße zu bauen, durchaus ernst, mussten aber irgendwie die Zuwegungen rund um das Gut neu denken. Tölle: &bdquo;Am Ende bekamen meine Schwiegereltern einen Tunnel unter der Straße und eine Brücke über die Straße bewilligt. Der private Tunnel ist nur für Fußgänger, und führt zu dem von der Extertalstraße durchtrennten Teil des Parks und zum Familienfriedhof. Hier liegen unsere Ahnen begraben; ein Ort an dem ich also auch mal landen werde. Ich nehme den Weg durch den Tunnel, wenn ich mit dem Hund Richtung Wald unterwegs bin.“

Die Brücke wird auch von landwirtschaftlichen Fahrzeugen oder Wanderern genutzt. Fazit: Sie hat für Gut Rickbruch die größere Bedeutung. Sei es bei der Anlieferung neuer Ferkel aus Osterhagen oder Sabbenhausen, bei der Verwertung von altem Holz aus dem Wald für die Hackschnitzelanlage oder allen Erntewegen. Mal ganz davon abgesehen, dass Sohn Richard auch ab und an zum zweiten Betrieb, einem Bauernhof in Humfeld, muss.

Rickbruch gehört zu Brehmke Spätestens hier stellt sich natürlich die Frage, was bei den ganzen Verkehrswegen mit den Bahnschienen hinter dem Haus &bdquo;so läuft“? &bdquo;Die Draisinenstrecke stört uns nicht. Sie verläuft ja zwischen Grünland, Bäumen und Acker abseits unserer wichtigen Wege. Der Rastplatz Rickbruch wird sogar mit dem Rasenmäher von meiner Frau gepflegt“, sagt Tölle, der überdies noch einmal zurechtrücken will, dass Rickbruch entgegen anderer Ideen nicht zu Almena gehöre, sondern zu Bremke. Richard Tölle: &bdquo;Auch, wenn ich als Fußballer früher für Almena gespielt habe.“

Die Orientierung der Rickbrucher scheint somit klar; Einkäufe werden wechselweise hauptsächlich im Markt in Bösingfeld aber auch in Krankenhagen erledigt.

Und sonst - Herr Tölle? &bdquo;Den Ferienpark in Rott können Sie noch erwähnen, auch wenn er lange einen Dornröschenschlaf geführt hat. Und natürlich ist es schade, dass Magdalene Rieke vor drei Jahren den Bremker Krug aufgegeben hat. Ach- ja, wir haben hier in Rickbruch einen Eigenjagdbezirk. Meine Frau, beide Schwiegersöhne und ich haben einen Jagdschein.“ Tölle zeigt auf einen Tresor, in dem die &bdquo;Flinten“ hinter Schloss und Riegel stehen.

Alles in allem also Idylle zwischen Rinteln und Bösingfeld. Oder? &bdquo;Dann dürfen Sie aber die beiden Blitzer in Nalhof und Fütig nicht erwähnen“, meint Tölle Junior. Schon passiert

Anekdote Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Alliierten sehr an deutscher Technologie interessiert. So widmeten sie dementsprechend viel Aufmerksamkeit den Wissenschaftlern von Focke-Wulf und deren Einrichtungen in Bad Eilsen, wo sich auch zunächst das Hauptquartier der Britischen Rheinarmee befand. Was ist ein Luftwaffen-Hauptquartier ohne Flugplatz? In unmittelbarer Nähe war aber kein Fliegerhorst der deutschen Luftwaffe angesiedelt. In der Region siedelte sich das Hauptquartier der British Army unter Feldmarschall Montgomery an. Als Wohnsitz für Montgomery ist das Gut Rickbruch im Extertal beschlagnahmt worden, hier wurde ebenfalls ein kleiner Flugplatz auf dem Verlauf der heutigen Extertalstraße nördlich vom Gut bis zum heutigem Siedlungsgelände &bdquo;Goldener Winkel“ errichtet. Tölle: &bdquo;1955 verließen die Engländer Rickbruch wieder.“

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