So will Horn-Bad Meinberg nach dem Aus für Glunz neue Arbeitsplätze schaffen

Horn-Bad Meinberg. Die Stadt hat immer wieder schwere Nackenschläge einstecken müssen. Dem Kliniksterben in Bad Meinberg folgte schon bald der Niedergang der Möbelindustrie. Alle Versuche, Hornitex nach der Insolvenz zu retten, sind gescheitert, wie sich jetzt mit der angekündigten Schließung der Produktion von Glunz bis Ende 2020 zeigt. Damit kommt der Stadt eine schwierige Aufgabe zu. Sie will versuchen, das große Areal zu vermarkten, um neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Der Betriebsratsvorsitzende Thomas Möller gegenüber der LZ: &bdquo;Jeder, der Ahnung von der Materie hat, wusste, dass das Ende von Glunz mit dem Ende der Förderung für das Heizkraftwerk kommt." Im September 2013 sei die Spanplattenproduktion eingestellt worden. Inzwischen seien auch drei Beschichtungspressen vom Netz genommen worden. Verblieben seien im Werk noch drei Pressen. Die Betriebsgenehmigung für das Heizkraftwerk habe die Bezirksregierung gerade noch mal erteilt. Seit zwei Jahren erfolge der Rückbau auf dem Gelände. Maschinen würden verkauft oder verschrottet. Momentan werde die große Spanplattenanlage abgebaut.

Thomas Möller: &bdquo;Mit 55,2 Jahren ist der Altersdurchschnitt der 106 verbliebenen Mitarbeiter relativ hoch. Viele haben 30 bis 40 Jahre hier gearbeitet. Denen fehlt mittlerweile die Berufsqualifikation für ihren eigentlich erlernten Beruf. 70 Prozent von ihnen werden es deshalb sehr schwer haben." Nur einige wenige könnten in Vorruhestand. Nur die SAD-Verwaltung bleibe mit rund 80 Mitarbeitern vor Ort. Im Januar habe Glunz die Energiezentrale kaufen müssen, da sich bis Ende 2018 kein anderer Käufer gefunden habe. Das meiste Geld werde dabei mit Strom gemacht. Thomas Möller: &bdquo;Das läuft zurzeit sehr gut. Im Zeitraum von Januar bis Mai haben wir so ein Plus geschrieben." Wenn die Energiezentrale entsprechend umgerüstet würde, könnte man am Standort Horn zum Beispiel Klärschlamm verbrennen, sagt der Betriebsratsvorsitzende.

Die Kommunalpolitiker sehen sich in einer schwierigen Situation, da sie es mit einem Weltkonzern zu tun hätten. So verweist Dr. Alexander Martin (CDU) darauf, dass es seitens der Geschäftsleitung nie eine Antwort auf Anfragen der CDU gegeben habe. &bdquo;Man mag das bedauern, aber diese Liga sucht nicht das Gespräch mit der kleinen Politik." Man dürfe auch nicht vergessen, dass es sich um ein privates Unternehmen handele. Dr. Alexander Martin: &bdquo;Da können wir schlecht von außen auf ein geschlossenes System Einfluss nehmen." Wenn es Möglichkeiten gebe, werde die CDU sicherlich alles unternehmen, um zu einer sozialverträglichen Lösung zu kommen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende: &bdquo;Der Betriebsratsvorsitzende kann gerne nächste Woche Donnerstag zur Ratssitzung kommen. Da könnten wir dann gemeinsam über die schwierige Thematik sprechen."

Celil Celik (SPD) spricht von einer sehr traurigen städtischen Entwicklung. &bdquo;Hier geht eine Ära zu Ende. Wir sehen darin aber zugleich auch eine große Chance für die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes, wenn es gelingt, die große Fläche anderweitig zu vermarkten. Für uns ist deshalb wichtig, was danach passiert. Da sehen wir die Verwaltungsspitze gefordert, die ja die Wirtschaftsförderung zur Chefsache erklärt hat." Andreas Mickel (FDP) sieht die Angelegenheit realistisch. &bdquo;Es ist ein großer Konzern. Da sind unsere Möglichkeiten doch sehr stark begrenzt. Auch für Diana Ammer (Linke) ist es sehr schade, was gerade bei Glunz passiert. Aber es sei ein ganz langer Prozess einer Abwärtsspirale. Für Frank Kuhlmann (Bürger-Bündnis) kann es nur darum gehen, dass Gelände weiter zu entwickeln und zukunftsfähig zu machen. Die Einflussnahme auf einen Weltkonzern hält er für illusorisch.

Das sagt der Kreis Lippe: Die öffentliche Hand werde Anfang 2020 im Rahmen der Klärschlammkooperation OWL eine europaweite Ausschreibung starten, äußert Pressesprecher Steffen Adams. Wenn Glunz GHP den Hut in den Ring werfen wolle, könne sich das Unternehmen bezüglich einer Klärschlammverbrennung gerne an der Ausschreibung beteiligen. Derzeit sei der Standort in Horn aber kein Thema.

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