Neustart auf der Hornitex-Brache: Recycling statt Abbruch

Horn-Bad Meinberg. Wer von Horn stadtauswärts der Wilberger Straße folgt, trifft kurz nach dem Bahnübergang rechts auf eine der alten Werkszufahrten von Hornitex. Früher hing hier ein großes Banner der Abbruchfirma Werner Otto. Das hängt nun nicht mehr dort, denn die eigentlich in Hameln beheimatete und von seinem Vater 1951 gegründete Abbruchfirma hat Werner Otto nach 36 Jahren verkauft.

In Horn hat nun seine 2021 gegründete Firma Otto Handels- und Vermietungs-GmbH & Co. KG (HVG Horn) ihren Sitz. Neue Schilder sind noch nicht gedruckt. Statt mit Abbruch möchte Otto sich in Horn nur mit Bodenaushub- und Bauschutt-Recycling beschäftigen - und gehört damit zu den verschiedenen Firmen, die die große Hornitex-Industriebrache am Bahnhof weiter mit Leben füllen. Die LZ porträtiert sie in loser Folge.

Aus dem jetzigen HVG-Büro wurden zu Hornitex-Zeiten Küchenarbeitsplatten, die in der großen Halle nebenan produziert wurden, in die ganze Welt verschickt. &bdquo;Das war das Arbeitsplattenversandbüro“, erinnert sich Claudia Bartram. Sie hat bei Hornitex eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht und anschließend dort im Controlling gearbeitet. Nach einer Elternzeit fing sie im Sekretariat des Betriebsrats an und erlebte den Niedergang des Spanplattenherstellers - auch mit Glunz als Nachfolgefirma - hautnah mit. Nun ist sie bei HVG &bdquo;Mädchen für alles“ mit besten Kenntnissen über den Horner Standort.

Erfolgreicher Testauftrag Werner Otto kam dort erst Anfang 2018 ins Spiel. Glunz ließ die Hamelner Abbruchfirma eine Bodenkontamination beseitigen. &bdquo;Das war wohl so eine Art Testauftrag“, erinnert sich Otto. Ein Test, den seine Firma offenbar bestand, denn es folgten weitere Dekontaminations- und Abrissaufträge. Das so bereinigte Gelände sollte dann verkauft werden. Werner Otto griff zu.

Wie auch bei den ebenfalls auf dem ehemaligen Hornitex-Areal tätigen Firmen CLP Trading und Bockhof Metal und Logistik machte die Veränderungssperre , die Stadtverwaltung und Politik wegen des dort gewünschten Sondergebiets für Wasserstoff verhängt hatten, auch HVG zu schaffen. Seit die vom Tisch ist , ist die Laune deutlich besser. Wenn nun noch das bislang auf Eis liegende Verfahren nach Bundesimmissionsschutzgesetz (BImschG) durch ist, kann HVG mit dem Recycling in Horn loslegen.

&bdquo;Aber ich habe immer gesagt - und da stehe ich auch weiterhin zu - wenn jemand kommt, und 10.000 Quadratmeter für Wasserstoff haben möchte, dann machen wir diese Fläche frei“, sagt Otto. Derzeit plant er auf dem Geländeteil direkt an der Bahnlinie eine Kooperation mit einer Höxteraner Spedition. Der Gleisanschluss soll reaktiviert werden. Die Spedition kann dann dort Kesselcontainer von der Bahn auf Lkw verladen, HVG die Verladestation für Anlieferung und Versand von Recyclinggut nutzen. &bdquo;Auch Dritte werden den Gleisanschluss nutzen können“, verspricht Otto.

Wieder bei Null anfangen Bis die BImschG-Genehmigung da ist, wird HVG auf seinem Gelände überflüssige Gebäude abreißen und recyceln. Dafür hat Werner Otto extra zwei nagelneue Bagger und Radlader angeschafft. &bdquo;Ist schon seltsam, da wieder von null anzufangen“, sagt er mit Blick auf den kleinen Fuhrpark. Später möchte er auch vollelektrische Baugeräte und Lkw anschaffen - und Lademöglichkeiten für Kunden und Speditionen auf dem Gelände schaffen. &bdquo;Ich habe in 36 Jahren Abbruch genug Diesel verbrannt.“ Deshalb sollen die Hallendächer später auch mithilfe von Fotovoltaik Strom erzeugen, damit Schredder und Siebmaschinen elektrisch betrieben werden können.

Der Metall- und Stahlbetonschrott des abgerissenen alten Kesselhauses liegt schon getrennt in zwei Haufen auf dem Hof. Der Stahlbeton muss nun noch kleiner gebrochen werden, um den darin enthaltenen Stahl auch weiterverwerten zu können. Die ehemaligen Hornitex-Hallen bleiben stehen. Denn sie sind ideal zur Lagerung von Bodenaushub vor dessen Recycling. Denn der muss erst von einem Gutachter untersucht werden und darf nicht unter freiem Himmel gelagert werden. &bdquo;Sie sind nicht die hübschesten, erfüllen aber ihren Zweck“, sagen Werner Otto und sein Sohn Falk Hillebrecht über die alten Hallen. Nur energetisch müsse man an den Hallen etwas tun, sagt Otto. Denn weil es damals bei Hornitex durch das Heizkraftwerk Wärme stets in Hülle und Fülle gab, hat niemand über eine gute Wärmedämmung nachgedacht.

Qualität vor Quantität Das Know-how vom Bodenrecycling bringt Falk Hillebrecht in die Firma. Er hat nach einer Ausbildung zum Bauwerksmechaniker Bauingenieurswesen studiert und dann den Meister in Abbruch, Recycling, Aufbereitung sowie Hoch- und Tiefbau gemacht. Danach hat er einige Monate bei einem Wettbewerber in München gearbeitet, der sich auf Bodenaufbereitung spezialisiert hatte.

&bdquo;Qualität vor Quantität“ ist die Losung, die sein Vater für die noch zu generierende Baustoffe ausgegeben hat. &bdquo;Denn wenn die Materialgüte okay ist, spricht sich das in der Baubranche schnell herum“, weiß Hillebrecht. &bdquo;Die Speditionen wissen ganz genau, wo gutes Material zu holen ist.“ Und schließlich habe man aus den vielen Jahren im Abbruch-Geschäft mehr als genug Kontakte, ergänzt sein Vater. Die erste Siebanlage für den Probebetrieb ist bereits geliefert worden.

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