Nachhaltiges Forsten im Eichenwald

Horn-Bad Meinberg/Belle. Die Eiche zählt schon seit der Zeit der Germanen als &bdquo;deutscher" Baum. Ihr hartes Holz und das charakteristische, spät fallende Laub machten sie zum Symbol für Unsterblichkeit und Standhaftigkeit. In jüngerer Zeit, besonders seit der Romantik, gilt der Baum zudem als Symbol der Treue. Eine Eigenschaft, die auch auf Günter Harmel zutrifft. Seit bereits 37 Jahren betreut er als Revierförster den Beller Forst, der im südlichen Bereich ein &bdquo;Eichenrevier" ist.

&bdquo;Wir haben hier rund zehn Prozent Eichenbäume", berichtet Harmel. &bdquo;Einzelne sind inzwischen mehr als 200 Jahre alt." Das Areal wurde früher von der Bevölkerung genutzt als Fläche und Nahrungsgrundlage zum Beispiel für Schweine. Das Holz wurde als Brennstoff benötigt und das Laub als Stallstreu. &bdquo;Irgendwann war der Wald hier in einem äußerst schlechten Zustand. Es standen nur noch vereinzelt Bäume", berichtet Harmel, der in alten Unterlagen die Geschichte der Region erforscht hat.

Der Fürst als Besitzer der Gebiete habe dann die Nutzung der Flächen verboten, und eine Wiederaufforstung wurde in Angriff genommen. &bdquo;Der behutsame Eingriff des Menschen in den Ablauf der Natur ist erforderlich für den Erhalt der Arten", erklärt der Diplom-Forstwirt. Er deutet auf einen dichten Teppich von etwa vier Zentimeter hohen Eichenpflanzen, die in einem eingezäunten Gebiet ihre Blätter in die Sonne halten. Ringsherum ist Kahlschlag, was auf den ersten Blick erschreckt, nach Erklärung des Fachmanns aber einleuchtet: Die alten Bäume haben letztes Jahr viele Eicheln abgeworfen. Die neu wachsenden Pflänzchen benötigen viel Licht zum Wachsen. &bdquo;Daher müssen alte Bäume weichen, um neuen eine Chance zu geben", betont Harmel. Eichennaturverjüngung nennt der Fachmann dieses Vorgehen. Neben einigen mehr als 100 Jahre alten Eichen steht ebenfalls ein abgestorbenes Exemplar auf der Lichtung, das bewusst &bdquo;vergessen" wurde. Denn nicht alle Bäume werden früher oder später gefällt: &bdquo;Die Eichen sind ungeheuer wertvoll als Lebensraum", weiß der gebürtige Schötmaraner. &bdquo;Der Mittelspecht zum Beispiel ist an einen Eichen-Buchen-Mischwald gebunden. Und in toten Bäumen findet man viele Bruthöhlen, da ziehen auch Fledermäuse ein." In ein paar Jahren werden die Bäume &bdquo;umziehen", später werden Buchen dazu gesetzt, die den Eichen dann Schatten spenden und so den wilden Austrieb von Ästen verhindern. Die Auswahl, welche Bäume weichen müssen und welche bleiben, trifft Harmel ganz bewusst nach Standort, Größe und umliegenden Bewohnern. &bdquo;Es muss nachhaltig sein", lautet die Devise. Da Eichenholz aber ein beliebtes Material für Möbel und Innenausbau ist, wird zum Winter hin der eine oder andere Baum gefällt. Die Menge wird vorher genau festgelegt, denn es wird nur so viel abgeholzt, wie nachwächst.

Die Stämme werden hauptsächlich nach Polen oder Schweden verkauft und dort weiterverarbeitet. &bdquo;Auch nach der ganzen Zeit tut es manchmal noch weh, so ein altes Exemplar am Boden liegen zu sehen", gesteht Harmel. Manche Exemplare seien aber einfach auch zu perfekt zum Fällen, sagt der 65 Jährige und zeigt auf eine besonders gerade gewachsene Eiche, die – flankiert von zwei Buchen – in den klaren Beller Himmel wächst. Als &bdquo;Plus-Baum" werden solche Musterexemplare bezeichnet. Die Daten dieser Bäume werden in einer Datenbank gespeichert und die Früchte teilweise tiefgefroren, um damit gegebenenfalls in einigen Jahren Bäume nachzüchten zu können, um für den Erhalt der Art zu sorgen. Forstwirtschaft ist ein Generationenprojekt, gerade bei den langsam wachsenden Eichen. Wenn Harmel 2020 in Rente geht, wird es ihn trotzdem immer wieder in den Wald ziehen. Auch sein Lieblingsplatz nahe des Forsthauses liegt – natürlich – unter einer alten Eiche.

Im siebten Teil der Serie über Naturschutzgebiete in Südlippe geht es um ein Waldgebiet im Umbruch in Blomberg.

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