In Belle sind die Strauße los

Horn-Bad Meinberg/Belle. Es ist schon ein beeindruckendes Bild, wenn Nils Möller neben seinem Hahn "Manni" steht. Genau - neben seinem Hahn. Dabei handelt es sich allerdings nicht um einen Haushahn, der auf vielen Höfen Lippes zu finden ist, sondern um einen Strauß, der knapp drei Meter misst und rund 150 Kilogramm auf die Waage bringt. Seit vergangenem Jahr leben zwölf dieser exotischen Vögel auf dem Straußenhof Möller in Belle.

"Ich wollte etwas machen, was nicht jeder macht. Etwas Außergewöhnliches", fasst der 27-Jährige seine Idee von der Straußenhaltung zusammen. Das ist ihm gelungen, denn ein alltäglicher Anblick sind die Tiere keineswegs.

Etwa vor zwei Jahren reifte der Plan, die landwirtschaftlichen Flächen die zum Hof gehören wieder selbst zu bewirtschaften. Möller ist als ausgebildete Fachkraft für Agrarservice vom Fach und überlegte, welche Tiere er halten könnte. Die Wahl fiel schließlich auf die größten Vögel der Erde.

"Kuscheltiere sind es nämlich keine" Doch das hieß zunächst, viel Zeit, Arbeit und Geld zu investieren. Nach Besichtigung anderer Straußenhöfe, einem Sachkundeseminar zur Haltung, einer Anmeldung beim Veterinäramt und der Landwirtschaftskammer, konnte mit dem Bau eines Stalls und der Gehege begonnen werden. In Eigenregie haben Möller, seine Familie und Freunde alles selbst errichtet. "Im April 2020 waren wir dann mit den Bauarbeiten durch", sagt der 27-Jährige. Die ersten Tiere konnten einziehen. Von einem anderen Halter übernahm Möller insgesamt acht Vögel, aufgeteilt in zwei Zuchtgruppen, die aus einem Hahn mit mehreren Hennen besteht. Die Gruppen müssen dabei voneinander getrennt gehalten werden, da sich sonst die Hähne bekämpfen würden und schwer verletzen könnten. In diesem Jahr kamen schließlich noch vier weitere Jungtiere dazu.

Doch ist es für diese Tiere, die eigentlich in Afrika leben, nicht zu kalt in Deutschland? "Das denken viele, doch das stimmt nicht. Die Vögel sind sehr anpassungsfähig und können in fast jeder Klimazone leben", sagt der 27-Jährige. Temperaturen bis minus 20 oder plus 50 Grad seien für sie kaum ein Problem. Durch ihr Federkleid seien sie sehr gut geschützt. Wenn es kalt wäre, könnten sie ihre dichten Federn ganz eng an ihren Körper anlegen. Mit ihren großen Flügeln bedecken sie ihre Beine. Außerdem hätten sie eine sehr dicke Haut. "In der Wüste kann es in der Nacht ja auch sehr kalt werden", sagt Nils Möller. Im Sommer dagegen spreizen sie ihre Flügel und könnten ihre Federn fast senkrecht aufstellen, sodass der Wind über ihre Haut wehe. "Das ist beeindruckend anzusehen."

Bald hofft Möller, wieder Führungen anbieten zu können. Die seien im vergangenen Jahr sehr gut angelaufen. "Viele sind dabei überrascht, wie groß die Tiere sind." Denn die Besucher können hier die Vögel wirklich aus nächster Nähe anschauen. "Doch ins Gehege kommt natürlich keiner", sagt er und führt aus: "Kuscheltiere sind es nämlich keine."

"Ihre Stimmung ist tagesformabhängig" Er selbst muss natürlich regelmäßig in den Stall und auf die Freiflächen zu den Tieren. Während die Hennen recht sanftmütig seien, dürften die Hähne nicht unterschätzt werden. "Ihre Stimmung ist tagesformabhängig", weiß der 27-Jährige. Doch wenn sie angreifen würden, dann kann das schnell lebensgefährlich werden. "Ein ausgewachsener Hahn ist durchaus in der Lage, einen Löwen im Kampf zu töten. Er hat viel Kraft im Bein und eine sehr scharfe Kralle an seiner Zehe." Strauße sind in erster Linie aber Fluchttiere, die durch Kleinigkeiten schnell erschreckt werden könnten. Dann beginnen die Vögel, mit einer Schrittlänge zwischen drei bis vier Metern, sehr schnell zu laufen. "Allerdings beruhigen sie sich auch schnell wieder, wenn sie merken, dass keine Gefahr droht", sagt Nils Möller. Ihn kennen seine Tiere inzwischen und er würde im Gehege geduldet. Gleichzeitig seien die Vögel aber auch sehr neugierig, rennen zu ihm, und zupfen gerne an ihm herum.

Eigene Tiere züchtet Nils Möller noch nicht. Doch bald würden die Vögel wieder mit der Eiablage beginnen, die von Februar bis zum September ginge. "Im Sommer kann ein Strauß alle zwei Tage ein Ei legen. Wenn die Tiere genug Eier gelegt haben, dann erholen sie sich ein paar Tage", sagt er. Die Eier werden eingesammelt und auf dem Hof zu Likör und Nudeln verarbeitet und verkauft, ebenso wie die leeren Schalen. "Familien nehmen auch gerne ganze Eier mit und kochen danach ein Essen daraus", so der 27-Jährige. Dafür habe er eine Anleitung zur Ei-Öffnung und ein Rezept vorbereitet, das er mitgibt. Doch die Bestände aus dem vergangenen Jahr seien ausverkauft. Daher hofft Möller, bald wieder Eier einsammeln zu können. Von dem Hof leben kann der 27-Jährige noch nicht. Doch für die nahe Zukunft haben er und seine Familie schon weitere Pläne.

"Langweilig wird es hier jedenfalls nie", fasst er zusammen. Neben den Straußen gibt es auch noch andere Tiere auf dem Hof, wie Alpakas oder Papageien, die Besucher ebenfalls sehen könnten.

Um noch mehr auf den Hof aufmerksam zu machen, sei gerade eine Homepage im Aufbau. Doch via Facebook unter "Straußenhof Möller" und auf Instagram unter "straussenhof_moeller" kann bereits jetzt ein Kontakt aufgenommen werden. Hier gibt es außerdem weitere Fotos und Informationen.

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