Ab 2024 soll der Bahnhof in Horn schöner werden

Horn-Bad Meinberg. Der Bahnhof in Horn ist keine Augenweide. Seit Jahren wird darüber diskutiert, wie dieser Zustand zum Positiven verändert werden kann. Die SPD-Kreistagsfraktion holte nun alle zuständigen Akteure an einen virtuellen Tisch - die geplante Begehung des Bahnhofsareals war wegen Corona kurzerhand in eine Videokonferenz umgewandelt worden.

Kurt Kalkreuter (SPD), der auch Vorsitzender der Verbandsversammlung des Verkehrsverbundes Ostwestfalen-Lippe (VV OWL) ist, moderierte das Treffen und zeigte zum Auftakt einige Bilder der "sonnenbeschienenen Ruine", wie er den Bahnhof nannte - das verbretterte Bahnhofsgebäude, den maroden Mittelbahnsteig, den demolierten Fahrradständer. "Der erste Eindruck zählt - und der muss deutlich positiver werden", kommentierte Bürgermeister Heinz-Dieter Krüger die Bilder. Schließlich sollten ankommende Besucher nicht gleich wieder umdrehen und weg wollen. Parkplatz und Bushaltestelle müssten angegangen werden, die geplante mobile Radstation werde den Bahnhof aufwerten. Hinsichtlich des Gebäudes - es gehört der Stadt - wolle man versuchen, erste schnelle Maßnahmen umzusetzen. Der Pachtvertrag laufe aber noch bis Jahresende.

Unzureichende Sicherung

Dr. Rudolf Hüls vom Fahrgastverband Pro Bahn monierte den unzureichend gesicherten Übergang zu Gleis 2, das nicht gefahrlos zu erreichen sei. Er sprach sich für die Anhebung der Bahnsteige auf zeitgemäße 76 Zentimeter Höhe aus, forderte aber auch für die hier kreuzenden Züge der Linien RB 72 und RE 82, nicht die Asemisser Lösung zu verwirklichen. Am Bahnhof Oerlinghausen treffen die Züge auf einem Gleis aufeinander und müssen über ein Ausweichgleis aneinander vorbeifahren. Für manchen Fahrgast wird dann die Zeit zum Umsteigen in den Bus knapp. Und schließlich, so Hüls, sei ein Bahnhofsgebäude mit Kiosk und Toiletten wünschenswert.

Letzteres werde immer gerne gewünscht, kommentierte Martin Nowosad von der DB Station & Service AG. Selbst wenn aber bei 600 Fahrgästen am Tag, davon die meisten Pendler, jeder Fünfte am Kiosk etwas kaufe, werde das kaum für einen wirtschaftlichen Betrieb reichen. Toilettenanlagen müssten vandalismus-resistent sein: "Am Bahnhof treffen sich auch Menschen, die eher Wodka konsumieren als mit dem Zug fahren."

Natürlich sei die derzeitige Situation alles andere als erfreulich, räumte Nowosad ein. Der Bahnhof Horn-Bad Meinberg sei jetzt aber im Rahmen der Modernisierungsoffensive 3 dran, das Geld stehe bereit - rund 3,2 Millionen Euro. Dennoch wird es bis 2024 dauern, bis der erste Spatenstich gesetzt werden kann. Bevor nicht das elektronische Stellwerk in Lage fertig und damit klar sei, was dies an Gleisbauarbeiten in Horn-Bad Meinberg nach sich ziehe, könne man nicht anfangen. Das werde noch etwa ein halbes Jahr dauern. Es soll barrierefreie Zugänge zu den Bahnsteigen geben mit Leitstreifen im Boden für Sehbehinderte, eine neue Beschilderung, LED-Beleuchtung, andere Müllbehälter, Wartehäuschen und Anzeigetafeln.

Asemisser Lösung

Nowosad verteidigte die Gestaltung des Asemisser Bahnhofs. Bus und Bahn seien optimal und bei geringen Kosten miteinander verknüpft, den Fahrgästen biete sich ein guter Zugang zum Zug. Ein Mittelbahnsteig sei aus Sicherheitsgründen nicht realisierbar gewesen und hätte 1,5 Millionen Euro mehr gekostet. Gegen Fußgängertunnel spreche, dass sie schnell verwahrlosten und zu Angsträumen würden. Fahrstühle, notwendig für Barrierefreiheit, brächten hohen Wartungsaufwand mit sich.

Die Asemisser Lösung soll auch in Horn-Bad Meinberg umgesetzt werden - das bestätigte ein Bahnsprecher auf LZ-Nachfrage. Demnach werden zwei Bahnsteigkanten auf etwa 150 Meter Länge und 76 Zentimetern Höhe neu errichtet, die in Reihe entlang Gleis 1 gebaut und mit einem Fußweg verbunden werden. Die Züge könnten dann über Weichen den jeweiligen Bahnsteigen zugeführt werden und so auch, wenn sie sich im Bahnhof kreuzen, einander über ein anderes Gleis ausweichen. "Eine andere Lösung, wie beispielsweise ein höhengleicher Reisendenüberweg, ist leider nicht möglich. Dank dieser Lösung haben Reisende einen kurzen und barrierefreien Weg zu den Bahnsteigen", betont der Bahnsprecher. Derzeit können Reisende unter Aufsicht eines Schaffners Gleis 1 überqueren, um vom oder zum Zug auf Gleis 2 zu kommen. Martin Nowosad führt Sicherheitsgründe an - Güterzüge würden den Bahnhof Horn-Bad Meinberg mit bis zu 80 Stundenkilometern durchfahren.

Die Stadt ist für das Bahnhofsgebäude und -umfeld außerhalb von Gleisen und Bahnsteigen zuständig. Sie - und damit der Bahnhof - wird schon in naher Zukunft von der Einrichtung eines "Mobilhafens" profitieren. Der bietet laut Olrik Meyer vom Kreis Lippe unter anderem eine Fahrradgarage für bis zu 32 Räder für Pendler. Für Elektroautos werden zwei Parkplätze mit Ladesäulen eingerichtet, einer davon behindertengerecht. Die Taxi-Halteplätze sollen zur Bushaltestelle verlegt werden, und es soll Fahrplan-Anzeigetafeln für Bus- und Bahnlinien geben. Das soll schon in oder kurz nach den Sommerferien umgesetzt werden und spätestens bis zum 30. Juni 2022 abgeschlossen sein. Erfahrungen mit einer Fahrradgarage in Altenbeken zeigten, dass solch ein Angebot gut angenommen werde.

Kurt Kalkreuter wunderte sich etwas und sah die Gefahr, dass die Beteiligten aneinander vorbei arbeiten. Meyer versicherte, das sei auf die späteren Planungen abgestimmt. Den zeitlichen Ablauf zu ändern, sein nicht möglich, weil der Mobilitätshafen Teil eines mehrere Millionen Euro schweren Projekts für ganz Lippe sei, das aufgrund der Förderbedingungen bis Mitte kommenden Jahres abgeschlossen sein müsse.

"Ich begrüße alle Maßnahmen, die zur Verbesserung der Situation hier am Bahnhof beitragen", kommentierte Martin Nowosad. Natürlich werde man sich bei den Maßnahmen abstimmen, um sich nicht gegenseitig im Weg zu stehen. Mehrere Teilnehmer sprachen sich dafür aus, so zu modernisieren, dass Bushalte, Taxistand und Bahnsteige nah beieinander liegen und Fahrgäste kurze Wege zum Umsteigen haben.

Von Kalkreuter auf das verbretterte Bahnhofsgebäude angesprochen, sagte Bürgermeister Krüger, man wolle mit dem derzeitigen Pächter reden, ob sich die Optik nicht etwas ansehnlicher gestalten lasse. Celil Celik, SPD-Fraktionsvorsitzender, ergänzte, dass die Frage einer Sanierung oder eines Neubaus des Gebäudes noch geprüft werde. Mit dem ADFC sei man in Kontakt, ob am Bahnhof eine Fahrradwerkstatt oder ähnliches zu realisieren sei. Martin Nowosad ergänzte, dass das Nutzungskonzept für das Empfangsgebäude natürlich auch Einfluss auf die übrigen Planungen habe.

Der weitere Verlauf der Diskussion mündete in der Erkenntnis, dass man mit einer Videokonferenz allein nicht weiterkommt. "Wir müssen mit allen Beteiligten die Situation vor Ort prüfen", sagte Heinz-Dieter Krüger. Seitens des VV OWL und von Nahverkehr Westfalen-Lippe kam die Zusage, Fördermöglichkeiten für konkrete Maßnahmen auszuloten.

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