Wer zerschlug das kostbare Relief an den Externsteinen?

Horn-Bad Meinberg/Holzhausen-Externsteine . &bdquo;Tat eines Fanatikers oder Irren an den Externsteinen", titelt die LZ am 7. Dezember 1971. Mit Axthieben ist tags zuvor das Kreuzabnahmerelief an den Externsteinen an mehreren Stellen schwer beschädigt worden, am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurde die Figur der Mutter Maria am linken Bildrand. Anwohner, Landesverband und Polizei sind schockiert von dem Anschlag, der sich heute vor 50 Jahren zugetragen hat.

Besucher verständigen am Morgen die Polizei. Der Kriminalbeamte findet Einschlagkerben mit bis zu 13 Zentimeter Tiefe. Abgeschlagene Sandsteinstücke von der Johannesfigur im rechten Teil des Reliefs sowie von der rechten Hand der über dem Kreuz schwebenden Gottesabbildung bedecken den Boden. Der damalige Landforstmeister Stölting vom Landesverband ist überzeugt, dass hier mit Vorsatz gehandelt wurde: &bdquo;Offenbar hat der Täter vorgehabt, die christliche Darstellung systematisch zu beseitigen. Entweder war hier ein ganz brutaler Fanatiker oder ein Irrer am Werk. Ich kann mir nicht vorstellen, dass normale Menschen für eine solche Tat ein Motiv haben können", wird er zitiert. Es ist bei weitem nicht der erste Angriff auf das religiöse Bild. Im 17. Jahrhundert ist etwa der Kopf der Marienfigur abgeschlagen worden, auch weitere Teile sind damals verloren gegangen. 1955 wurde das Kunstwerk mit schwarzer Farbe übermalt.

Nachdem erste Ermittlungen am Tatort keinen Aufschluss darüber liefern, wer hinter der Tat steckt, holt die Polizei Verstärkung. Der Taucherspezialzug Bork rückt an, man hofft, durch den Einsatz im See weitere Hinweise zum Täter zu finden. Insbesondere auf die Tatwaffe – die Ermittler gehen von einer Axt aus – ist Ziel der Aktion. Drei Stunden lang durchkämmt der eingesetzte Taucher den See, der an der tiefsten Stelle zehn Meter misst und 40 Meter breit ist. &bdquo;Nacheinander warf der mutige Taucher aus dem etwa sechs Grad warmen Wasser ein rostiges Dreirad und einen Kinderschirmstock", heißt es im damaligen LZ-Bericht. Auch zahllose Flaschen und Plastikbeutel sind dabei. Nur die Tatwaffe bleibt verschollen. Staatsanwaltschaft und Landesverband setzen eine Belohnung von 5000 Mark auf Hinweise, die zur Ermittlung des Täters führen aus.

Gitter sollen künftig schützen

Die Hoffnung bleibt bis heute unerfüllt. Rund 2000 Mark fließen in die fachgerechten Reparatur der zerstörten Stellen mit Mörtel. Ein kleines Gitter wird Anfang der 90er installiert, um das Relief vor Berührungen zu schützen. In diesem Zuge wird auch die Felsenkapelle mit einer Tür versehen, um Partys, die dort zunehmend gefeiert werden, zu verhindern. In den folgenden Jahren ist das Relief immer wieder Thema und Anlass für Debatten. Denn Kunsthistoriker streiten über den Ursprung und die zeitliche Einordnung der Monumentalplastik.

Sie zeigt ein Kreuz, dessen Querbalken die irdische von der himmlischen Sphäre trennt. Das erklären die Historiker Ute Halle und Roland Linde, der auch Vorstandsmitglied im Schutzverein Externsteine ist, in einem Aufsatz. Dargestellt ist demnach der Moment, in dem Joseph von Arimathäa den toten Leib Christi über seine Schulter nimmt, nachdem Nikodemus den Körper zuvor vom Kreuz gelöst hatte. Oberhalb des Querbalkens weist Gottvater mit segnender Geste auf das Geschehen. Links und rechts sind Sonne und Mond in Trauer verhüllt. Unterhalb sind zwei kniende Menschen, sehr wahrscheinlich Adam und Eva, zu sehen, die sich in der Gewalt eines drachenähnlichen Wesens befinden und die Köpfe und Hände flehend nach oben recken.

&bdquo;Die Einordnung des Reliefs in einen kunstgeschichtlichen Kontext fällt nicht leicht, da es nichts direkt Vergleichbares gibt", heißt es bei Halle und Linde. Jüngere Erkenntnisse legten nahe, dass die Entstehung in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts oder sogar das frühe 13. Jahrhundert zu verorten sei. Eine These, nach der im Abbild der altsächsische Irminsul – ein germanisches Heiligtum, das durch Karl den Großen zerstört wurde - dargestellt ist, sei aus kunsthistorischer Sicht völlig haltlos. Wer für das Relief verantwortlich zeichnet, ist bis heute ungeklärt. Laut den beiden Historikern gebe es aber neuere Erkenntnisse, wonach möglicherweise der lippische Edelherr Bernhard II. Auftraggeber gewesen seien könnte.

Heute noch gilt das Kreuzabnahmerelief als die größte Attraktion an den Externsteinen. Es mit seinen 4,80 Metern Höhe und 3,70 Metern Breite die älteste aus massivem Fels gehauene Steinmetz-Großplastik nördlich der Alpen.

Geschichte Im Jahr 1093 erwarb das Paderborner Abdinghof-Kloster die Externsteine. Aus dem Felsen wurde eine Kapelle gehauen, die 1115 geweiht wurde. Der Teich neben den Felsen beruht auf einer Idee von Fürstin Pauline, die die Örtlichkeit durch Anlage eines Fischteichs verschönern wollte. Umgesetzt wurde das aber erst 1836/37. Erste touristische Besucher lassen sind bereits auf das 17. Jahrhundert zu datieren, einen echten Aufschwung gab es aber erst im Laufe des 19. Jahrhunderts, wo die Externsteine zu einem der beliebtesten Ausflugsziele im Teutoburger Wald wurden. Seit 1926 steht das Naturschutzgebiet Externsteine auf der Liste der Bau- und Naturdenkmäler.

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