Keine einfache Lösung für den Norderteich in Sicht

Horn-Bad Meinberg. Die einen, darunter die Biologin und Botanikerin Ulrike Hoffmann, sprechen vom "Point of no return" spätestens Ende 2023 als dem Zeitpunkt, an dem der Norderteich für immer verloren und von Weiden und anderen Gehölzen zugewuchert sein wird. Deswegen müsse sofort gehandelt werden. Die anderen, nämlich Landesverband und Kreis, sagen: Wir müssen erst genauere Untersuchungen anstellen, ehe wir wissen, wie es mit dem "lippischen Meer" und dem Naturschutzgebiet und drumherum weitergeht. Nach der Sitzung des Horn-Bad Meinberger Ausschusses für Wirtschaft, Tourismus und Gesundheit war allerdings nur eines offensichtlich: Die eine Sicht der Dinge gibt es nicht. Die Zukunft wird es zeigen.

Der Ausschuss hatte Ulrike Hoffmann, die seit vielen Jahren die Vegetation am Norderteich kartiert, sowie Landesverband und Kreis eingeladen, um sich die jeweiligen Sichtweisen schildern zu lassen. Das Ziel beider "Parteien" sowie der "brennend an der Wiederherstellung" (so Ausschussvorsitzender Hartmut Stock, CDU) interessierten Stadt Horn-Bad Meinberg ist dasselbe: Den Norderteich zu erhalten. Aber wie?

"Sie nehmen den Tod des Teiches in Kauf" Hoffmann zeigte an Bildern, wie rasant etwa die Weiden in den vergangenen Wochen und Monaten gewachsen sind, Rückschnitte setzten lediglich Wachstumsimpulse. Ein Argument wie "ein Ausbaggern würde zu teuer", höre sie nur aus Lippe. Und: "Der Kreis beklagt nur seine eigene Untätigkeit, wenn er sagt, dass viele Pflanzen und Tiere schon vor dem Desaster im Mai weg waren." Wer jetzt nicht entschlamme, nehme den Tod des Teiches in Kauf. 2023 würden die Weiden kaum noch zu entfernen sein. Vor der Entschlammung her müssten die Zuleitungen saniert werden, so dass der Teich wieder volllaufen könne.

Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-Gast sagte, LV L und Kreis hätten sich mit Kompetenz eine andere fachliche Sicht erarbeitet . Er verwies auf Verdunstungen in vielen zu trockenen Monaten, ein überdurchschnittlich warmes Jahr: "Es stand ja gar kein Wasser zur Verfügung." Seit dem Aus der Nassentschlammung 2003 (also dem letztmaligen Öffnen des Mönchs und dem Ablassen von Wasser und Schlamm in die Napte) habe man den Teich mehr oder weniger in Ruhe gelassen. "Das war ein Fehler", räumte er zum wiederholten Mal auch öffentlich ein, "aber das ist nicht der einzige Grund der Misere. Die Situation ist komplex."

"Wasserstand wieder auf dem Niveau von 2021" Wie komplex, zeigte Fachbereisleiter Olrik Meyer vom Kreis. Es gelte anhand von Datenvergleichen zu ermitteln, wie viel Schlammzuwachs es überhaupt gebe. &bdquo;Pauschal zu sagen, wir müssen alle 30 bis 50 Jahre ausbaggern, ist auch nicht richtig.“ Der Kreis sage aber nicht, es werde keinesfalls ausgebaggert. Kreis und Landesverband prüften ergebnisoffen.So oder so: &bdquo;Der Teich kann nur durch künstliche Zufuhr überleben. Und der Landesverband hat mit mit der Sanierung angefangen. Aber Tiefbau ist im Naturschutzgebiet mitten im Wald schwierig. Naturschutz muss auch dort beachtet werden. Baufirmen warten nicht auf uns.“ Der Teich fülle sich, der Notkonstruktion sei weitgehend dicht und könne jederzeit durch ein regelbares Bauwerk ersetzt nun brauche es Regen. &bdquo;Wir haben durch unsere Maßnahmen den Wasserstand wieder auf dem Niveau von 2021“ gesichert.“

Fachgebietsleiter Daniel Telaar wehrte sich gegen Hofmanns Szenario vom &bdquo;Point of no return“. Ziel sei, dass die Weiden mehr als 300 Tage im Jahr unter Wasser stehen werden, dann stürben sie zum Großteil ab und seien ansonsten auch nachher noch zu entfernen. &bdquo;Eine Patentlösung gibt es nicht.“ Er hoffe, die Maßnahmen 2024 abgeschlossen zu haben. Der Aufwand müsse vertretbar sein. Klimawandel und anderes (Wandel der Nutzung der Landschaft, vermehrte Nährstoffversorgung des Gewässers etc.) war in der Vergangenheit schon ein Probleme werde weitere schmerzliche Erfahrungen mit sich bringen.Zu spät, kommentierte Dr. Stella Junger-Schwenner (Grüne): &bdquo;Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, dass das Konzept nicht schon lange in Arbeit ist. Der Teich läuft leer, weil Sie nicht rechtzeitig gehandelt und den Mönch nicht gewartet haben.“

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