Horn-Bad Meinberg prüft Bau weiterer Windräder

Horn-Bad Meinberg. Ein neuer Erlass des Landes NRW ernöglicht auf bestimmten Standorten im Wald, Windkraftanlagen aufzustellen. Gibt es solche im Stadtwald und sollte man hier neue Windräder zulassen? Die Entscheidungsfindung in der Politik darüber steht erst am Anfang. Zunächst gab es im Umweltausschuss eine Menge Informationen darüber.

Alexander von Leffern, als Förster für die Städte Lemgo, Bad Salzuflen und Horn-Bad Meinberg zuständig, informierte darüber, dass als Standorte für Windräder sogenannte Kalamitätsflächen in Frage kommen. Dies sind Wald-Ausfallflächen und Nadelwälder, die durch Sturm oder Baumkrankheiten stark geschädigt sind. Sie stehen nun landesplanerisch für die Windenergienutzung zur Verfügung. Nach dem am 1. Februar in Kraft getretenen &bdquo;Wind-an-Land-Gesetz" müssen die Bundesländer insgesamt 1,4 Prozent ihrer Fläche bis Ende 2027 und mindestens 2 Prozent bis Ende 2032 ausgewiesen haben.

Abstandsregeln könnten sich ändern Von Leffern hat im Bereich Bauerkamp zwei Standorte ausgemacht, die sich möglicherweise eignen. Die eine in einem Talbereich ist rund 52 mal 70 Meter groß, mit einer Zuwegung, die ausbaubar sei. Die andere ist 50 mal 80 Meter groß, teils kahl und weit weg von einer Wohnbebauung. Lena Gerke von den Bündnisgrünen sprach von einem "ganz guten Szenario zur Annäherung".

Diese Flächen an die Windkraft abzugeben, wäre nicht schmerzhaft. "Inwiefern über den Stadtwald/ Bauerkamp hinaus weitere potenzielle Flächen zur Verfügung stehen, wird auch maßgeblich von den zukünftigen Abstandsregelungen in NRW abhängen. Mit dem derzeitigen Mindestabstand von 1000 Metern sind diese sehr begrenzt bzw. bereits ausgereizt", erklärte Stadtpressesprecher Sebastian Vogt auf Anfrage.

Mögliches Windenergieprojekt vorgestellt Landwirt Albert Schöttler, auch Geschäftsführer der Bürgerwind Mönkeberg GmbH& Co. KG, hatte sich mit Planer Dr. Jan Lackmann Gedanken über eventuelle Standorte für Windräder gemacht - allerdings nicht auf Kalamitätsflächen, sondern östlich der Altenbekener Straße in Veldrom. Jedes der sieben Fundamente hätte eine Größe von 510, die Kranstellfläche von 1575 Quadratmetern. Ein Kilometer sei es zur geschlossenen Bebauung, 600 Meter zur Außenbereichsbebauung. Die Standorte befänden sich weder in Schutzgebieten noch in alten, aber teils in jungen Laubwaldbeständen, so Schöttler. Er geht von Planungskosten in Höhe von 150.000 Euro pro Anlage aus, es sei eine Nabenhöhe von 199 Metern möglich. Bei einer Realisierung von sieben Anlagen kommt er auf eine Investitionssumme von 8,2 Millionen Euro.

Der Horn-Bad Meinberger rechnete beispielhaft vor, dass 16 Millionen Kilowattstunden pro Jahr pro Anlage eingespeist werden könnten, was einem Verbrauch für 4500 Haushalten pro Jahr entspreche. Schöttler geht von 4000 Volllaststunden im Jahr aus. Die Wirtschaftlichkeit ist laut Planer "nicht ganz schlecht". Pro Anlage sei von einer Gewerbesteuereinnahme von 50.000 Euro für die Stadt auszugehen.

Einnahmen über 20 Jahre generieren Bis zu einer Aufstellung würde es rund drei Jahre dauern. Schöttler sagte auf Anfrage, dass weder Standorte noch ein Investor feststünden. Werde es die Stadt selbst tun, dann hätte sie Einnahmen über 20 Jahre. In Form einer Genossenschaft könnten sich auch Bürger beteiligen. "Es kann nur funktionieren, wenn alle mitspielen", so Schöttler. "Mein Herzblut hängt nicht daran." Förster Alexander van Leffern wandte ein, dass es sich dort teilweise um sensible Flächen handele, teils gebe es Altholzbestand. Entsprechend hoch wären dann Ausgleichsmaßnahmen.

Der Ausschuss sollte auf Vorschlag von Umwelt-Fachbereichsleiter Thorsten Beinker eine Grundsatzentscheidung treffen, ob er sich im Stadtwald überhaupt weitere Windkraftanlagen vorstellen kann. Doch das konnten die Politiker ad hoc nicht. Frank Kuhlmann (Bürgerbündnis) gab zu bedenken, dass der Wald viele Funktionen habe, beispielsweise als Wasserreservoire und zu Erholungszwecken, vielleicht in Teilen mal als Nationalpark. "Wir sollen jetzt einen Beschluss fassen, der den gesamten Stadtwald betrifft - das kann es nicht sein", sagte er.

Lena Gerke von den Grünen schränkte ein, dass man schließlich nur über Kalamitätsflächen sprechen müsse, aber man brauche Dinge nicht "voranpeitschen". Michael Ruttner (CDU) erklärte, dass die Stadt keine gesunden Flächen für die Windkraft vorhalten müsse. Man müsse sich aber grundsätzlich Gedanken machen, wie die Stadt künftig mit Waldflächen umgehe. Auf Vorschlag von Lena Gerke soll sich der Ausschuss zunächst die Flächen vor Ort anschauen und dann über das weitere Vorgehen beraten.

Beschleunigter Ausbau der Erneuerbaren Energien in NRW Unter Berücksichtigung der besonderen Bedeutung des Ausbaus und der Nutzung der erneuerbaren Energien, kann im Regelfall davon ausgegangen werden, dass diese Kalamitätsflächen bei Abwägungsentscheidungen in Plan- und Genehmigungsverfahren im Ergebnis für Zwecke der Windenergienutzung umgewandelt werden können. Das gilt aber nicht in waldarmen Gemeinden und auf Naturschutz-Flächen. Bei Nadelwaldflächen handelt es sich um Flächen, die neben ihrer wirtschaftlichen Ertragsfunktion keine wesentlichen anderen Waldfunktionen erfüllen, ihre Biotopwertigkeit ist gering. Zudem ist die Nutzfunktion bei Nadelholzkalamitätsflächen vorübergehend ausgefallen, bei anderen Nadelwaldflächen ist davon auszugehen, dass sie in den nächsten Jahren ausfallen wird.

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