Microcamping: Aufwachen mit Eselgeschrei, anstoßen mit Straußeneierlikör

Horn-Bad Meinberg/ Fromhausen /Belle. "Ich kann alles anbieten, ich muss gar nichts", bringt Ralf Pieper vom Fromhauser Rosenhof die Idee des Microcampings auf den Punkt. Er darf allerdings nicht mehr als drei Stellplätze auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb anbieten, sonst müsste er doch wieder bestimmte Einrichtungen vorhalten, weil er dann unter die Campingplatz-Verordnung NRW fallen würde. Eine Ver- und Entsorgungsstation beispielsweise, an der Wohnmobilisten ihr Abwasser und die Fäkalien entsorgen sowie Frischwasser nachtanken können. Genau wie der Rosenhof bietet auch der Beller Straußenhof von Nils Möller drei Stellplätze an. "Unsere Kunden fahren explizit auf Höfe, wo sie Kontakt zu Tieren bekommen. Auf dem städtischen Wohnmobilstellplatz haben sie zwar eine bessere Versorgung, aber dafür stehen sie mitten in der Stadt auf einem Betonplatz."

In Belle ist das Straußengehege nur ein paar Meter von den Stellplätzen entfernt. Für Übernachtungsgäste gibt es gratis eine Mini-Führung mit Fütterung dazu. "Reich werden tut man mit den 20 Euro für den Stellplatz nicht", sagt Möller, "aber für uns ist die Mund-zu-Mund-Propaganda auch etwas wert." Wenn die Gäste aus ganz Deutschland auf dem Beller Hof eine schöne Zeit hätten, erzählten die ihren Freunden davon, was die Straußenfarm bekannter mache. Der kleine Hofladen profitiert auch etwas von Campern. Der ein oder andere nimmt eine Packung Nudeln oder eine Flasche Eierlikör mit, in denen Straußeneier verarbeitet wurden. Oder warme Socken aus Alpaka-Wolle.

Die Wohnmobilplätze laufen nebenher "Was habe ich mir für Gelächter anhören müssen", erinnert sich Pieper an die Anfangszeit, als er die Stellplätze anbot. "Es hätte kaum jemand erwartet, dass das so gut läuft", weiß er. "Wir haben es vor zwei Jahren einfach ausprobiert", erinnert sich Möller, "und es wurde immer mehr." Dazu habe wohl auch der Zuwachs beim Camping während der Coronavirus-Pandemie beigetragen. Trotzdem ist für ihn klar: Der Straußenhaltung gilt sein Hauptaugenmerk. Die Wohnmobilstellplätze laufen nebenher.

Wohnmobilisten werden auf die zwei Horn-Bad Meinberger Microcamping-Möglichkeiten durch die kostenlose Smartphone-App "Park4Night" aufmerksam. Dort können Stellplätze hinterlegt und bewertet werden. Manche finden die Plätze über Google Maps. Ganz ohne Werbung füllen sich so regelmäßig die jeweils drei Stellplätze in Belle und Fromhausen. "Die Leute sind immer baff erstaunt, was wir hier zu bieten haben", sagt Pieper. "Fliegenfänger sind oft die Externsteine, es war auch mal das Lavendelfeld. Von hier kommt man gut zur Falkenburg, zur Adlerwarte, zum Freilichtmuseum. Wir sind hier eine Top-Region. Ich könnte unsere Gäste hier eine Woche lang voll beschäftigen, aber dann haben wir irgendwann die Entsorgungsproblematik." Damit die Kassettentoilette im Camper nicht überläuft, ist auf dem Rosenhof die Toilettenbenutzung möglich. Frischwasser kann nachgetankt werden. Wer Strom haben möchte, zahlt 19 statt 15 Euro Stellplatzgebühr. Bei ihm gibt es statt Straußen Esel und statt eines Hofladens einen Kühlschrank mit Detmolder Bier und Vertrauenskasse.

Erweiterung der Übernachtungskapazitäten Obwohl die GesUndTourismus einen eigenen Wohnmobil-Stellplatz auf dem Bad Meinberger Heinrich-Drake-Platz betreibt, begrüßt Kurdirektor Thorsten Brandt die Microcamping-Möglichkeiten. "Diese Form der Übernachtungsmöglichkeit für Reisemobile erweitert den dringend benötigten Bedarf an Übernachtungskapazitäten und ist eine nachhaltige und geordnete Alternative zum Wildcampen." Er hofft auf weitere Angebote bei anderen Betrieben. "Die Camper tragen ihren Teil dazu bei, den Hof am Leben zu erhalten", sagt Pieper. Außerdem seien für ihn die Begegnungen mit extrem netten Menschen und der eigene Spaß am Reisen eine Motivation, die Stellplätze in Fromhausen anzubieten. "Wir sind die der Region oft etwas ungastlich. Da möchte ich gerne etwas gegensteuern."

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