Horn-Bad Meinberg. Für einen Moment kommt Hoffnung auf. Sie hält nicht lange. Kurze Zeit später versinken alle wieder in Suff, Streit und Resignation. Alle? Die Q1 des Literaturkurses am Gymnasium Horn-Bad Meinberg. Unter der Leitung von Katrin Bünten führten die Schülerinnen und Schüler im Forum zweimal das Stück „Nachtasyl“ von Maxim Gorki auf. Fazit: Kein Star steht in der Geschichte des Stückes über Angehörige der unteren Gesellschaftsschicht als Held auf der Bühne. Kein einzelner tragischer Charakter steht im Mittelpunkt, sondern eine Gruppe von gescheiterten Existenzen.
Es ist ein Morgen, und die Bewohner des Nachtasyls, eines dunklen, mit Getränkekisten und biederen Decken sowie alten Zeitungen ausgestatteten Kellerraums, sind soeben erwacht. Es dauert nicht sonderlich lange und sie beginnen zu streiten und sich gegenseitig zu beschimpfen. Der Baron (Mike Hense), der Schlosser Kleschtsch, die kranke Anna und ein Schauspieler wollen sich überdies nicht am Aufräumen beteiligen.
Looser im Rampenlicht
Mit seinem Drama schickte Maxim Gorki vor mehr als 100 Jahren (1902 in Moskau aufgeführt) erstmals als Zielgruppe fast ausnahmslos Looser ins Rampenlicht. Alles spielt nicht nur im Forum des Gymnasiums, sondern in einem Obdachlosenasyl, in dem sich die Frage nach dem Sinn des Lebens, der Arbeit und der Wahrheit im Grunde verbietet. Als der Pilger Luka (Amita Behrami) auftaucht und die Menschen mit seinen Lügengeschichten ermutigt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich aus dem Elend zu befreien, kommt sogar für kurze Zeit Hoffnung auf.
Katrin Bünten hat das textlastige Stück, weil es in der Oberstufe keine AG ist, sondern eine Produktion im Fach Literatur, quasi mit allen 23 Schülerinnen und Schülern besetzt. Bühnenbild, Maske oder Jobs an der Musik oder beim Soufflieren - alle waren mit im Boot. Gesprochen wurde ohne Mikro. Bei der Premiere spielte der Kurs vor rund 80 Zuschauern, die meisten davon Mitschüler, Geschwister oder Eltern. Die Verantwortung für die Musik hatte überdies Dr. Matthias Schäfers.
Natürlich waren die Rollen und der viele Text für viele Schülerrinnen und Schüler eine echte Herausforderung und bisweilen stockte es auch, aber beim Amateurtheater ist das bekanntlich „Teil der Realität“. Die philosophisch interessanten Passagen hatte noch vor der Pause Emirhan Altan als Satin. Gab er doch der Gruppe im selbst gewählten „Drecksloch“ mit auf den Weg: „Ich fürchte mich nicht vorm Sterben.“ Die Attitude der Lässigkeit gepachtet hatte allerdings Polat Aydin als Pepel, sehr überzeugend in seiner Rolle agierte zudem der Schauspieler im Stück, bei der Premiere gespielt von Simon Friedrich.
Das Gymnasium hatte sich zudem entschieden, so Katrin Bünten vor dem Bühnenstart, etwaige Spenden - nach dem tragischen Mordfall im Herbst in Horn - weiterzureichen.