„Sind wir in der Steinzeit?“ Horn-Bad Meinberg tritt bei Digitalisierung auf der Stelle

Horn-Bad Meinberg. Ein Bericht über den aktuellen Stand der Digitalisierung in Horn-Bad Meinberg hat bei den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses große Ernüchterung ausgelöst. Die Stadt arbeitet seit Kurzem mit dem Dienstleister OWL-IT an einer Digitalisierungs- und Wissensstrategie. Torsten Fisahn, bei OWL-IT verantwortlich für die Kommunalberatung, informierte den Ausschuss am Dienstag über den aktuellen Stand des Vorhabens. Nach Meinung der Politiker müsste die Stadt allerdings schon deutlich weiter sein.

Aber von vorne: Ziel des Vorhabens ist es, sämtliche Services der Verwaltung künftig für Bürger und Unternehmen in digitaler Form anbieten zu können. Zudem soll das Arbeiten innerhalb der Verwaltung erleichtert werden. Jede Stelle, jeder Arbeitsplatz, solle angepackt werden, berichtete Fisahn. So müsse sich etwa das Dokumentmanagement verbessern. Wichtige Formulare und Ähnliches sollen leichter zugänglich gemacht werden. Wenn ein Mitarbeiter ausfällt, soll es dessen Vertretung damit so leicht wie möglich gemacht werden. Auch Erklärvideos dazu, was es auf einer bestimmten Stelle zu beachten gilt, seien denkbar, erklärte Fisahn.

Fragen bleiben unbeantwortet Zunächst müssen laut dem Experten die Mitarbeiter der Horn-Bad Meinberger Verwaltung mitgenommen werden. &bdquo;Die Motivation zur digitalen Veränderung muss da sein.“ Dann solle im Rahmen des Digitalkonzeptes erarbeitet werden, welche technischen Voraussetzungen es braucht. Erst dann lasse sich über konkrete Veränderungen sprechen, die auch dem Bürger zugutekommen - etwa die Möglichkeit, Behördengänge nicht mehr vor Ort, sondern auch zu Hause am Computer erledigen zu können. &bdquo;Anfangs ist es ganz viel Organisation und Kommunikation. Sonst bekommt man als Verwaltung die Digitalisierung nicht vernünftig umgesetzt“, meinte Fisahn.

Die Ausschussmitglieder waren mit dem Sachstandsbericht jedoch alles andere als zufrieden. Zu oberflächlich, nicht zeitgemäß - so lautete das Urteil der Fraktionen. SPD-Mann Peter Kieslich machte es am Beispiel der digitalen Akte deutlich: &bdquo;Das ist nichts Neues. PDF-Dateien gibt es schon seit 30 Jahren.“ Patrick Pauleikhoff von der CDU wurde noch deutlicher: &bdquo;Wenn dies das Vorzeigeprodukt der Digitalstrategie sein soll, frage ich mich: Sind wir in der Steinzeit?“ Was kann man schon? Was muss gemacht werden? Wie weit ist man überhaupt? Diese Fragen lasse der Sachstandsbericht unbeantwortet, bedauerte Pauleikhoff.

Mehr Personal nötig Gestartet wurde das Digital-Projekt um Ostern 2024 herum, bestätigt Fisahn auf Nachfrage der Fraktion. Rund fünf Meetings mit der Führungsriege der Verwaltung stünden noch aus, bevor die Pläne auch tatsächlich umgesetzt werden können. Die Fraktionen forderten Bürgermeister Heinz-Dieter Krüger und die Verwaltungsspitze dazu auf, bis zu den Haushaltsberatungen im Winter alles Nötige ausgearbeitet zu haben.

Das ist auch deswegen entscheidend, da womöglich zusätzliches Personal für die Umsetzung der Digital-Strategie vonnöten ist. Laut Torsten Fisahn brauche es eine Vollzeitstelle und eine weitere halbe Stelle. Derzeit kümmert sich lediglich der Digitalisierungsbeauftragte Thomas Janssen, neben weiteren Tätigkeiten, um digitale Angelegenheiten bei der Stadt.

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