So kümmert sich ein „helfender Engel“ um Patienten der Bad Meinberger Rehaklinik

Horn-Bad Meinberg. Im Foyer in der Mediclin Rose-Klinik: Betti Dreimann, legere Bekleidung, flotter Kurzhaarschnitt, trägt ein grünes Tuch - das Erkennungszeichen für die sogenannten grünen Damen der Rehaeinrichtung. Erst muss sie einem Patienten ein Paket geben, dann hat sie für ein Interview Zeit.

77 Jahre alt ist sie und lebt in Wöbbel. Wie sie zu ihrer ehrenamtlichen Aufgabe kam? &bdquo;Ich rühre immer in allen Töpfen“, legt die Rentnerin ohne große Umstände los. Im Jahr 2013 ging die ehemalige Hauswirtschaftsleiterin in Rente, arbeitete zuvor in der Großküche eines Paderborner Internats. Auf die grünen Damen wurde sie durch einen Zeitungsartikel in der LZ im Jahr 2021 aufmerksam. Die Klinik suchte Interessierte. &bdquo;Ich muss raus in die Welt, muss einen Punkt haben, wo ich etwas Sinnvolles tun kann“, erklärt sie ihre Beweggründe.

Tolles Team Mit sechs anderen Frauen ging es los. &bdquo;Das war ein ganz liebes Team, wir hatten alle Hände voll zu tun“, erzählt Betti Dreimann. Die Evangelische Kirche Deutschland übernahm die Versicherungen und spendierte die grünen Tücher. Die Euphorie war am Anfang groß. Mit den Corona-Einschränkungen wurde der Kreis jedoch kleiner. Drei der Frauen blieben vorerst - übrig blieb am Ende Betti Dreimann.

Sie kommt mehrmals in der Woche in die Klinik, wie es in ihren Zeitplan so passt, in der Regel eine Stunde. Ihre Aufgaben entnimmt sie einer ebenfalls grünen Mappe, in der Zettel von Patienten stecken, die ein Anliegen haben oder Hilfe benötigen. Da braucht ein Herr, der noch nicht laufen kann, Drogerieartikel, ein anderer neue Batterien für sein Hörgerät. Die 77-Jährige hat auch schon Schuhe gekauft für Patienten, die nach langem Krankenhausaufenthalt und anschließenden Rehas keine passenden mehr hatten.

Sehnsucht nach draußen Betti Dreimann weiß: Viele haben nicht viel Geld. Pragmatisch, wie sie ist, schaut sie erst mal in ihren eigenen Fundus. So schob ein Patient mit ihren Gartenclogs gerne seinen Rollator. &bdquo;Auch mein Mantel lief hier spazieren“, schmunzelt sie mit Blick auf den Kurpark, &bdquo;das ist wunderschön.“ Sie schiebt gern Patienten mit Rollstuhl an die frische Luft. Das würden diese nach wochenlangen Zimmeraufenthalten sehr genießen, weiß sie. &bdquo;Das macht mir dann auch Spaß.“

Zu einige Patienten verbindet sie etwas mehr - persönliche Geschichten. Wie die von Renate, die ihren 80. Geburtstag in Bad Meinberg feierte. Motiviert durch Betti sangen sie beide gemeinsam an ihrem Ehrentag, denn auch Betti sang leidenschaftlich gern im Frauenchor Wöbbel. &bdquo;So einen schönen Geburtstag wie in Bad Meinberg habe ich noch nie gehabt“, zitiert die grüne Dame die Patientin.

Mut machen Auf den Mund gefallen ist sie nicht, kann gut kontern - das kommt an. Und so kam es auch schon vor, dass eine Männerrunde nach einem flotten Spruch ein Ständchen singen musste. &bdquo;Da hat die Bude gewackelt“, schmunzelt Betti Dreimann. Sie weiß die Menschen zu nehmen, auch wenn die Stimmung mal nicht so gut ist. Empathie sei wichtig, findet die 77-Jährige, die ihre eigene Mutter gepflegt hat - und den Menschen zuzuhören. Sie hält in der Klinik immer Augen und Ohren offen, ob jemand Hilfe gebrauchen könnte. Bei Bedarf macht sie Mut - und die Menschen danken es ihr. &bdquo;Die Aufgabe ist für mich ein Geschenk. Ein Geben und Nehmen“, resümiert Betti Dreimann.

In der Rose-Klinik fühlt sie sich gut aufgehoben, ist bei Veranstaltungen der übrigen Mitarbeiter dabei. &bdquo;Britta, ich liebe dich“, wirft sie am Kiosk locker der Mitarbeiterin als Dank für eine Eisschokolade hin. Nur eins fehlt ihr: ein paar Kolleginnen, mit denen sie sich die Aufgaben teilen kann. Und zum Austausch. Darauf hofft auch stellvertretende Pflegedienstleiterin Veronika Rudenski. Für sie ist Betti Dreimann die g ute Seele der Klinik. Wer sich für das Ehrenamt interessiere - Voraussetzungen gebe es keine.

Weitere Serienteile unter

https://www.lz.de/serien/mit_herz_fuer_...

LZ-Serie &bdquo;Mit Herz für Horn-Bad Meinberg“

Ohne sie geht es nicht: Etliche Horn-Bad Meinberger sind ehrenamtlich tätig. Menschen, die sich besonders stark engagieren, wollen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, in der Serie &bdquo;Mit Herz für Horn-Bad Meinberg“ vorstellen. Lassen Sie sich inspirieren von den Geschichten und Erlebnissen der &bdquo;Horn-Bad Meinberger Helden“. Und vielleicht kennen auch Sie jemanden, über dessen Einsatz und Motivation Sie gerne lesen würden - dann melden Sie sich per E-Mail an cgroene@lz.de Wir freuen uns auf Ihre Hinweise, Tipps und Inspirationen.

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