
Horn-Bad Meinberg. Der Sommer 2025 steht vor der Tür, zwei Wochen noch. 2024 war er bekanntlich hitzemäßig „mäßig“. Wie lief der Wasserkonsum für den großen Player in Lippe: Staatlich Bad Meinberger Mineralbrunnen. Volker Schlingmann fasst für die Geschäftsführung zusammen: „Die Branche hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht positiv entwickelt.“ Was spielt beim Lebensmittel Nummer 1 eine Rolle? Die LZ wollte es wissen und traf Schlingmann beim Glas Wasser aus der Glasflasche; ohne Kohlensäure.
Wasser ist nicht gleich Wasser und Leitungswasser sensorisch eher unauffällig. Bei der Frage, ob es stark gekühlt besser schmeckt, dürften die Meinungen ebenfalls weit auseinander gehen ...
Volker Schlingmann: Grundsätzlich können wir hierzulande zufrieden sein mit unserem Leitungswasser. Beim Mineralwasser gibt es in Deutschland natürlich große regionale Unterschiede in der Mineralisierung. Ich trinke Mineralwasser gern bei 15 Grad. Die Flasche muss also nicht in den Kühlschrank, im Keller steht sie auch gut.
Kommen wir mal zu ökonomischen Aspekten – der Mineralwasserkonsum lag 2024 in Deutschland bei beachtlichen 125 Litern pro Kopf. Vergleicht man das mal mit Werten aus den 80er Jahren, sind es „Welten“. Worauf ist der stabile Markt zurück zu führen?
Volker Schlingmann: Das Thema Gesundheit spielt in der Gesellschaft eine zunehmend größere Rolle. Grundsätzlich trinken die Verbraucher deshalb etwas mehr Wasser.
Früher gab es quasi eine Art von Mineralwasser, heute überbieten sich die Unternehmen bei der Produktpalette: natürlich, mit und ohne Kohlensäure, aber vor allem mit zahlreichen Fruchtgeschmacksorten. Ist ein Ende abzusehen?
Volker Schlingmann: Ja, früher habe ich noch von meiner Mutter Himbeersirup ins Wasser gerührt bekommen. Die Zeiten sind vorbei. Die Hersteller bringen viele neue Geschmacksrichtungen auf den Markt. Im Grunde war schon die Apfelschorle ein Schritt in einen neuen Markt. Das Produkt brachte damals starkes Wachstum. Heute unterscheiden wir allerdings zwischen reinen Erfrischungsgetränke- und Limonadenherstellern und den Produzenten von Erfrischungsgetränken auf Basis von natürlichem Mineralwasser, zu denen auch unser Unternehmen gehört – das unterscheidet uns übrigens von den großen nationalen und internationalen Playern. Um auf die Kernfrage zurückzukommen: Unser Unternehmen erfährt im Segment der zuckerfreien Erfrischungsgetränke derzeit eine deutliche Dynamik.
Was kauft Bad Meinberger dazu?
Volker Schlingmann: Wir kaufen Grundstoffe, Aromen und Konzentrate vom Marktführer; ein Unternehmen in Darmstadt. Geliefert wird in Edelstahlcontainern. Egal ob Apfel, Orange oder Holunder. Die leeren Container gehen zurück.
Hinzu kommt – fast schon eine religiöse Frage – der Unterschied von Glasflasche, Einweg-PET oder Mehrweg-PET. Was will der Verbraucher?
Volker Schlingmann: Der Trend bleibt stabil bei der Glasflasche. Die PET-Mehrweggebinde legen aktuell leicht zu, was wir als positiv bewerten, da diese Verpackungsform ökologisch die vorteilhafteste ist. Einweg-PET verliert geringfügig an Anteil.
Ihr umsatzstärkster Artikel?
Volker Schlingmann: Mineralwasser, Medium, in PET und Glasflasche. Mit rund 60 Prozent. Die anderen 40 Prozent teilen sich Classic und Still.
Wie oft wird die Flasche gereinigt und wieder nachgefüllt?
Volker Schlingmann: Die Glasflasche kommt auf rund 50 Befüllungen, die PET-Mehrweg auf rund 25.
Beim Reinigen der Flaschen oder dem Abfüllen wird natürlich Energie benötigt. Bad Meinberger hat sich im Marktsegment vordere Plätze bei der Energieeffizienz erwirtschaftet. Sind die Energiekosten wirklich stark gesunken?
Volker Schlingmann: Ich bin seit rund 40 Jahren in der Mineralbrunnen-Industrie. Bei der Optimierung der Prozesse – vom Reinigen bis zur Abfüllung – haben wir zuletzt Maßstäbe gesetzt. Wir haben uns immer wieder gefragt: Warum läuft das grundsätzlich so? Und ginge das auch anders, besser? Gerade mit Beginn der Ukraine-Krise, als abzusehen war, dass uns das Thema Energiekosten einholt. Unser größter Energieverbrauch entsteht an den Flaschenreinigungsmaschinen. Wir haben viel ausprobiert und auch hier und da Lehrgeld gezahlt. Aber der kontrollierte Regelbruch hat sich ausgezahlt. Vergleicht man unseren Energieverbrauch mit den Werten aus 2010, haben wir rund fünf Millionen Kilowattstunden Wärmeenergie pro Jahr eingespart. Das sind extrem starke Werte in der Branche. Ich sage selbstbewusst: Wir sind bei diesem Thema ganz vorn.