Im Interview: Dr. Jens Hofele will in Horn-Bad Meinberg erst mal Projekte fertigstellen

Horn-Bad Meinberg. Den einen Lieblingsort kann Dr. Jens Hofele in Horn-Bad Meinberg gar nicht benennen. &bdquo;Es gibt viele schöne Orte“, sagt der FDP-Bürgermeisterkandidat. Und so bleibt es beim Foto in seiner Firma im Industriepark Lippe in Belle.

Sie führen ein großes Unternehmen. Wie kam es zur Bewerbung für das Bürgermeisteramt?

Dr. Jens Hofele: Ich habe in der Vergangenheit schon ein bisschen in die Kommunalpolitik reingeschnuppert und bin sehr unzufrieden, wie das Ganze sich bewegt. Ich finde, dass Dinge in Horn-Bad Meinberg nicht auf den Punkt gebracht werden, sehr viel begonnen wurde und vieles nicht fertig ist. Es gibt viele Baustellen, die schon lange schwelen.

Welche wären das?

Jens Hofele: Den Bellern wurde, als die Grundschule geschlossen wurde, versprochen, dass eine neue Grundschule in Bad Meinberg gebaut würde. Aber bis heute existiert noch nicht einmal eine Zeichnung. Ich glaube sogar, dass das Paket mit dem Standort am Heinrich-Drake-Platz noch einmal aufgeschnürt wird. (Anm. der Red.: Der Schulausschuss fasste am 23. Juni 2023 dazu den Beschluss.) Die Geschichte mit der Kampstraße (Fachmarktzentrum, Anm. der Red.), wo wir dann anderswo einen Leerstand produziert haben, war alles andere als glücklich. Die Verkehrssituation kann man aber ohne dramatische Eingriffe lösen, würde ich sagen. Sie ist natürlich zurzeit total unbefriedigend.

Kann sich Horn-Bad Meinberg ein Badehaus leisten?

Jens Hofele: Ich glaube, das ist die falsche Frage. Sondern: Will sich Horn-Bad Meinberg ein Badehaus leisten? Dazu kam ein sehr guter Vorschlag bei der Wahlarena, dass man einen Bürgerentscheid auf den Weg bringt, bei dem man den Bürgern reinen Wein einschenkt. Ich denke, im Herbst werden wir wissen, wie viel das kostet. Die Bürger müssen selbst entscheiden, ob es ihnen das wert ist. Ein Investor wäre die Ideallösung, aber den sehe ich nicht. Bis jetzt hat noch keiner geschafft, damit Geld zu verdienen.

Wodurch könnte der Kurort Bad Meinberg noch attraktiver werden?

Jens Hofele: Ein großes Problem ist der Leerstand in Bad Meinberg. Ich denke, es ist ein Jammer mit dem Hotel Stern. Wenn es gelänge, das zu beleben, würde man schon einen Riesenschritt nach vorn machen, was die Attraktivität betrifft. Das ist so eine exponierte Lage!

Wie stehen Sie zu dem Bau von Windrädern auf Horn-Bad Meinberger Gebiet?

Jens Hofele: In Horn-Bad Meinberg halte ich neue Windräder nicht für sinnvoll. Prinzipiell ist Windkraft eine Sache, die hier gut funktioniert an 300 Tagen. Ich glaube, wenn man aber anfängt, den Wald abzuholzen, macht man was falsch. Prinzipiell sind wir an einem Punkt, dass wir genügend Produktionskapazitäten an erneuerbaren Energien haben. Eigentlich müsste jetzt der Schwerpunkt in die Umwandlung und Speicherung der Energie gehen.

Was wären Ihre vorrangigen Projekte als Bürgermeister in Horn-Bad Meinberg?

Jens Hofele: Ich möchte erst mal angefangene Projekte über die Linie bringen. Ganz vornean die Grundschule, dass die endlich auf den Weg gebracht wird. Da steht die Politik mit einem Versprechen in der Pflicht. Aber es gibt noch viele kleine Projekte. So ist auch die Situation beim Schwimmunterricht schwierig. Wenn die Badehaus-Situation geklärt ist und sich eventuell dagegen entschieden wurde, geht es darum, dass man für den Schwimmunterricht eine dauerhafte Lösung findet.

Ihr Vorschlag?

Jens Hofele: Wenn es negativ ausgehen würde, werden wir an anderer Stelle investieren müssen. Am Püngelsberg ist nicht viel Platz. Da muss man eine Lösung mit einem privaten Anbieter finden. Das wäre dann der Plan B.

Was läge Ihnen bei der Stadtentwicklung am Herzen?

Jens Hofele: Wir haben in Horn viel mehr Leerstand und Stellen, die unansehnlich sind. Die Stadt hat ja schon über die Immobiliengesellschaft, die gegründet worden ist, einige Häuser gekauft. Das ist sicherlich der Weg, wo man etwas verändern kann. Das ist dann eine Gelegenheit, auch mit dem Denkmalschutz ins Gespräch zu kommen, mit dem Ziel, dass man vielleicht die Fassade erhält und einen Kompromiss macht, denn viele Gebäude sind renovierungsbedürftig. Es ist bei vielen eben so, dass sich eine Sanierung nicht wirtschaftlich darstellen lässt. Die Gebäude, die wir jetzt haben, sind wirklich keine Schönheiten und nicht etwas Besonderes, um unsere Geschichte darzustellen.

Eine Aussage im LZ-Lippe-Check zu Horn war: &bdquo;Arm, alt, krank, keine Kaufkraft, keine Ästhetik“. Lohnt sich ein Engagement trotzdem?

Jens Hofele: Erst mal würde ich dem nicht zustimmen. Zutreffen tut das, wenn man in spezielle Bereiche der Burg-, Mittel- und Heerstraße geht. Aber alles das war schön und könnte es wieder sein. Ich glaube nicht, dass der klassische Einzelhandel, wie er früher mal war, heute noch bestehen könnte. Aber trotzdem kann man Gebäude in der Mittelstraße gewerblich nutzen. Auch ein Klempnermeister könnte dort beispielsweise seinen Betrieb haben.

Wie wollen Sie ein Abwandern von Mitarbeitern aus der Verwaltung wie bei Claus Raphael Müther verhindern?

Jens Hofele: Ich glaube, das ist meine größte Stärke, die ich in die Waagschale werfen kann. Ich habe zwei Unternehmen geführt und viele Leute sind mit mir mitgegangen. Ich glaube, ich könnte einen anderen Wind in die Verwaltung bringen und dass mein Führungsstil gut ankommen würde. Es gibt natürlich Gründe, warum Leute weggehen. Es ist wieder das Problem, tausend Sachen anzufangen und dann alles auf den Tisch zu legen.

Sie haben ein Unternehmen. Warum wollen Sie hier weg?

Jens Hofele: Ich habe ein gut aufgestelltes Unternehmen. Wenn ich Bürgermeister werde, wird sofort ein Verkaufsleiter anfangen und auch mein Sohn wird mit seinem Studium fertig und möchte sich ins Unternehmen einbringen. Ich gehe von Belle nach Horn. Das ist nicht, als wenn ich nach Berlin gehen würde.

Persönlich Dr. Jens Hofele (57) stammt gebürtig aus Arolsen. Er ist studierter Chemiker (Universität Paderborn) und promovierte in Instrumenteller Analytik. Als Chemiker fing er bei der Firma Schomburg an und war dort zuletzt Geschäftsführer und Gesellschafter. 2013 machte sich Dr. Hofele selbstständig und gründete 2014 im Industriepark Lippe die Firma Velosit, die Mörtel, Abdichtungen und Spachtelmassen produziert. In der FDP ist er seit vier Jahren Mitglied, arbeitete für eine kurze Zeit im Umweltausschuss mit. Dr. Hofele ist verheiratet und hat zwei Söhne.

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