500 Gäste blicken bei der 50-Jahr-Feier auf Kalletals Geschichte

Kalletal-Hohenhausen. Ob Kurt Kalkreuter damit gerechnet hatte, dass seine Worte im Laufe des Abends so oft wieder aufgegriffen würden? Der stellvertretende Landrat hatte einen Vergleich gezogen, der aufhorchen und zugleich schmunzeln ließ: Kalletal, sagte er in seinem Grußwort bei der 50-Jahr-Feier der Gemeinde, sei mit 112 Quadratkilometern seit der kommunalen Neugliederung 1969 &bdquo;größer als Paris".

Mehrere Redner wie Dr. Albert Hüser vom Lippischen Heimatbund griffen die Worte am Mittwochabend teils ungläubig auf – auch der reimende Landwirt Friedo Petig. Zuvor hatten die Redner vor knapp 500 Gästen im Festzelt am Freibad neben Spaß und Musik zahlreiche Aspekte der Gemeindegründung vor 50 Jahren beleuchtet – positive, aber auch negative. Einen sprach Petig humorvoll an: &bdquo;Es gab Kummer – Ortsnamen werden ersetzt durch ne Nummer." &bdquo;Kalletal 1" bis &bdquo;Kalletal 16", wie Ende der 60er Jahre angeblich diskutiert, wurden zum Glück verhindert. Stattdessen sei die Kommune mit ihren 16 Dörfern heute wie eine Familie, sagte Bürgermeister Mario Hecker. Alle hätten Stärken und Schwächen. Es komme darauf an, alles zusammenzuführen. Kalkreuter betonte, mit Problemen wie in der Großstadt – Stichwort: Feinstaubbelastung – müsse sich der ländliche Raum nicht herumschlagen.

Auf die Anfänge blickte auch Dr. Eike Stiller, Leiter der Jacobischule: &bdquo;Das klingt alles nicht nach Liebesheirat." Doch mit der Vernunfthochzeit – nichts anderes sei die Bildung der Gemeinde offenbar gewesen – hätten die Kalletaler seinerzeit &bdquo;ein hohes Maß an Innovationskraft" gezeigt. Das attestierte er der Gemeinde bis heute. Bestes Beispiel sei die Bildung der Gemeinschaftsschule 2011.

Apropos Innovationsfreude: Reinhold Rieger berichtete von den Anfängen des Bürgerbusses, der heute als Erfolgsmodell gilt. Auch hier war Kalletal Vorreiter – nach einem klassischen Fehlstart: &bdquo;Bei der ersten Fahrt des Bürgerbusses 1989 stieg nur ein Fahrgast zu."

Iris Schön, Vorsitzende der Hohenhauser Vereinsgemeinschaft und Moderatorin des Abends, blickte mit den stellvertretenden Bürgermeistern Dieter Hartwig und Ulrich Kellmer auf 1969 zurück und damit auch auf die Probleme einer Flächenkommune: &bdquo;Damals gab es in der neuen Großgemeinde elf kommunale Friedhöfe, aber nur einen Kindergarten." Auch die Ausstattung der Feuerwehr, bemerkte Wehrführer Udo Knaup, habe am Anfang in vielen der 16 Dörfer zu wünschen übrig gelassen.

Mit den Umzügen in seinem Leben – 26 an der Zahl – hätte es Jürgen Osterhage locker durch alle Kalletaler Dörfer geschafft. Der aus Bavenhausen stammende Ex-ARD-Auslandskorrespondent ist bis nach Neu-Delhi gekommen – und wusste also, wovon er sprach, als er über Heimat redete. &bdquo;Ich habe mich meiner Heimat nie näher gefühlt als in dem Moment, als ich am weitesten weg war", sagte er und meinte eine Reise nach Kaschmir. Im Anschluss wurde der 63-Jährige politisch: &bdquo;Schnelles Internet gehört an jede Milchkanne", forderte er, bevor er zum Schläger griff.

Denn Bürgermeister Hecker hatte für Jürgen Osterhage und Uwe Römer – beide Gründungsmitglieder der Tischtennisabteilung bei der Spielvereinigung Bavenhausen – ein kleines Match organisiert, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: An einer winzigen Platte zeigten sie ihr Können mit Mini-Schlägern.

Seine ARD-Laufbahn beendet hat Jürgen Osterhage übrigens in Prag. Und im Vergleich zur tschechischen Hauptstadt ist Kalletal dann flächenmäßig doch etwas kleiner...

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