Kalletal. Sie hat sich ein E-Bike gekauft. Als Klimaschutzmanagerin versucht sie, es für den Weg zur Arbeit zu nutzen, so oft es geht – umweltfreundliche Mobilität ist natürlich ein Thema für sie. Und Henrike Sieker ist begeistert von der Kalletal-Tauglichkeit: „Entfernungen und Steigungen verlieren ihre Schrecken", berichtet sie vom Radeln mit Elektro-Unterstützung. Ihr derzeit wichtigstes Projekt in Sachen Klimaschutz ist aber umfassender: Die 39-Jährige bastelt am Fahrplan für die „Global nachhaltige Kommune".
Damit will sich Kalletal als eine von 15 Modellkommunen in NRW daran machen, die Nachhaltigkeitsziele der Uno zu erfüllen. Das klingt abstrakt – und ist es erst mal auch. Denn der Rahmen, nämlich eine „integrierte Nachhaltigkeitsstrategie" für Kalletal zu entwickeln, muss erst mit Inhalt gefüllt werden. Und daran soll Henrike Sieker als Klimaschutzmanagerin entscheidenden Anteil haben. Nicht allerdings, indem sie sich selber Ziele ausdenkt: „Ich halte die Ideen und Anregungen aus der Bevölkerung für das Wichtigste."
Deshalb sei es gut, dass viele Bürger in der Steuerungsgruppe säßen und auch die Schulen darin vertreten seien, sagt die 39-Jährige, die den „Fridays-for-Future"-Protesten durchaus etwas abgewinnen kann.
Überhaupt: Sie sei froh, dass sie seit ihrem Amtsantritt in Kalletal Anfang Juni 2019 wieder stärker Kontakt mit den Menschen habe, mit ihnen an einem Strang ziehen könne, sagt Henrike Sieker. Zuvor war ein Schwerpunkt ihrer Arbeit beim schleswig-holsteinischen Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr in Flensburg die Planungstätigkeit. Dort prüfte sie unter anderem Naturschutz-Gutachten für die Straßenplanung. Nach zwölf Jahren im hohen Norden wollte sie zurück in die alte Heimat. Die Lemgoerin sagt von sich: „Ich bin Generalistin." Da passte die Aufgabe in Kalletal gut. Studiert hat sie Landschaftsentwicklung an der FH in Osnabrück – Schwerpunkte Landschaftsplanung und -entwicklung.
Zwischen dem Teimer und der Weser habe sie in den ersten Monaten ihrer Tätigkeit erst mal eine Bestandsaufnahme der bestehenden Projekte und Konzepte in Sachen Global Nachhaltige Kommune gemacht, sagt Henrike Sieker. Schließlich ist Klimaschutz ein weites Feld, wobei ihre Vollzeitstelle – auf drei Jahre befristet – auf dem „Masterplan 100 Prozent Klimaschutz" des Kreises basiere und es nun darum gehe, die dort beschriebenen Maßnahmen umzusetzen. Finanziert wird ihre Stelle vom Bundesumweltministerium. Zehn Prozent steuert die Gemeinde Kalletal bei.
Deshalb hat Henrike Sieker mit vielen Öko-Themen zu tun – sie reichen von der Mobilität im ländlichen Raum („prüfen, wo es beim ÖPNV Verbesserungsbedarf gibt") bis zur Koordination von Projekten wie dem energieautarken Gewerbegebiet Echternhagen. Den Einwand, dass in Sachen Klimaschutz auf kommunaler Ebene sowieso kein Blumentopf zu gewinnen ist, lässt sie nicht gelten. Im Gegenteil: „Gerade vor Ort lässt sich viel tun. Das fängt damit an, weniger Fläche zu versiegeln."
In Kalletal gebe es beim Thema energetische Sanierung angesichts eher älteren Gebäudebestands viel Potenzial, beschreibt sie ihren Eindruck. „Es gibt ein regelmäßiges Beratungsangebot der Verbraucherzentrale vor Ort, was kaum jemand weiß. Da müssen wir offensiver werden", findet Sieker. Schließlich könnten die Immobilienbesitzer von Fördermittel profitieren.
Zu ihrer Aufgabe gehören auch Besuche in den Kalletaler Bäckereien. Nicht unbedingt, um Brötchen zu kaufen, sondern um Werbung zu machen für das Mehrwegbecher-System des Kreises. Damit soll Müll in Form von Coffee-to-go-Bechern vermieden werden. Ganz konkret und nicht abstrakt.Kontakt: Tel. (05264) 644-409, E-Mail: h.sieker@kalletal.de