Tierische Therapeuten: Ziege, Ente und Gans helfen in Hohenhausen bei Demenz

Kalletal-Hohenhausen. Wer auf der Hohenhauser Straße am Pflegezentrum &bdquo;Mittendrin im Kalletal" vorbeikommt, dem fällt auf der Wiese am Garten das illustre Treiben von Ziege, Gans und Ente auf. Seit Anfang des Jahres tummeln sich dort im Gehege drei niedliche Zwergziegen, drei schnatternde Gänse und fünf watschelnde Laufenten. Das Grundstück, auf dem die Tiere frei umherlaufen, hat das Pflegeheim erst vor kurzem dazugekauft – es bot sich an als kleiner Privatzoo.

&bdquo;Wir verfolgen schon lange das Konzept, bei der Pflege von älteren Menschen mit Tieren zu arbeiten", sagt der Leiter des Sozialen Dienstes, Patrick Schubert. &bdquo;Tiere entlocken Emotionen, das ist besonders bei Demenz hilfreich." Oft bieten sie einen Anlass für Kommunikation, und die Bewohner reden dann mehr miteinander. &bdquo;Gerade in sich gekehrte Menschen blühen dadurch auf", weiß der gelernte Gerontologe.

Schnurren und bellen an jeder Ecke Schon seit Jahren gibt es im Haus zwei schnurrende und einen bellenden Vierbeiner: Haushund &bdquo;Piefke" und die Katzen &bdquo;Gismo" und &bdquo;Mikesch" sind bei allen beliebt. Oft warten sie schon im Flur, bis der quirlige &bdquo;Piefke" kommt und sich zu ihnen setzt. &bdquo;Gismo" hingegen ist eher faul. &bdquo;Er benutzt noch nicht mal die Treppen. Stattdessen wartet er, bis jemand den Aufzug benutzt, und fährt dann mit."

Mischling &bdquo;Piefke" ist ein sehr einfühlsamer Hund, der sofort merkt, wenn es jemandem schlecht geht. Dann gesellt er sich dazu und hält bei dem Betroffenen Wache. &bdquo;Tiere können feinste Schwingungen wahrnehmen und spüren schon sehr früh, wenn ein Mensch Gesellschaft braucht."

Schon nach kurzer Zeit, so Schubert, würden Tiere zu einem wichtigen Bezugspunkt für die Senioren und heben ihre Lebensqualität. Sie halten die Menschen agil und fit. &bdquo;Die Ziegen locken nun vermehrt hinaus in den Garten, und manche kommen gern beim Gassigehen mit."

Auch die Ziegen haben von den Bewohnern Namen erhalten. &bdquo;Mathilda", &bdquo;Bruno" und &bdquo;Clemens" waren anfangs noch sehr scheu und versteckten sich hinter ihren Klettersteinen. Aber über die Fütterungen wurden sie zunehmend zutraulicher und lassen sich nun gerne anfassen. &bdquo;Streicheln ist eine sinnvolle Ergänzung für das Wohlbefinden der Bewohner. Tiere schaffen eine andere Atmosphäre, lindern Stress und halten gesund. Sie erleichtern den Umgang mit den Menschen, weil sie viel entspannter sind", weiß der 34-Jährige.

Auch für Geschäftsführerin Anja Kriwet-Ackermann sind die Tiere wichtig. Als Ziege &bdquo;Mathilda" überraschend krank geworden war, fuhr die Chefin mit dem Tier zum Arzt, denn das Wohlergehen von Mensch und Tier soll absolut im Mittelpunkt stehen. Quietschfidel hingegen kamen die Gänse als gelbe flauschige Küken an. &bdquo;Liselotte", &bdquo;Frida" und &bdquo;Marianne" waren schon von Anfang an vorlaut. Heute haben sie eine prächtige Größe erreicht und begrüßen lautstark jeden Zaungast. Die Hausmeister bauten den neuen Mitbewohnern ein Entenhaus und den Ziegenstall, der auf Stelzen steht. Darunter schlafen nachts die Gänse. Zum Winter werden auch sie eine Unterkunft erhalten. Die Laufenten können frei im Garten herumspazieren.

Neben einem großen Teich mit Fischen gibt es im Haus auch noch die beiden Papageien &bdquo;Pedro" und &bdquo;Luna". Pfirsichköpfchen &bdquo;Pedro" war im Sommer zugeflogen, sein Eigentümer ließ sich nicht ermitteln. So besorgten die Mitarbeiter des Pflegeheims eine Voliere und holten von einem Züchter noch ein Weibchen. &bdquo;Bei den täglichen Rundflügen der beiden durch den Flur haben die Bewohner viel Spaß."

Neben der willkommenen Abwechslung helfe der Kontakt zu den Tieren auch gegen Einsamkeit. Um die Versorgung der vielen Tiere kümmern sich sowohl der Soziale Dienst als auch einige Bewohner. Manche nehmen beim Essen extra mehr Brotscheiben, um sie später zu verfüttern. Das fördere die Selbstständigkeit und hebe ihr Verantwortungsgefühl. Viele Senioren hatten schließlich früher selbst Tiere und erinnern sich dann wieder daran. Und für die meisten Menschen gehören Tiere zum Leben einfach dazu.

Heime setzen auf Vierbeiner Studien haben gezeigt, dass der Umgang mit Tieren besonders auf pflegebedürftige Menschen eine positive Wirkung haben kann. Tiergestützte Therapien halten dementsprechend verstärkt Einzug in die Medizin. Aus gelegentlichen Besuchsdiensten mit Tieren in Senioren- und Pflegeheimen sind mittlerweile vielerorts reguläre Angebote geworden. Manche Senioren sind schwer zu animieren, aber durch Tiere machen sie oft Fortschritte und bewegen sich wieder mehr. Tiere können also als Motivator dienen. 87 Prozent der Seniorenheime erlauben die Haltung eigener Haustiere. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des ISIS-Instituts, an der 2013 bundesweit 486 Einrichtungen teilnahmen.

Tierische Therapeuten: Ziege, Ente und Gans helfen in Hohenhausen bei Demenz

Tierschutzhof aus Minden-Lübbecke ist in der TV-Serie „Harte Hunde“ dabei

Bentorf feiert die Windmühle

Sicherheit contra Gemütlichkeit: Warum manche Deko im Pflegeheim nicht möglich ist

Tim Mälzer geht für neue Doku ins Pflegeheim

Feuer in Langenholzhausen droht auf Haus überzugreifen

Meinung: Dem MVZ Kalletal zu früh die Chance genommen

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €