Das Lager der Schuhhändler wird immer voller

Kalletal-Langenholzhausen. Auch wenn kleinere Läden demnächst wieder öffnen dürfen, stellen sich viele die Frage, mit welchen Maßnahmen sich regionale Geschäfte den Herausforderungen stellen. Kommt vorübergehend das &bdquo;kontaktlose Einkaufen"?

Einer, der seit Kindesbeinen am Markt ist, kommt aus Kalletal: Jan Willer ist Geschäftsführer eines Familienbetriebes in Langenholzhausen und betreibt auch einen Online-Handel. Willer gibt einen Einblick in die Frage, was Corona mit der Schuhbranche macht.

Herr Willer, was wäre der &bdquo;Worst Case", also der schlimmste anzunehmende Fall in diesen Zeiten?

Jan Willer : Wir erleben bereits eine dramatische Lage. Der mittelständische Modehandel, Sportgeschäfte, Bekleidung, Schuhe oder Lederwaren – alle zusammen bilden 60 Prozent der Innenstadtgeschäfte, bundesweit mit insgesamt rund 440.000 Arbeitsplätzen. Diese erreichen das Ende ihrer Liquidität.

Die Corona-Krise kommt zur Unzeit. Wäre im März und April nicht die Sommermode in Sachen Schuhe dran gewesen?

Willer : Die Zeit, in denen unsere Branche die Hauptumsatze generiert, sind die Monate März bis Mai. Im Moment haben wir unverschuldet geschlossen. Ich habe also keine Einnahmen durch unser Schuhhaus in Langenholzhausen.

Die Läden sind dicht, aber die neuen Schuhe stapeln sich im Lager. Oder wie muss sich der Laie das vorstellen?

Willer: Richtig. Die Läden sind voll bestückt. Da wir unsere Ware ein halbes Jahr vorher bestellen, kommen jetzt auch noch Schuhe, obwohl wir geschlossen haben.

Wer im Online-Vertrieb bereits unterwegs ist, kann einen Teil des Umsatzes im Netz generieren. Oder?

Willer : Am Anfang der Pandemie waren die Kunden mit Nudeln und Klopapier beschäftigt. Mittlerweile ziehen die Umsätze online stark an. Das gibt uns wieder Hoffnung. Profitieren werden vor allem die großen Marktplätze, die keine Steuern vor Ort zahlen. Der Mittelstand zahlt Steuern.

Hat die Flaute im Frühling gleichermaßen Einfluss auf die Produktion für den Winter?

Willer: Unsere Bestellungen für den Herbst sind längst raus. Ich gehe davon aus, dass wir an einer Rezession nicht vorbeikommen und zu viel Ware haben werden. Ich gehe ferner davon aus, dass die Industrie an einem Lager kaum interessiert sein wird. Aber durch die möglichen Insolvenzen wird es noch mehr Ware geben.

Kommen mit den Geschäftsöffnungen ab dem 4. Mai die großen Rabattschlachten auf den Verbraucher zu?

Willer: Aktuell wird die Ware online bereits günstiger verkauft. Mode ist eine verderbliche Ware und sinkt permanent im Preis. Natürlich kann man Standardprodukte auch im nächsten Jahr verkaufen. Aber wovon sollen wir die Herbstware der Industrie bezahlen?

Kommen die Maßnahmen der Bundesregierung bei Ihnen an?

Willer: Die Soforthilfe stand sofort bereit. Leider haben wir für mehrere 100.000 Euro Ware gekauft. Da hilft das kaum weiter. Im Endeffekt werden die Banken entscheiden, wer überleben kann.

Jan Willer persönlich Jan Willer lebt und betreibt sein Schuhgeschäft in Kalletal-Langenholzhausen. Der 42-Jährige ist verheiratet und hat drei Kinder. Er ist seit 1996 im Unternehmen tätig. Jan Willer übernahm das Geschäft von seinem Vater Ulrich.

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